Archer Jeffrey
die dafür anfallenden Zollgebühren bezahlen«, sagte Christopher fest.
»Es würde mir nicht im Traum einfallen, das nicht zu tun«, erwiderte Kendall-Hume, während er mit einem Paket von gewaltigen Ausmaßen kämpfte und es anschließend auf den Trolley der Roberts wuchtete. Christopher wollte protestieren, als Kendall-Hume zweitausend Pfund hervorzog und dem Schullehrer das Geld und die Quittung überreichte.
»Was machen wir, wenn sie behaupten, Ihr Teppich sei weit mehr als nur zehntausend Pfund wert?« fragte Margaret ängstlich und stellte sich neben ihren Ehemann.
»Dann zahlen Sie die Differenz, und ich werde sie Ihnen gleich danach zurückerstatten. Aber ich versichere Ihnen, es ist sehr unwahrscheinlich, daß es dazu kommt.«
»Ich hoffe, Sie haben recht.«
»Natürlich habe ich recht«, sagte Kendall-Hume. »Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe so etwas schon einmal gemacht. Und ich werde an Ihre Hilfe denken, wenn Ihre Schule das nächste Mal zu Spenden aufruft«, fügte er hinzu und ließ sie mit dem riesigen Paket stehen.
Sobald Christopher und Margaret ihr Gepäck wieder hatten, holten sie sich einen zweiten Trolley und reihten sich in die Schlange der vor der Zollkontrolle Wartenden ein.
»Führen Sie irgendwelche Waren mit, deren Wert fünfhundert Pfund überschreitet?« fragte der junge Zollbeamte höflich.
»Ja«, sagte Christopher. »Wir haben während unseres Urlaubs in der Türkei zwei Teppiche gekauft.« Er händigte dem Mann die beiden Rechnungen aus.
Der Zollbeamte studierte die Quittungen sorgfältig und fragte dann, ob er sich die Teppiche einmal ansehen dürfe.
»Selbstverständlich«, antwortete Christopher und machte sich an die schwierige Aufgabe, das größere der Pakete zu öffnen, während Margaret das kleinere bearbeitete.
»Ich werde sie von einem Experten begutachten lassen müssen«, sagte der Beamte, sobald die Pakete geöffnet waren. »Das wird aber nur wenige Minuten in Anspruch nehmen.« Kurz darauf wurden die Teppiche weggetragen.
Aus den »wenigen Minuten« wurden mehr als fünfzehn, und Christopher und Margaret bereuten bald ihren Entschluß, den Kendall-Humes auszuhelfen, ganz gleich, wie wichtig der Spendenaufruf der Schule sein mochte. Sie begannen eine völlig belanglose Plauderei, deren Bemühtheit selbst der amateurhafteste Detektiv sofort durchschaut hätte.
Endlich tauchte der Zollbeamte wieder auf.
»Wären Sie vielleicht so freundlich, sich kurz privat mit meinem Kollegen zu unterhalten?« fragte er.
»Ist das wirklich notwendig?« wollte Christopher wissen und wurde rot.
»Ich fürchte, ja, Sir.«
»Wir hätten von vornherein nie einwilligen sollen«, flüsterte Margaret. »Wir haben noch nie mit der Obrigkeit Schwierigkeiten bekommen.«
»Reg dich nicht auf, Schatz. Es wird in ein paar Minuten vorüber sein, du wirst schon sehen«, sagte Christopher, war sich jedoch nicht sicher, ob er seinen eigenen Worten Glauben schenkte. Sie folgten dem jungen Mann durch die Hintertür hinaus und in einen kleinen Raum.
»Guten Abend, Sir«, sagte ein weißhaariger Mann mit mehreren goldenen Streifen auf dem Jackettärmel. »Es tut mir leid, daß ich Sie warten lassen mußte, aber wir haben einen Experten gebeten, sich Ihre Teppiche anzusehen und er ist überzeugt, daß hier ein Irrtum vorliegt.«
Christopher wollte protestieren, brachte jedoch kein Wort heraus.
»Ein Irrtum?« gelang es Margaret zu fragen.
»Ja, Madam. Die Rechnungen, die Sie vorgelegt haben, ergeben in seinen Augen keinerlei Sinn.«
»Ergeben keinen Sinn?«
»Nein, Madam«, sagte der Zollbeamte. »Ich wiederhole, wir sind der Ansicht, daß ein Irrtum vorliegen muß.«
»Was für ein Irrtum?« fragte Christopher, der endlich seine Stimme wiedergefunden hatte.
»Nun, Sie haben von sich aus zwei Teppiche deklariert, einen zum Preis von zehntausend Pfund und einen zum Preis von fünfhundert Pfund, wenn man diesen Rechnungen glaubt.«
»Und?«
»Jedes Jahr kehren Hunderte von Leuten mit türkischen Teppichen nach England zurück, daher haben wir in diesen Dingen einige Erfahrung. Unser Berater ist sich sicher, daß die Rechnungen falsch ausgestellt worden sind.«
»Ich verstehe noch immer nicht …« sagte Christopher.
»Nun«, erklärte der höhere Zollbeamte, »man hat uns versichert, daß der große Teppich auf einem gewöhnlichen Webstuhl hergestellt worden ist und lediglich zweihundert Ghiorden bzw. Knoten pro Quadratzentimeter aufweist. Trotz seiner Größe schätzen wir seinen Wert auf ungefähr
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