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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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ganzen Weg hierher gekommen, nur um zu erfahren, dass wir nach Seoul zurückkehren müssen«, sagte sie.
    »Wieso das?«, wollte Nat wissen.
    »Ganz einfach. Ku Sei Peng erinnerte sich, dass meine Mutter das Dorf verlassen hat, um sich in der Hauptstadt Arbeit zu suchen; sie kehrte jedoch nie zurück. Aber ihre jüngere Schwester Kai Pai Peng wohnt immer noch in Seoul und Ku Sei hat mir ihre letzte bekannte Adresse gegeben.«
    »Also auf in die Hauptstadt.« Nat läutete am Empfang durch und teilte mit, dass sie sofort auschecken wollten. Kurz vor Mitternacht trafen sie in Seoul ein.
    »Ich glaube, es wäre klüger, wenn ich sie allein besuche«, sagte Su Ling am nächsten Morgen beim Frühstück. »Möglicherweise sagt sie nicht mehr viel, wenn sie entdeckt, dass ich mit einem Amerikaner verheiratet bin.«
    »Soll mir recht sein«, erwiderte Nat. »Ich wollte ohnehin den Markt auf der anderen Seite der Stadt besuchen. Ich suche nämlich etwas ganz Bestimmtes.«
    »Was denn?«, wollte Su Ling wissen.
»Wart’s ab.«
Nat nahm ein Taxi in das Kiray-Stadtviertel und brachte den
    Tag damit zu, über einen der größten Freiluftmärkte der Welt zu schlendern – eine Reihe an der anderen, unzählige übervolle Stände, von Rolex-Uhren bis zu Zuchtperlen, von GucciTaschen bis zu Chanel-Parfüm, von Cartier-Armbändern bis zu Tiffany-Herzen. Er ignorierte Rufe wie »Hier herüber, Amerikaner, schau dir meine Waren an, viel billiger«, da er sich nie sicher sein konnte, was davon kein Imitat war.
    Als Nat an diesem Abend ins Hotel kam, war er erschöpft und trug schwer an sechs Einkaufstüten, in erster Linie mit Geschenken für seine Frau. Er fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock und als er die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, hoffte er, dass Su Ling von ihrem Besuch bei der Großtante schon zurückgekehrt war. Als er die Tür schloss, war ihm, als ob jemand schluchzte. Er blieb stehen. Das Geräusch kam aus dem Schlafzimmer.
    Nat ließ die Tüten auf den Boden fallen, schritt durch den Raum und stieß die Tür zum Schlafzimmer auf. Su Ling lag eingerollt und weinend auf dem Bett. Er schlüpfte aus seinen Schuhen, zog sein Jackett aus, kletterte neben ihr auf das Bett und nahm sie in seine Arme.
    »Was ist los, kleine Blume?«, fragte er und streichelte sie sanft.
Sie antwortete nicht. Nat hielt sie eng an sich gepresst, war sich bewusst, dass sie es ihm erzählen würde, sobald sie dazu bereit war.
Als es dunkel wurde und die Straßenlampen flackernd aufleuchteten, zog Nat die Vorhänge zu. Dann setzte er sich neben Su Ling und nahm ihre Hand.
»Ich werde dich immer lieben«, sagte Su Ling, ohne ihn anzusehen.
»Und ich werde dich immer lieben«, erwiderte Nat und nahm sie wieder in den Arm.
»Erinnerst du dich an die Nacht unserer Hochzeit? Wir haben uns gelobt, keine Geheimnisse voreinander zu haben, also muss ich dir jetzt sagen, was ich heute Nachmittag … –«
Nat hatte noch nie ein so trauriges Gesicht gesehen. »Nichts, was du herausgefunden hast, könnte mich dazu bringen, dich weniger zu lieben«, versicherte er ihr.
Su Ling zog ihren Ehemann an sich und ließ ihren Kopf an seine Brust sinken, als ob sie ihm nicht in die Augen sehen konnte. »Ich war heute Morgen pünktlich bei meiner Großtante«, fing sie an. »Sie erinnerte sich gut an meine Mutter, und erklärte mir, warum sie das Dorf verlassen hatte und zu ihr nach Seoul gekommen war.« Su Ling klammerte sich an Nat und wiederholte jedes Wort, das Kai Pai ihr gesagt hatte. Als sie mit ihrer Geschichte fertig war, löste sie sich von ihm und sah ihn zum ersten Mal an.
»Kannst du mich immer noch lieben, jetzt, wo du die Wahrheit weißt?«, fragte sie.
»Ich hätte nicht geglaubt, dass ich dich jemals mehr lieben könnte. Und ich kann mir nicht vorstellen, welchen Mut es dich gekostet haben muss, mir das mitzuteilen.« Er schwieg. »Es wird das Band zwischen uns nur stärken und niemand wird es jemals zerreißen können.«
    * »Ich halte es nicht für klug, wenn ich dich begleite«, sagte Annie.
    »Aber du bist mein Glücksbringer und …«
    »… und Dr. Redpath hält es auch nicht für klug.« Widerstrebend akzeptierte Fletcher, dass er die Reise nach New York allein antreten musste. Annie war im siebten Monat und obwohl es keine Komplikationen gab, wollte er dem Arzt nicht widersprechen.
    Fletcher war hocherfreut gewesen, als man ihn zu einem zweiten Gespräch zu Alexander Dupont & Bell eingeladen hatte. Er fragte sich, wie viele der anderen Kandidaten

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