Archer Jeffrey
sechs Jahren zusammen.« Der Senator begrüßte einen weiteren Gast.
»Manchmal wünschte ich …«, fing Ruth an.
»Was wünschst du dir manchmal?«, wollte Robert wissen, der neben seiner Frau stand.
Ruth drehte sich zur Seite, damit der Senator sie nicht hören konnte. »Niemand könnte Annie mehr lieben als ich, aber manchmal wünschte ich … na ja«, sie zögerte, »ich wünschte, sie hätten sich beide öfter mit anderen Leuten getroffen.«
»Fletcher trifft viele andere Mädchen. Er will nur nicht mit ihnen ausgehen. Und davon abgesehen«, sagte Robert und ließ sich sein Champagnerglas neu auffüllen, »wie oft bin ich mit dir schon zum Einkaufen gegangen und dann hast du am Ende doch das Kleid gekauft, das du als Erstes gesehen hast.«
»Das hat mich nicht davon abgehalten, mir mehrere andere Männer anzuschauen, bevor ich mich für dich entschieden habe«, widersprach Ruth.
»Ja, aber das war etwas anderes, weil dich keiner der anderen haben wollte.«
»Robert Davenport, ich möchte dir hiermit mitteilen …«
»Ruth, hast du vergessen, wie oft ich dich gebeten habe, mich zu heiraten, bevor du endlich Ja gesagt hast? Ich habe sogar versucht, dich zu schwängern.«
»Das hast du mir nie gesagt.« Ruth sah ihren Mann an.
»Offenbar hast du vergessen, wie lange es dauerte, bevor Fletcher endlich auf die Welt kam.«
Ruth sah wieder auf ihre Schwiegertochter. »Lass uns hoffen, dass sie nicht dasselbe Problem haben wird.«
»Es gibt keinerlei Grund für eine solche Annahme«, versicherte Robert. »Es ist ja nicht Fletcher, der ein Kind zur Welt bringen muss. Und ich wette«, fuhr er fort, »dass Fletcher ebenso wie ich den Rest seines Lebens keine andere Frau ansehen wird.«
»Du hast keine andere Frau angesehen, seit wir verheiratet sind?«, fragte Ruth, nachdem sie zwei weiteren Gästen die Hand geschüttelt hatte.
»Nein.« Robert nahm noch einen Schluck Champagner. »Ich habe mit ein paar von ihnen geschlafen, aber angesehen habe ich sie nie.«
»Robert, wie viel hast du getrunken?«
»Ich habe nicht gezählt«, gab Robert zu, als Jimmy sich zu ihnen gesellte.
»Worüber lachen Sie beide, Mr Davenport?«
»Ich habe Ruth gerade von meinen vielen Eroberungen erzählt, aber sie weigert sich, mir zu glauben. Sag mir, Jimmy, was möchtest du gern tun, nachdem du jetzt deinen Abschluss hast?«
»Ich möchte mit Fletcher zusammen Jura studieren. Es wird wahrscheinlich anstrengend, aber mit Ihrem Sohn bei Tag und Joanna bei Nacht könnte ich es vielleicht gerade so schaffen. Sie müssen sehr stolz auf ihn sein«, meinte Jimmy.
» Magna cum laude und Präsident der Studentenschaft«, sagte Robert. »Und wie stolz wir sind!« Er streckte sein leeres Glas einem vorübereilenden Kellner entgegen.
»Du bist betrunken.« Ruth versuchte, nicht zu lächeln.
»Du hast wie immer Recht, mein Liebling, aber das wird mich nicht davon abhalten, ungeheuer stolz auf meinen einzigen Sohn zu sein.«
»Ohne Jimmys Hilfe wäre er niemals Präsident geworden«, erklärte Ruth überzeugt.
»Das ist sehr nett von Ihnen, Mrs Davenport, aber vergessen Sie nicht, dass Fletcher einen überwältigenden Wahlsieg errungen hat.«
»Erst, nachdem du Tom … wie immer er heißen mag … davon überzeugt hast, zurückzutreten und Fletchers Kandidatur zu unterstützen.«
»Das mag geholfen haben, aber Fletcher hat die Veränderungen in Gang gesetzt, die eine ganze Generation von Yalies beeinflussen wird«, hielt Jimmy dagegen, als Annie zu ihnen trat. »Hallo, Babyschwester.«
»Wenn ich die Vorstandsvorsitzende von General Motors bin, wirst du mich dann immer noch mit diesem dämlichen Spitznamen bedenken?«
»Aber natürlich«, sagte Jimmy, »und darüber hinaus werde ich dann auch keine Cadillacs mehr fahren.«
Annie wollte ihm gerade einen Hieb versetzen, als der Maître verkündete, es sei an der Zeit, den Kuchen anzuschneiden.
Ruth legte einen Arm um ihre Schwiegertochter. »Achte gar nicht auf deinen Bruder. Sobald du deinen Abschluss hast, wird ihn das schon auf den ihm gebührenden Platz verweisen.«
»Ich will meinem Bruder ja gar nichts beweisen«, sagte Annie. »Es war immer Ihr Sohn, der das Tempo vorgegeben hat.«
»Dann müssen Sie ihn auch schlagen«, riet Ruth.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will«, meinte Annie. »Wissen Sie, er redet davon, in die Politik zu gehen, sobald er sein Jurastudium abgeschlossen hat.«
»Das sollte dich nicht von einer eigenen Karriere abhalten.«
»Das wird es auch nicht, aber ich bin nicht zu
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