Archer Jeffrey
lächelte. »Ich hatte vor, Lawrence noch einmal anzurufen, sobald ich sicher sein konnte, daß er zu Hause ist, und ihn zu fragen, ob er irgendwelche Neuigkeiten für mich hat. Falls ich ihn nicht erreicht hätte oder er mir nicht hätte helfen können, wäre meine Absicht gewesen, ein Auto zu mieten und zu versuchen, über die Schweizer Grenze nach Frankreich und von dort nach England zu gelangen. Ich bin überzeugt, daß sowohl Rosenbaum und seine Leute als auch die Schweizer Polizei die Flughäfen und Bahnhöfe genau überwachen.«
»Das wird sich Rosenbaum zweifelsohne ebenfalls überlegt haben, wenn er nur halb so klug ist, wie Sie behaupten«, antwortete Robin. »Also wird es wohl das Beste sein, wenn wir versuchen, mit Ihrem Freund Lawrence Verbindung aufzunehmen. Vielleicht hat er irgendeinen genialen Plan.« Sie stemmte sich aus dem Sessel hoch und ging hinüber zum Telefon.
»Sie sollten sich lieber nicht in diese Sache hineinziehen lassen«, sagte Adam zögernd.
»Ich habe mich aber bereits hineinziehen lassen«, erwiderte Robin. »Und ich darf Ihnen versichern: das ist alles wesentlich aufregender als Schuberts Unvollendete. Sobald ich Ihren Freund an der Strippe habe, gebe ich Ihnen den Hörer, und niemand weiß, wer der Anrufer ist.«
Adam nannte ihr Lawrences Privatnummer, und Robin bat das Mädchen in der Zentrale, die Verbindung herzustellen.
Adam schaute auf die Uhr: elf Uhr vierzig. Hoffentlich würde Lawrence um diese Zeit schon zu Hause sein … Das Telefon hatte noch nicht zweimal geklingelt, als Robin eine Männerstimme vernahm. Sofort gab sie den Hörer an Adam weiter.
»Hallo, wer spricht?« fragte die Stimme. Adam erinnerte sich, wie seltsam er es immer gefunden hatte, daß Lawrence sich nie mit seinem Namen meldete.
»Lawrence, ich bin’s!«
»Wo bist du?«
»Noch immer in Genf.«
»Meine Leute haben dich heute morgen um elf erwartet.«
»Rosenbaum auch.«
»Wer ist Rosenbaum?«
»Ein etwa eins achtzig großes, blondes, blauäugiges Scheusal, das offensichtlich fest entschlossen ist, mich umzubringen.«
Lawrence schwieg eine Zeitlang. »Und du hast immer noch unseren englischen Schutzheiligen bei dir?«
»Ja! Und ich möchte zum Teufel wissen, was denn daran bloß so wichtig sein …«
»Leg auf und ruf mich in drei Minuten noch einmal an!«
Die Verbindung brach ab. Adam konnte die plötzliche Änderung im Verhalten seines alten Freundes beim besten Willen nicht begreifen. Was war ihm in den drei Monaten, die er nun bei Lawrence wohnte, entgangen? Er versuchte, sich Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen, die ihm bisher unwichtig erschienen waren und die Lawrence so geschickt verschleiert hatte.
»Alles in Ordnung?« unterbrach Robin seine Gedankengänge.
»Ich glaube schon«, erwiderte Adam ein wenig verwirrt. »Er will, daß ich ihn in drei Minuten noch einmal anrufe. Macht es Ihnen etwas aus?«
»Diese Tournee hat die Steuerzahler schon achttausend Pfund gekostet, was sollen da ein paar Auslandsgespräche mehr ausmachen?«
Drei Minuten später hob Robin wieder den Hörer ab und gab Lawrences Nummer von neuem durch. Gleich beim ersten Klingeln war er wieder am Apparat.
»Gib nur Antwort auf meine Fragen!« sagte Lawrence.
»Nein, ich werde dir deine Fragen nicht beantworten«, erklärte Adam heftig, der sich über Lawrences Benehmen mehr und mehr ärgerte. »Bevor du noch irgend etwas aus mir herauskriegst, möchte ich, daß du mir ein paar Fragen beantwortest! Hab’ ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja!« Lawrences Stimme klang etwas freundlicher.
»Wer ist Rosenbaum?«
Lawrence antwortete nicht sofort.
»Du erfährst von mir nichts mehr, wenn du nicht endlich mit der Wahrheit herausrückst!« sagte Adam langsam.
»Deiner Beschreibung nach habe ich Grund zu der Annahme, daß Rosenbaum ein russischer Agent ist, dessen richtiger Name Alex Romanow lautet.«
»Ein russischer Agent? Aber weshalb um alles in der Welt sollte ein russischer Agent unbedingt meine Ikone haben wollen?«
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Lawrence. »Wir hoffen vielmehr, daß du uns das sagen kannst.«
»Wer ist wir? «
Wieder schwieg Lawrence lange.
»Wer ist wir? « wiederholte Adam. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dir weiterhin dein Märchen von Barclays’ DCO abnehme?«
»Ich arbeite im Foreign Office«, sagte Lawrence.
»In welcher Funktion?«
»Es steht mir nicht zu …«
»Red nicht so geschwollen, Lawrence! In welcher Funktion?«
»Ich bin die Nummer Zwei in einer kleinen Abteilung, die sich mit
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