Archer Jeffrey
Exportleiter muß man sich an das viele Reisen gewöhnen.«
»Das glaube ich gerne«, erwiderte Adam. Er versuchte, sich auf die Worte seines hilfreichen Geistes zu konzentrieren, doch in seiner Schulter pochte und pochte es.
»Ich bin freilich nur für ein Jahr Präsident«, fuhr Jim fort, »aber ich werde dafür sorgen, daß die übrigen Delegierten das Jahr 1966 nicht so schnell vergessen.«
»Das werden sie bestimmt nicht«, sagte Adam beifällig. »Ich werde sie darauf hinweisen, daß Colman’s wieder
einmal ein Rekordjahr hinter sich hat, was den Export betrifft.« »Ist ja wirklich großartig«, warf Adam ein.
»Ja, aber ich muß zugeben, daß der Großteil unserer Profite
noch am Tellerrand liegenbleibt«, antwortete Jim lachend. Adam lachte ebenfalls; er hatte aber das Gefühl, daß
Mrs. Hardcastle und Linda dieses Bonmot nicht zum erstenmal hörten.
»Ich hab’ nachgedacht, Dudley, und meine Frau wird mir sicher zustimmen: Es würde uns sehr freuen, wenn Sie heute abend zu uns an den Präsidententisch kommen könnten – als mein Gast selbstverständlich!«
Mrs. Hardcastle und Linda nickten – letztere voll Begeisterung.
»Nichts würde mir mehr Vergnügen bereiten«, antwortete Adam, »aber ich fürchte, mein Kommandeur wäre nicht sehr begeistert, wenn er erfährt, daß ich auf dem Weg zurück nach England haltgemacht habe, um an einem Bankett teilzunehmen. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
»Wenn er nur im entferntesten meinem alten Kommandeur ähnlich ist, verstehe ich das nur allzu gut«, erklärte Jim. »Aber sollten Sie je in die Nähe von Hull kommen, müssen Sie uns besuchen.« Er zog ein Kärtchen aus der Brusttasche und reichte es Adam über die Schulter.
Adam betrachtete die Schrift in Prägedruck und überlegte, was »SIFT« wohl heißen mochte. Aber er erkundigte sich nicht danach.
»Wo in Dijon wollen Sie denn abgesetzt werden?« fragte Jim, als sie die Vororte der Stadt erreichten.
»Irgendwo in der Nähe des Zentrums, wenn es Ihnen recht ist.«
»Schreien Sie einfach, wenn Sie aussteigen wollen«, antwortete Jim. »Selbstverständlich behaupte ich immer, eine Mahlzeit ohne Senf ist …«
»Würden Sie mich bitte an der nächsten Ecke absetzen?« sagte Adam unvermittelt.
»Oh«, erwiderte Jim traurig, da er einen dankbaren Zuhörer verlor. Widerwillig fuhr er den Wagen an den Straßenrand.
Adam küßte Linda auf die Wange und kletterte aus dem Fond des Wagens. Dann schüttelte er Mr. und Mrs. Hardcastle die Hand.
»Hab’ mich wirklich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Jim. »Sollten Sie Ihre Meinung ändern, finden Sie uns im Hotel … Ist das da auf Ihrer Schulter Blut, mein Junge?«
»Nur eine Schramme von einem Sturz – nichts Ernstes. Ich werde sicher nicht zum Bankett kommen, denn ich möchte nicht, daß die Yankees glauben, sie hätten mich ausgestochen.«
»Ganz klar!« entgegnete Jim. »Also dann: Viel Glück!«
Der Wagen fuhr los. Adam blieb auf dem Gehsteig stehen und blickte ihm nach, bis er verschwunden war. Er lächelte und versuchte zu winken; dann wandte er sich um, bog um die Ecke und ging rasch eine Seitenstraße hinunter. Er suchte eine Gegend, in der es Geschäfte gab. In kürzester Zeit befand er sich im Stadtzentrum. Zu seiner Erleichterung entdeckte er, daß die Geschäfte noch offen hatten. Er begann beide Straßenrichtungen nach einer Ladentür mit einem grünen Kreuz darüber abzusuchen.
Adam mußte nur fünfzig Meter weit gehen, bis er einen Laden mit diesem Zeichen entdeckte. Zögernd trat er ein und musterte die Regale.
Ein hochgewachsener Mann mit kurzem blondem Haar, der einen langen Ledermantel trug, stand mit dem Rücken zum Eingang in einer Ecke. Adam erstarrte. Dann drehte sich der Mann um, mißbilligend die Packung Tabletten betrachtend, die er kaufen wollte, während er sich gleichzeitig über den dicken rotblonden Schnurrbart strich.
Adam trat an den Ladentisch. »Sprechen Sie zufällig englisch?« fragte er den Apotheker. Es sollte möglichst selbstsicher klingen.
»So halbwegs, hoffe ich«, lautete die Antwort.
»Ich brauche ein Fläschchen Jod, eine Bandage und starkes Elastoplast. Ich bin gestürzt und habe mir die Schulter an einem Felsen aufgeschürft.«
Der Apotheker stellte rasch das Gewünschte zusammen, ohne allzu großes Interesse zu zeigen.
»Hier haben Sie alles, was Sie brauchen, nur die Firmennamen sind andere«, erklärte er. »Macht dreiundzwanzig Francs«, fügte er hinzu.
»Nehmen Sie auch Schweizer
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