Archer Jeffrey
all das, was ich im Laufe der Jahre geopfert habe? Tja, wenigstens bin ich jetzt an der Reihe.« Nat wirbelte herum und nahm Tom fest in die Arme, während die versammelte Gemeinde in Gelächter ausbrach.
Tom hat Recht, dachte Nat. Er hatte nicht einmal Einwände erhoben, als Nat sich weigerte, Berufung beim Wahlkomitee einzulegen, obwohl Nat wusste, dass Tom glaubte, Nat könne bei einer Neuwahl erfolgreich sein. Und am folgenden Morgen hatte Mr Russell angerufen und Nat angeboten, ihr Haus für den Hochzeitsempfang zu nutzen. Wie sollte er ihm das jemals vergelten?
»Aber Vorsicht«, warnte Tom, »Dad wird erwarten, dass du als Trainee zu ihm in die Bank kommst, sobald du deinen Abschluss an der Harvard Business School hast.«
»Das könnte das beste Angebot sein, das ich bekomme«, meinte Nat.
Braut und Bräutigam wandten sich an ihre Familie und Freunde. Susan versuchte erst gar nicht, ihre Tränen zurückzuhalten, und Michael strahlte vor Stolz. Su Lings Mutter trat einen Schritt vor und machte ein Foto der beiden in ihrem ersten Augenblick als Mann und Frau.
Nat erinnerte sich nicht genau an den Empfang, er hatte nur das starke Gefühl, dass Mr und Mrs Russell nicht mehr hätten tun können, wenn er ihr eigener Sohn gewesen wäre. Er ging von Tisch zu Tisch, dankte vor allem jenen, die eine lange Anreise auf sich genommen hatten. Erst als er den Klang von Silber auf Kristall hörte, prüfte er schnell, ob die Rede, die er vorbereitet hatte, immer noch in der Innentasche seines Jacketts steckte.
Nat eilte rasch zu seinem Platz am Kopfende des Tisches, gerade als sich Tom für seine Rede erhob. Der Trauzeuge erklärte, warum der Empfang in seinem Elternhaus abgehalten wurde. »Und vergessen Sie nicht, dass ich Su Ling lange vor dem Bräutigam einen Heiratsantrag gemacht habe, wobei sie allerdings aus unerfindlichen Gründen bereit war, sich mit der zweiten Wahl zu begnügen.« Nat lächelte Toms Tante Abigail aus Boston zu, während die Gäste klatschten.
Manchmal fragte sich Nat, ob Toms Scherze über seine Liebe zu Su Ling nicht etwas über seine wahren Gefühle verrieten. Er sah zu seinem Trauzeugen auf, erinnerte sich, wie er sich damals an ihrem ersten Tag in Taft neben den verheulten, kleinen Jungen ans Ende der Reihe gesetzt hatte, weil er zu spät gekommen war – Danke, Mutter! Er musste daran denken, wie viel Glück er hatte, solch einen Freund zu besitzen, und er hoffte, ihm bald denselben Dienst erweisen zu können.
Tom wurde herzlich zugejubelt, als er sich setzte und den Weg für den Bräutigam frei machte.
Nat begann seine Rede mit einem Dank an Mr und Mrs Russell für ihre Großzügigkeit und ihre Erlaubnis, ihr herrliches Heim für den Empfang zu nutzen. Er dankte seiner Mutter für ihre Klugheit und seinem Vater für sein Aussehen, was ihm Applaus und Gelächter einbrachte. »Aber am meisten danke ich Su Ling, weil sie den falschen Weg eingeschlagen hat, und meinen Eltern für eine Erziehung, die mich veranlasste, ihr zu folgen und sie zu warnen, dass sie einen Fehler begeht.«
»Es war ein weitaus größerer Fehler, dass sie dir den Hügel hinauf hinterherjagte«, warf Tom ein.
Nat wartete, bis die Lacher aufhörten, bevor er fortfuhr: »Ich habe mich in dem Augenblick in Su Ling verliebt, als ich sie sah, ein Gefühl, das eindeutig nicht erwidert wurde, aber wie ich bereits erklärte, bin ich mit dem Aussehen meines Vaters gesegnet. Lassen Sie mich damit enden, dass ich Sie hiermit alle zu unserer Goldenen Hochzeit am 11. Juli 2024 einlade.« Er schwieg kurz. »Nur Weicheier und die, die es wagen sollten, vorher zu sterben, sind entschuldigt.« Er hob sein Glas. »Auf meine Frau Su Ling.«
Als Su Ling nach oben verschwand, um sich umzuziehen, fragte Tom Nat endlich, wo sie die Flitterwochen verbringen wollten.
»Korea«, flüsterte Nat. »Wir haben vor, das Dorf zu suchen, in dem Su Ling geboren wurde. Vielleicht können wir Familienangehörige aufspüren. Aber wir haben es Su Lings Mutter nicht erzählt – wir wollen sie bei unserer Rückkehr damit überraschen.«
Dreihundert Gäste strömten ins Freie, um in der Auffahrt zu applaudieren, als der Wagen mit Braut und Bräutigam auf der Fahrt zum Flughafen in der Ferne verschwand.
»Ich frage mich, wo sie ihre Flitterwochen verbringen«, sagte Su Lings Mutter.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Tom.
*
Fletcher hielt Annie im Arm. Ein Monat war seit der Beerdigung von Harry Robert vergangen und immer noch gab sie sich die Schuld.
»Das ist
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