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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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zweihunderttausend Dollar in Gold am 20. Juni 1966«.
Sein Blick blieb am Kalender haften, der an einem Nagel an der Wand hing. Heute war Freitag, der 17. Juni 1966. Wenn man dem im Abkommen genannten Datum glauben durfte, so verlor das Dokument in drei Tagen seine Rechtsgültigkeit. Da ist es kein Wunder, überlegte Adam, daß die beiden mächtigsten Nationen der Welt so verzweifelt bemüht waren, es in ihre Hand zu bekommen.
Er las das Dokument noch einmal, Zeile für Zeile, Wort für Wort. An dem einzigen Wort, das in beiden Sprachen gleich lautete, saugte sein Blick sich fest.
Dieses Wort hatte er Lawrence verschwiegen.
Wie, fragte sich Adam, war die Ikone nur in Görings Hände geraten? Als der Reichsmarschall sie Adams Vater vermacht hatte, war er sich ihrer Bedeutung nicht im mindesten bewußt; hätte er nämlich die geradezu ungeheuerliche Wichtigkeit ihres Inhalts gekannt, wäre es ihm ein leichtes gewesen, mit einer der beiden Großmächte um seine Freilassung zu feilschen …
» Voilà, voilà « , sagte die Bäuerin und legte die warmen Socken, Unterwäsche und Hose vor Adam hin. Wie lange war er in seine Gedanken versunken gewesen? Er klappte rasch die Ikone zu und untersuchte sorgfältig das kleine Kunstwerk: Das Holz war so geschickt zugeschnitten, daß die Fuge nicht zu sehen war. Er dachte an die Worte in dem Brief seines Vaters: »Solltest du ihn aber öffnen und erfahren, daß er nur dazu dient, dich in eine unehrenhafte Sache zu verwickeln, entledige dich seiner, ohne auch nur einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.« Er brauchte in diesem Augenblick jedenfalls nicht lange nachzudenken, um zu wissen, wie sein Vater unter diesen Umständen gehandelt hätte.
Vor ihm stand die Bäuerin, die Hände in die Hüften gestützt, und blickte ihn verwundert an. Hastig schob Adam die Ikone in die Rocktasche und fuhr in seine Hose. Da ihm nichts einfiel, womit er der Bäuerin für ihre Gastfreundschaft und ihr spontanes Vertrauen danken konnte, ging er zu ihr, nahm sie zärtlich an den Schultern und küßte sie einfach auf die Backen. Sie überreichte ihm errötend eine kleine Plastiktüte, in der er drei Äpfel, Brot und ein großes Stück Käse entdeckte. Die Frau wischte ihm mit einem Zipfel ihrer Schürze einen Krümel von der Lippe und geleitete ihn zur offenen Tür.
Dankend schritt Adam in eine andere Welt hinaus.
DRITTER TEIL WEISSES HAUS WASHINGTON D.C. 17. JUNI 1966
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WEISSES HAUS
    WASHINGTON D.C. 17. Juni 1966
    »Ich will, verdammt noch mal, nicht der erste Präsident in der Geschichte der USA sein, der amerikanisches Territorium zurückgibt, statt neues zu gewinnen!«
    »Das verstehe ich ja, Mr. President«, erwiderte der Außenminister, »aber …«
     
    »Welche rechtlichen Schritte können wir in dieser
    Angelegenheit unternehmen, Dean?«
»Gar keine! Abraham Brunweld, die führende Kapazität für
    Dokumente dieser Epoche, hat bestätigt, daß die Bestimmungen dieses Pachtvertrages mit neunundneunzigjähriger Laufzeit für beide Seiten bindend sind. Der Vertrag wurde für Rußland von Edward de Stoeckle und für die USA von dem damaligen Außenminister William Seward unterzeichnet.«
    »Und die Vereinbarung hat heute noch Gültigkeit?« wandte sich der Präsident an Nicholas Katzenbach, seinen Justizminister.
    »Selbstverständlich, Sir«, erwiderte Katzenbach. »Allerdings nur unter der Voraussetzung, daß die andere Seite ihr Original vorlegen kann. In dem Fall bliebe den Vereinigten Nationen und dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag nichts übrig, als die Forderung der Sowjets zu unterstützen. Andernfalls würden alle internationalen Abkommen, die wir je unterzeichnet haben oder noch unterzeichnen werden, jegliche
    Glaubwürdigkeit verlieren.«
»Sie verlangen also von mir, daß ich mich brav hinlege und
    wie ein preisgekrönter Labrador mit dem Schweif wedle, während die Sowjets uns von oben bis unten bescheißen!« rief der Präsident aus.
    »Ich kann ja verstehen, wie Ihnen zumute ist, Mr. President«, antwortete der Justizminister, »aber ich bin nun mal verpflichtet, Sie von der Rechtslage in Kenntnis zu setzen.«
    »Verdammter Unsinn! Gibt es einen Präzedenzfall? Hat irgendwo auf der Welt sonst noch ein Staatsoberhaupt einen solchen Mist gebaut?«
    »Die Briten«, warf Dean Rusk ein, »werden 1999 ein ähnliches Problem mit Rotchina haben. Sie haben sich jedoch damit bereits abgefunden und der Regierung in Peking zu verstehen gegeben, daß sie bereit sind, zu einer

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