Archer Jeffrey
quietschend zum Stehen. Beinah wäre der Wagen gegen die Wand der Unterführung geschlittert. Adam schaltete die Begrenzungslichter ein; sie leuchteten hell in der Dunkelheit. Er sah die nachkommenden Wagen ihr Tempo verringern, ehe sie in sicherem Abstand an dem Citroen vorbeifuhren.
Schließlich sprang er aus dem Wagen und rannte zum Ende der Unterführung. Er drückte sich gegen die Mauer. Der Hubschrauber war eine kurze Strecke weitergeflogen, aber schon kam er wieder zurück, direkt auf den Tunnel zu. Adam beobachtete, wie er über seinen Kopf hinwegbrauste. Augenblicke später hörte er den Helikopter erneut kehrtmachen. Während Adam abwartend dastand, tauchten auf der anderen Seite zwei Tramper auf, die miteinander plauderten.
Verzweifelt blickte er zu den beiden jungen Männern hinüber.
»Wollt ihr mitfahren?« rief er.
»Ja!« antworteten sie wie aus einem Mund. Adam taumelte auf sie zu.
»Fühlen Sie sich nicht wohl?« hörte er einen von ihnen fragen. Nur mit Mühe konnte er erkennen, welcher der beiden gesprochen hatte. Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt.
»Nein!« erklärte Adam schlicht. »Ich habe zum Mittagessen zuviel Wein getrunken, und wegen eines Radrennens wimmelt die Straße von Polizisten. Ich werde bestimmt angehalten, wenn ich noch eine längere Strecke fahre. Kann einer von euch Auto fahren?«
»Ich hab’ nur meinen kanadischen Führerschein«, sagte der größere der beiden Burschen. »Außerdem wollten wir nach Paris, und so wie Ihr Auto dasteht, wollten Sie offenbar in die Gegenrichtung.«
»Es ist ein Mietwagen von Hertz«, erklärte Adam. »Ich habe ihn heute morgen in der Rue St. Ferdinand abgeholt und muß ihn bis abends um sieben wieder zurückbringen. Ich glaube nicht, daß ich dies in meinem gegenwärtigen Zustand schaffe.«
Die beiden jungen Männer schauten ihn besorgt an. »Ich gebe euch hundert Francs, wenn ihr den Wagen für mich heil zurückbringt. Ich kann es mir nämlich nicht leisten, den Führerschein zu verlieren – ich bin Vertreter«, log Adam. Keiner der beiden sagte ein Wort. »Ich versichere euch, daß meine Papiere in Ordnung sind.« Er reichte sie dem Größeren, der im Schein der Innenbeleuchtung Albert Tomkins’ Führerschein und die Versicherungskarte begutachtete, bevor er sich mit seinem Freund beriet.
Adam hörte den Rotor des Hubschraubers über der Einfahrt der Unterführung dröhnen.
»Die hundert Francs brauchen wir nicht«, sagte der Größere schließlich. »Aber eine schriftliche Bestätigung, in der Sie erklären, weshalb wir den Wagen in Ihrem Auftrag zu Hertz nach Paris zurückbringen.«
Adam zog den Kugelschreiber des »Colonels« Tomkins hervor und beugte sich über die Kühlerhaube des Citroens. Er fühlte sich bemerkenswert nüchtern und kritzelte rasch ein paar Zeilen auf die Rückseite des Vertragsformulars von Hertz.
»Möchten Sie nicht mit uns nach Paris zurückfahren?«
Adam zögerte kaum merklich. Hörten die beiden denn nicht auch das Geräusch? »Nein! Ich muß nach Boulogne.«
»Wir könnten Sie nach Boulogne fahren und hätten dann noch immer Zeit genug, das Auto nach Paris zu bringen.«
»Nein! Das ist zwar sehr freundlich von Ihnen, aber ich komme schon allein zurecht. Hauptsache, ich kann mich darauf verlassen, daß der Wagen so rasch wie möglich wieder abgeliefert wird.«
Der Größere zuckte die Achseln. Sein Begleiter öffnete eine der hinteren Wagentüren und warf die Rucksäcke auf die Sitzbank. Adam blieb unter der Straßenbrücke stehen. Der Kanadier ließ den Motor an. Adam hörte, wie der Rotor des Hubschraubers plötzlich in einem anderen Rhythmus dröhnte. Offenbar setzte er auf einem Feld in der Nähe zur Landung an.
Fahrt doch, um Himmels willen, fahrt! wollte Adam rufen, da fuhr der Wagen schon in Richtung Boulogne los. Er beobachtete, wie sich der Citroen ungefähr hundert Meter weit auf der Straße entfernte, in die Zufahrt zu einem Bauernhof einbog, wendete und wieder auf die Unterführung zusteuerte. Der Fahrer hupte, als der Wagen im Dunkel an Adam vorbei in Richtung Paris verschwand. Erleichtert sank Adam in die Knie.
Er wollte sich aufrappeln und auf Boulogne losmarschieren, da erblickte er am anderen Ende der Unterführung die Umrisse zweier großer, hagerer Männer, die sich gegen den hellblauen Himmel abzeichneten. Adam verharrte wie erstarrt und sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Sie durften ihn einfach nicht entdecken.
Doch dann begann plötzlich einer der beiden auf ihn
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