Archer Jeffrey
die britischen Fahrer überholten.
Adam hielt zum Ansporn die Faust mit dem hochgestreckten Daumen hoch. Er blickte über die Schulter durch das Rückfenster. Tief aufatmend stellte er fest, daß von dem Hubschrauber noch immer nichts zu sehen war. Sie erreichten die Vororte von Boulogne. Bob brachte ihn sogar bis an die Docks. »Hoffentlich schafft ihr die Bronzemedaille«, sagte Adam und sprang aus dem Kleinbus. »Nochmals vielen Dank. Und viel Glück für die nächste Etappe!«
Dann sah Adam auf seine Uhr: in zwanzig Minuten lief das Schiff aus. Er reihte sich vor dem Fahrkartenschalter in der kurzen Warteschlange ein. Ständig blickte er sich um, ob ihn irgend jemand beobachtete. Aber kein Mensch schien das geringste Interesse an ihm zu haben. Mit der Fahrkarte begab Adam sich unverzüglich zum Schiff und begann eben, eine ziemlich unmelodische Version von »Yesterday« vor sich hinzupfeifen, da tauchte in der Ferne ein schwarzer Punkt am Himmel auf. Es gab keinen Irrtum – das Geräusch war unverkennbar.
Adam blickte zur Gangway hoch. Sie führte nur wenige Meter vor ihm auf das Deck des Schiffes. Dann schaute er zurück zu dem Punkt am Himmel, der rasch größer wurde. Er sah wieder auf die Uhr: In zwölf Minuten sollte die Fähre auslaufen – Zeit genug für seine Verfolger, um den Hubschrauber zu landen und sich an Bord der Fähre zu begeben, wo die Amerikaner ihn mit Sicherheit entdecken würden. Wenn allerdings sie aufs Schiff gingen, er jedoch hierbliebe, hätte er Zeit genug, die nächste Fähre in Dieppe zu erreichen …
Adam lief eilends zur Menschenansammlung hinüber, die auf den Start der nächsten Etappe des Straßenrennens wartete. In dem Augenblick strich der Hubschrauber über ihn hinweg und blieb dann auf derselben Stelle schweben wie ein Falke, der nach einer Maus späht.
»Ich dachte, Sie wollten unbedingt auf dieses Schiff!«
Adam wirbelte herum und sah sich dem britischen Teamchef gegenüber, der jetzt im Rennfahrerdreß steckte.
»Ich hab’ meine Meinung geändert«, sagte Adam.
»Hätten Sie nicht Lust, auf der nächsten Etappe unseren Bus zu lenken?« fragte Bob hoffnungsvoll.
»Und wohin führt die Etappe?«
»Nach Dünkirchen!«
Adam überlegte fieberhaft, wann die Fähre aus dem Hafen von Dünkirchen auslief, mit der auch Robin fahren sollte.
» Six minutes – noch sechs Minuten«, verkündete eine Stimme über den Lautsprecher.
»Okay!« antwortete Adam.
»Fein!« Bob fiel sichtlich ein Stein vom Herzen. »Kommen Sie, bitte.«
Adam lief hinter dem Teamchef zum Bus.
» Quatre minutes – noch vier Minuten«, hörte er deutlich, als Bob den Bus aufsperrte und ihm die Schlüssel aushändigte. Angestrengt blickte er zum Fährschiff hinüber. Die beiden Amerikaner tauchten soeben aus dem Gebäude auf, in dem sich der Fahrkartenschalter befand.
» Deux minutes – noch zwei Minuten.«
Adam schwang sich in den Fahrersitz und blickte ein weiteres Mal zur Fähre. Marvin und sein Kollege schritten die Gangway hinauf.
» Une minute – noch eine Minute.«
»Fahren Sie den Bus einfach nach Dünkirchen und geben Sie die Schlüssel am britischen Kontrollpunkt ab. Auf Wiedersehen!«
»Viel Glück!« antwortete Adam.
»Danke!« Bob rannte zur Startlinie und gesellte sich zu seinen Teamkollegen, die bereits sein Rad hielten und sich besorgt nach ihm umblickten.
» Trente secondes – noch dreißig Sekunden.«
Adam beobachtete, wie die Gangway hochgezogen wurde, als der Starter die Pistole hob.
»Auf die Plätze, fertig …«
Das Nebelhorn des Schiffes stieß ein langgezogenes, dröhnendes Heulen aus. Für die beiden Amerikaner begann die Reise nach Dover. Eine Sekunde später ertönte ein Pistolenschuß. Adam legte den zweiten Gang ein und fuhr in Richtung Dünkirchen davon.
24
In dem kleinen Hafencafe wartete Adam ungeduldig auf die Ankunft des Reisebusses. Den Kleinbus des britischen Teams hatte er am Kontrollpunkt übergeben. Er war bereit, an Bord zu gehen, mußte sich aber zuvor überzeugen, daß Robin auch wirklich auf der Fähre sein würde. Erst zehn Minuten vor der Abfahrtszeit trudelte der Bus ein.
»Du hast es wohl vor Sehnsucht nach mir nicht mehr ausgehalten, stimmt’s?«, fragte Robin, nachdem sie einander begrüßt hatten.
Adam brach in Gelächter aus. Er schaffte es, die Arme fast ganz um sie zu schlingen.
»Schön, dich zu sehen!« sagte er.
»Und ich dachte schon, du würdest irgendeine Geheimroute nach England einschlagen. In einer Spionagerakete oder in einem noch
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