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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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Rennfahrer, die gleich schnell gefahren waren, gingen unsanft zu Boden. Der Brite blieb verdächtig still am Straßenrand liegen.
    Adam hatte Gewissensbisse. Er hätte am liebsten angehalten, um seinem Landsmann zu helfen, fürchtete jedoch, sein Schiff zu verpassen. Er sah den britischen Teambus vor sich und beschleunigte das Tempo. Endlich hatte er ihn eingeholt und fuhr auf gleicher Höhe neben ihm her. Adam gab dem Chauffeur ein Zeichen, an den Straßenrand zu fahren.
    Der Mann hinter dem Lenkrad sah überrascht drein, bremste jedoch und kurbelte das Fenster herunter. Adam brachte seinen Wagen vor dem Kleinbus zum Stehen, sprang heraus, lief zum Bus.
    »Einer eurer Leute hatte etwa eineinhalb Kilometer weiter hinten einen Unfall«, rief er.
»Danke, Kumpel!« erwiderte der Fahrer, wendete und brauste die Straße zurück.
Adam fuhr in gemessenem Tempo weiter. Endlich hatte er die gesamte Spitzengruppe überholt. Dann schaltete er wieder in den höchsten Gang. Ein Wegweiser zeigte ihm an, daß es nur mehr zweiunddreißig Kilometer bis Boulogne waren: Er würde das Schiff um drei bequem erreichen. Allmählich begann er mit dem Gedanken zu spielen, wie es wäre, wenn er den Montag überleben würde. Ob sein Leben jemals wieder in normalen, alltäglichen Bahnen verlaufen sollte? Jogging im Park, Anstellungsgespräche mit dem Foreign Office, Training mit dem Sergeantmajor … Ob er je dafür Anerkennung finden würde, daß er die Ikone in die richtigen Hände abgeliefert hatte? Das Problem war nur, daß er bis jetzt nicht einmal selbst wußte, wessen Hände die richtigen waren …
Ein Hubschrauber, der wie ein dicker grüner Ochsenfrosch aussah, strich über ihn hinweg – zweifelsohne die ideale Möglichkeit, zurück nach England zu gelangen, dachte Adam. So würde er sogar rechtzeitig zur ärztlichen Untersuchung in die Harley Street kommen.
Adam beobachtete, wie der Helikopter eine Schleife zog und ihm entgegenflog. Er vermutete, daß sich irgendwo in der Nähe ein Militärflugplatz befand, obwohl er sich aus seiner Armeezeit in dieser Gegend an keinen erinnern konnte. Wenige Augenblicke später kreuzte der Hubschrauber in deutlich geringerer Höhe seinen Weg. Adam hörte das Dröhnen des Rotors. Ein unglaublicher Gedanke schoß Adam durch den Kopf. Er umklammerte das Lenkrad, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten. In dem Augenblick drehte der Hubschrauber neuerlich um. Diesmal flog er direkt auf ihn zu.
Adam kurbelte das Fenster hoch und starrte, weit über das Lenkrad gebeugt, in den Himmel. Er sah die Umrisse dreier Gestalten im Cockpit des Hubschraubers. Wütend schlug er mit der Faust auf das Lenkrad. Er begriff, wie leicht es ihnen gefallen sein mußte, einen Wagen aufzuspüren, den er unter dem einen, einzigen Namen gemietet hatte, den sie sofort erkennen würden. Adam konnte Romanows triumphierendes Lächeln geradezu spüren, als der Helikopter über ihm schwebte.
Adam sah an der Straße vor sich einen Wegweiser auftauchen. Er bog von der Hauptstraße ab. Er fuhr auf ein Dorf namens Fleureville zu. Er trieb den Tachometer über neunzig, so daß der kleine Wagen über die Landstraße schlitterte. Der Hubschrauber schwenkte gleichfalls nach rechts. Er folgte ihm wie ein treuer Hund.
Adam riß das Lenkrad scharf nach links. Nur mit knapper Not vermied er den Zusammenstoß mit einem Traktor, der aus einem frischgepflügten Feld kam. Er schlug die nächste Querstraße rechts ein und hielt wieder auf die Straße nach Boulogne zu. Verzweifelt überlegte er, was er als nächstes tun sollte. Jedesmal, wenn er in die Höhe blickte, war der Hubschrauber direkt über ihm. Adam kam sich wie eine Marionette vor, die an Romanows Fäden tanzte.
Er schoß an einem Verkehrszeichen vorbei, das eine niedrige Unterführung ankündigte. Eine Sekunde lang kam ihm die melodramatische Idee, den Helikopter so tief herunterzulocken, daß er gegen die Straßenbrücke prallen müßte. Doch schon im nächsten Augenblick wurde ihm bewußt, daß er sich wie ein Anfänger aufführte.
Adam schätzte die Länge der Unterführung, die in Sicht kam, auf etwa sechzig oder siebzig Meter. Obwohl sie verhältnismäßig hoch war, hätte ein Doppeldeckerbus die Unterführung nicht passieren können, ohne daß die Fahrgäste im Oberdeck oben auf der Brücke gelandet wären. Für einen kurzen Moment fühlte Adam sich in Sicherheit. Er trat mit aller Kraft auf die Bremse des kleinen Citroen und kam etwa dreißig Meter vor Ende der Durchfahrt

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