Archer Jeffrey
entkommen, wird er rasch merken, daß wir den Flughafen ebenso wie die Bahnhöfe überwachen – für den Fall, daß er die Bahn nehmen möchte. Aber ich halte es für wahrscheinlicher, daß er alles daransetzen wird, mit einem Kraftfahrzeug zu fliehen. Daher werde ich mit fünf Mann zur französischen Grenze fahren, und Major Waltschek begibt sich mit fünf weiteren nach Basel und behält die deutsche Grenzstelle im Auge. Die übrigen bleiben zur weiteren Überwachung in Genf. Diejenigen von Ihnen, die eben erst angekommen sind, lösen unsere Agenten ab, die jetzt im Einsatz sind. Und erwarten Sie bitte nicht, daß Scott einfach wie ein Urlaubsreisender in der Gegend umherläuft. Prägen Sie sich das Foto des Engländers, das Sie erhalten haben, gut ein! Seien Sie auch darauf gefaßt, daß er versuchen wird, uns in irgendeiner Verkleidung zu entkommen.«
Romanow machte eine Pause und ließ seine Rede auf die
Zuhörer einwirken. »Derjenige von Ihnen, der mir die ZarenIkone bringt, braucht sich um seine Zukunft keine Sorgen mehr zu machen, wenn wir wieder daheim sind.« Auf den Gesichtern der Männer erschien erstmals ein hoffnungsvoller Ausdruck, als Romanow die Kopie der Ikone aus der Manteltasche hervorholte und sie hoch über seinen Kopf hielt, damit alle sie sehen konnten.
»Wenn Sie das Original dieses Bildes finden, ist Ihre Aufgabe erfüllt. Schauen Sie es sich genau an, Genossen, Fotografien gibt es keine! Und vergessen Sie nicht«, fügte er hinzu, »daß es nur einen einzigen Unterschied zwischen dieser Ikone und jener gibt, die Scott in seinem Besitz hat: In die Rückseite des Rahmens der echten Ikone ist eine kleine silberne Krone eingelassen. Wenn Sie diese Krone sehen, dann wissen Sie, daß es sich um das verschwundene Meisterwerk handelt.«
Romanow schob die Ikone wieder in seine Tasche und blickte auf die schweigenden Männer.
»Denken Sie daran: Scott ist gut, aber so gut ist er auch wieder nicht!«
13
»Sie machen wirklich Sachen, Scott, also ich muß schon sagen!« erklärte Robin, nachdem sie Adams Geschichte neben dem Kontrabaß stehend angehört hatte. »Entweder Sie sind ein Teufelskerl von einem Lügner, oder ich habe meine Nase für Schwindler verloren.« Adam blickte lächelnd zu der stattlichen jungen Frau auf, in deren Hand der Bogen des Instruments sich wie ein Zahnstocher ausnahm.
»Lassen Sie mich die Ikone anschauen, oder muß ich Ihnen einfach aufs Wort glauben?«
Adam sprang vom Bett und zog das Päckchen mit der ZarenIkone aus der Kartentasche seines Trenchcoats. Robin lehnte ihre Baßgeige gegen die Wand, legte den Bogen daneben und ließ sich in den einzigen Sessel im Zimmer fallen.
Adam reichte ihr das kleine Kunstwerk. Eine Zeitlang starrte Robin wortlos auf das Antlitz des heiligen Georg. »Großartig!« sagte sie schließlich. »Ich kann jeden verstehen, der es besitzen möchte. Aber kein noch so schönes Bild könnte je die Tragödie und Aufregungen wert sein, die Sie durchgemacht haben.«
»Ich finde es auch unerklärlich«, erwiderte Adam. »Aber Rosenbaum – oder wie auch immer er in Wirklichkeit heißt – hat zwei Morde begangen, um dieses Stück in seine Hände zu bekommen. Und er hat mich fest davon überzeugt, daß ich der nächste auf seiner Liste bin, zumindest solange sich die Ikone in meinem Besitz befindet.«
Robin starrte weiter auf die winzigen goldenen, roten und blauen Farbtupfer, aus denen sich der heilige Georg und der Drache zusammensetzten.
»Und sonst gibt es keine Hinweise?« fragte sie und sah auf.
»Nur den Brief, den Göring meinem Vater gab.«
Robin drehte das Bild um. »Was bedeutet das?« fragte sie und zeigte auf die zierliche silberne Krone, die in das Holz eingelassen war.
»Wie mir ein Experte von Sotheby’s erklärte, beweist dies, daß die Ikone einmal einem Zaren gehört hat. Er versicherte mir auch, daß diese Krone den Wert des Stücks beträchtlich steigert.«
»Aber doch nicht so sehr, daß es einen Mord rechtfertigen würde!« rief Robin und gab Adam die Ikone zurück. »Ich möchte wirklich gern wissen, welches Geheimnis uns der heilige Georg noch vorenthält!«
Adam zuckte die Achseln und runzelte die Stirn. Die gleiche Frage hatte er sich seit Heidis Tod mehr als einmal gestellt. Er steckte den schweigsamen Heiligen wieder in den Trenchcoat.
»Wie hätten Ihre weiteren Pläne ausgesehen, wenn Sie wach geblieben wären?« erkundigte sich Robin. »Abgesehen davon, daß Sie natürlich das Bett machen müssen.«
Adam
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