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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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androgynes Äußeres, das ihm gefiel.
    Ich nehme an, ich war die einzige in dem Pub, die nach etwas Beständigerem Ausschau hielt.
Und so erlaubte Roger mir, bei ihm zu übernachten. Ich erinnere mich, daß er, um sich auszuziehen, im Badezimmer verschwand, während ich dort lag, wo, wie ich vermutete, meine Seite des Bettes sein sollte. Seit jener Nacht hat er mich nie auch nur ein einziges Mal aufgefordert zu verschwinden, geschweige denn versucht, mich hinauszubefördern. Unsere Beziehung ist völlig problemlos. Nie habe ich es erlebt, daß er seine Stimme erhob oder mich unfair anfuhr. Verzeihen Sie mir die abgedroschene Phrase, aber zum ersten Mal in meinem Leben bin ich auf die Füße gefallen.
Rrr. Rrr. Rrr. Dieser verfluchte Wecker! Wenn ich ihn doch irgendwo vergraben könnte! Dieser Lärm würde auch diesmal so lange weitergehen, bis Roger sich endlich entschloß, sich zu bewegen. Einmal hatte ich versucht, mich über ihn hinwegzustrecken, um dem höllischen Geklingel ein Ende zu bereiten, dabei das Ding jedoch lediglich zu Boden gestoßen, was ihn nur noch mehr ärgerte als das Klingeln selbst. Nie wieder, entschied ich. Schließlich tauchte ein langer Arm unter der Bettdecke hervor, eine Handfläche fiel auf den oberen Teil des Weckers, und der scheußliche Lärm hörte auf. Ich habe einen leichten Schlaf – die geringste Bewegung läßt mich aufwachen. Wenn er mich doch nur darum gebeten hätte – ich selbst hätte ihn jeden Morgen viel sanfter wecken können. Schließlich sind meine Methoden ganz genauso verläßlich wie jede künstliche Verrichtung.
Halb wach, liebkoste Roger mich flüchtig und massierte dann meinen Rücken, was mir mit Garantie jedesmal ein Lächeln entlockte. Dann gähnte er, streckte sich und erklärte wie jeden Morgen: »Muß mich beeilen, sonst komm’ ich zu spät zur Arbeit.« Andere weibliche Wesen hätten sich über die Voraussagbarkeit unserer morgendlichen Routine aufgeregt – nicht aber die Lady, die hier spricht. Das alles war Teil eines Lebens, in dem ich mich geborgen fühlte, weil ich glaubte, endlich etwas gefunden zu haben, dessentwegen es sich zu leben lohnte.
Roger schaffte es, seine Füße falsch in die Pantoffeln zu stecken, was immer eine Fifty-fifty-Chance war, bevor er sich ins Badezimmer schleppte. Wie immer kam er fünfzehn Minuten später wieder heraus und sah nur geringfügig besser aus als beim Betreten des Badezimmers. Ich habe gelernt, mit dem zu leben, was andere wohl seine kleinen Schwächen genannt hätten, während er gelernt hat, meinen Sauberkeitsfimmel und mein Geborgenheitsbedürfnis zu akzeptieren.
»Steh auf, du Faulpelz«, ermahnte er mich, lächelte dann jedoch nur, als ich mich wieder einrollte und ganz offensichtlich die warme Mulde, die sein Körper hinterlassen hatte, nicht verlassen wollte.
»Ich nehme an, du erwartest, daß ich dir Frühstück mache, bevor ich zur Arbeit gehe?« fügte er hinzu, während er die Treppe hinunterging. Ich hielt es nicht für nötig zu antworten. Ich wußte, er würde ein paar Augenblicke später die Haustür öffnen, die Morgenzeitung, die Post und unsere tägliche Flasche Milch hereinholen. Verläßlich wie immer, würde er den Kessel aufsetzen, dann zur Speisekammer gehen, eine Schüssel mit meinem Lieblingsfrühstück füllen, meine Portion Milch dazugießen und sich selbst gerade genug für zwei Tassen Kaffee übriglassen.
Ich war imstande, fast auf die Sekunde genau vorauszusagen, wann das Frühstück fertig war. Zuerst konnte ich das Wasser im Kessel kochen hören, ein paar Augenblicke darauf das Eingießen der Milch, und dann schließlich das Geräusch eines Stuhls, der über den Fußboden geschoben wird. Das war für mich das Signal, daß es nun an der Zeit sei, mich zu ihm zu gesellen.
Langsam streckte ich meine Beine aus und stellte dabei fest, daß ich mich um meine Nägel würde kümmern müssen. Ich hatte mich bereits entschieden, mich erst dann gründlich zu säubern, wenn er zur Arbeit gefahren war. Ich konnte das Geräusch des Stuhls hören, der über das Linoleum in der Küche geschoben wurde. Ich war so glücklich darüber, daß ich buchstäblich einen Sprung aus dem Bett machte, bevor ich zur offenen Tür ging. Sekunden später war ich unten. Obgleich er bereits seinen ersten Mundvoll Cornflakes genommen hatte, hörte er in dem Moment, als er mich sah, zu essen auf.
»Nett, daß du mir Gesellschaft leistest«, sagte er, und auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
Ich

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