Archer Jeffrey
Mann die Hand und schritt zum Straßenrand, wo der anonyme schwarze Wagen wartete, der ihn zum Flughafen bringen sollte.
Er fluchte laut. Diesmal hatte er den Agenten bemerkt, der ihm tags zuvor beim Hotel aufgefallen war.
9
»Machen Sie ihn fertig, Sir«, flüsterte der Corporal Adam ins Ohr.
»Da besteht wenig Hoffnung«, murmelte Adam, als er in den Ring sprang.
Der hagere, muskelprotzende Ausbilder erwartete ihn. »Machen wir ein paar Aufwärmrunden, dann werden wir ja sehen, wie Sie abschneiden, Sir.« Adam hüpfte und tänzelte um den Trainer herum, überlegte, wie er eröffnen sollte, ging mit einer Linken zum Angriff über und bekam prompt eins über die Nase.
»Deckung oben behalten!« riet der Sergeantmajor. Beim zweiten Angriff traf er den Ausbilder mit voller Wucht auf der Brust, mußte dafür aber sogleich eine linke Gerade auf die Schläfe einstecken. Er torkelte, ihm brannte das Ohr, aber er behielt oben Deckung, als eine Rechte und eine Linke folgten. »Sie haben keine Kraft, Sir. Das ist Ihr Problem. Sie können ja nicht mal die Haut von einem Reispudding ankratzen.« Adam täuschte mit der Rechten und knallte dann mit solcher Kraft eine Linke gegen das Kinn des Sergeantmajors, daß der taumelte und stürzte.
Der Corporal neben dem Ring grinste, als der Ausbilder auf dem Boden blieb und lange brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen.
»Verzeihung«, sagte Adam, ohne die Arme zu senken. Er war bereit weiterzukämpfen.
»Da gibt es nichts zu entschuldigen. Sie verdammter … Sir. Sie haben da einen verdammt guten Schlag gelandet. Technisches K. o., um genau zu sein; ich werde also ein, zwei Tage auf meine Revanche warten müssen.« Adam ließ erleichtert die Arme sinken. »Aber das heißt nicht, daß Sie heute schon aus dem Schneider sind. Jetzt kommen Gewichtstraining, Arbeit am Balken und Bodenübungen.«
In der nächsten Stunde trieb und quälte ihn der Sergeantmajor. Er hetzte, bis Adam schließlich wie ein Häufchen Elend auf dem Boden zusammenbrach und nicht einmal mehr eine Zeitung hätte aufheben können.
»Nicht schlecht, Sir. Das Foreign Office wird sicher ein Plätzchen für Sie finden. Bei dem Haufen von Waschlappen haben vielleicht sogar Sie eine Chance zu glänzen!«
»Sehr schmeichelhaft, Sergeantmajor!« sagte Adam aus der Rückenlage.
»Hoch mit Ihnen, Sir«, bellte der Ausbilder. Adam rappelte sich widerwillig auf, so schnell sein erschöpfter Körper erlaubte.
»Nicht schon wieder, Sergeantmajor!«
»An der Erholungszeit erkennt man die Kondition, nicht an der Laufzeit«, deklamierten beide im Chor.
»War ein trauriger Tag, als Sie die Armee verließen«, sagte der Ausbilder im Umkleideraum des Queen’s Club zu Adam. »Gibt nicht viele Offiziere, die mich zu Boden geschickt haben.« Der Ausbilder faßte sich vorsichtig ans Kinn. »Wird mich lehren, einen Mann zu unterschätzen, der neun Monate Chinesenfraß überlebt hat! Na, hoffentlich unterschätzt Sie das Foreign Office nicht ebenfalls.«
Der Sergeantmajor erhob sich von der Bank neben seinem Spind. »Mittwoch zur selben Zeit?«
»Mittwoch kann ich nicht, Sergeantmajor. Da bin ich möglicherweise noch nicht aus Genf zurück.«
»So, so. Treiben wir uns neuerdings auf dem Kontinent herum!«
»Donnerstag vormittag, falls es Ihnen paßt«, sagte Adam, ohne auf die Stichelei einzugehen.
»Ihren Termin bei dem Quacksalber haben Sie nächsten Montag, stimmt’s?«
»Ja.«
»Also dann Donnerstag um zehn. Bis dahin haben Sie reichlich Zeit, über meinen rechten Haken nachzudenken.«
Der KGB-Vorsitzende studierte den Bericht auf seinem Schreibtisch; da stimmte doch etwas nicht. Er blickte zu Romanow auf. »Sie suchten Bischoff et Cie. auf, weil diese Leute behaupteten, eine Ikone aus dem fünfzehnten Jahrhundert zu besitzen, auf welche die Beschreibung jener Ikone passen könnte, hinter der wir her sind?«
»Ganz richtig, Genosse. Der Direktor der Gosbank wird bestätigen, daß er persönlich den Besuch arrangiert hat.«
»Aber dann stellt sich heraus, daß die Ikone bei Bischoff et Cie. gar nicht den heiligen Georg mit dem Drachen zeigt, sondern den heiligen Petrus.«
»Das bestätigt auch Genossin Petrowa in ihrem Bericht.«
»Ach ja, die Genossin Petrowa«, sagte Zaborski, und sein Blick kehrte zu dem Blatt Papier auf dem Schreibtisch zurück.
»Ja, Genosse.«
»Und stimmt es, daß die Genossin Petrowa am Abend desselben Tages eine Verabredung mit Ihnen hatte und mysteriöserweise nicht einhielt?«
»Es ist mir völlig
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