Archer Jeffrey
denn, Jackson hat Fitzgeralds Platz eingenommen.«
»Warum, in aller Welt, sollte er das tun?«
»Vergiß nicht, daß es Fitzgerald gewesen ist, der Jackson in Vietnam das Leben gerettet hat. Für diese Tat hat er die Tapferkeitsmedaille bekommen. Und als Fitzgerald aus dem Krieg heimkehrte, war es Jackson, der ihn als NOC rekrutierte. Dann hat er achtundzwanzig Jahre für die CIA gearbeitet und stand in dem Ruf, ihr bester und ehrenhaftester Agent zu sein. Plötzlich verschwindet er von einer Minute zur anderen, und in den Unterlagen der Gesellschaft findet sich keine Spur, die auf ihn hinweisen könnte. Seine Sekretärin, Joan Bennett, die achtzehn Jahre für ihn gearbeitet hat, kommt bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben, als sie auf dem Weg zu Fitzgeralds Frau ist. Kurz darauf verschwinden auch Mrs. Fitzgerald und seine Tochter spurlos. Inzwischen wird der Mann, der in unserem Auftrag herausfinden sollte, was da vorgeht, als Attentäter und Verräter seines besten Freundes beschuldigt. Doch wie sorgfältig man sich Helen Dexters zahlreiche Berichte auch vornimmt – nirgends findet man den kleinsten Hinweis auf Connor Fitzgerald.«
»Woher weißt du das alles, Andy?« staunte Lawrence.
»Von Jackson, der mich kurz nach Fitzgeralds Verhaftung aus St. Petersburg anrief.«
»Hast du den Anruf mitgeschnitten?«
»Ja.«
»Gottverdammt«, fluchte Lawrence. »Verglichen mit Dexter war J. Edgar Hoover ein naiver Pfadfinder.«
»Wenn wir davon ausgehen, daß es tatsächlich Jackson war, der in Rußland hingerichtet wurde, müssen wir annehmen, daß Fitzgerald mit der Absicht nach Dallas geflogen ist, dieses Gewehr zu kaufen, damit er seinen derzeitigen Auftrag ausführen kann.«
»Soll ich diesmal die Zielscheibe sein?« fragte Lawrence leise.
»Das glaube ich nicht. In dieser einen Beziehung dürfte Dexter ausnahmsweise bei der Wahrheit geblieben sein – ich glaube immer noch, daß er hinter Zerimskij her ist.«
»O Gott!« Lawrence lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Aber weshalb sollte sich ein ehrbarer Mann wie Fitzgerald – ein Mann mit einer so untadeligen Vergangenheit und einem so guten Ruf auf so eine Mission einlassen? Es ergibt einfach keinen Sinn.«
»O doch. Wenn dieser ehrbare Mann glaubt, daß der ursprüngliche Auftrag, Zerimskij zu töten, von dir kam.«
Zerimskij hatte seinen Zeitplan etwas überzogen, als er zu seinem Flugzeug kam, das ihn von New York nach Washington zurückbringen würde. Doch er war bester Laune. Seine Rede vor den Vereinten Nationen war gut aufgenommen und sein Lunch mit dem Generalsekretär in einem Kommunique des UN-Sekretariats als »vorausschauend und konstruktiv« beschrieben worden.
Wahrend seines Besuchs im Metropolitan Museum am Nachmittag hatte Zerimskij nicht nur den Namen des russischen Künstlers gekannt, für den man eine Ausstellung in einer der oberen Galerien veranstaltet hatte, sondern war nach Verlassen des Museums sogar protokollwidrig und zur Bestürzung seiner Beschützer vom Secret Service die Fifth Avenue auf und ab spaziert, um den mit Weihnachtsgeschenken beladenen Passanten die Hand zu schütteln.
Bis sein Flugzeug in Washington landete, hinkte er mit seinem Zeitplan eine ganze Stunde nach und mußte sich in seiner Limousine umziehen, um die Vorstellung von Schwanensee im Kennedy Center nicht mehr als fünfzehn Minuten aufzuhalten. Nach dem letzten Vorhang des Balletts kehrte Zerimskij zu seiner zweiten Übernachtung in die russische Botschaft zurück.
Während Zerimskij schlief, blieb Connor wach. Er konnte wä hrend der Vorbereitungen für einen Auftrag ohnehin selten länger als ein paar Minuten an einem Stück vor sich hin dösen.
Er hatte laut geflucht, als er in den Spätnachmittagnachrichten von Zerimskijs Spaziergang auf der Fifth Avenue erfuhr. Er müßte eigentlich immer auf das Unerwartete vorbereitet sein. Von einem Apartment an der Fifth Avenue aus wäre Zerimskij ein leichtes Ziel gewesen; die Menschenmenge wäre so groß und nach dem Attentat in solcher Panik, daß er, Connor, binnen Sekunden hätte verschwinden können.
Er verdrängte den Gedanken an New York. Es gab immer noch zwei mögliche Schauplätze, über die er intensiv nachdenken mußte.
Bei dem ersten bestand das Problem dann, daß er nicht das Gewehr hatte, mit dem er vertraut war; andererseits konnte man in einer großen Menschenmenge leicht untertauchen.
Falls Romanow ihm bis zum Vormittag des Banketts eine modifizierte Remington 700 beschaffen konnte, würde
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