Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
Vom Netzwerk:
der zweite Schauplatz ideal sein. Oder war er vielleicht ein wenig zu ideal?
    Er notierte sich die Pros und Kontras für jede der beiden in Frage kommenden Tatorte. Um zwei Uhr früh wurde ihm trotz aller Erschöpfung klar, daß er beide Plätze noch einmal besuchen mußte, ehe er seine endgültige Entscheidung treffen konnte.
    Aber selbst dann hatte er nicht vor, Romanow mitzuteilen, auf welchen seine Wahl gefallen war.

 
29
    »Pug« Washer – offenbar kannte niemand seinen richtigen Namen
– war einer dieser Burschen, die sich nur für eines interessierten und auf diesem einem Gebiet unschlagbare Experten waren. In seinem Fall waren es die Washington Redskins.
    Pug hatte schon als Halbwüchsiger und später als Mann für die Redskins gearbeitet, fünfzig Jahre lang. Mit fünfzehn, als die Mannschaft noch im Griffith Stadion spielte, hatte er als Laufbursche und Handlanger angefangen, später war er zum Mannschaftsmasseur aufgestiegen und zum Freund und Vertrauten von Generationen von Redskins-Spielern geworden.
    Pug ging 1997 in den Ruhestand, hatte jedoch den Unternehmer im Auge behalten, der das neue Jack-Kent-Cooke-Stadion baute. Genauer gesagt, er achtete darauf, daß die Redskins -Fans und – Spieler auch wirklich alle Annehmlichkeiten bekommen würden, die man für die glorreichste Mannschaft des Landes erwarten konnte.
    In seiner Rede bei der Eröffnungsfeier hatte der Architekt erklärt, er würde auf ewig in Pugs Schuld stehen, da dieser mit seinen brillanten Vorschlägen beim Bau des Stadions viel zur Verbesserung der ursprünglichen Pläne beigetragen hatte. Und am Schluß einer langen Rede hatte John Kent Cooke, der Vereinspräsident der Redskins, verkündet, daß Pug einen Platz in der Hall of Fame, der Ruhmeshalle der Mannschaft, bekommen würde – eine Auszeichnung, die eigentlich nur für die besten Spieler vorgesehen ist. Pug hatte mit tränenerstickter Stimme zur Presse gesagt: »Ein Traum ist für mich wahr geworden.« Obwohl er im Ruhestand war, ließ er sich kein einziges Spiel der Redskins entgehen.
    Zwei Anrufe genügten, und Connor erfuhr Pugs Adresse in Arlington, Virginia. Nachdem er dem alten Mann erklärt hatte, daß er für Sports Illustrated einen Artikel über die Bedeutung des neuen Stadions für Redskins-Fans zu schreiben gedachte, war es so, als würde er ein Tonbandgerät einschalten.
    »Vielleicht könnten Sie sich eine Stunde oder auch zwei Zeit nehmen, mich im ›Big Jack‹ herumzuführen«, meinte Connor. Pugs endloser Monolog wurde zum erstenmal unterbrochen, und er blieb stumm, bis Connor ihm ein Honorar von hundert Dollar anbot. Er hatte bereits herausgefunden, daß Pug gewöhnlich fünfzig Dollar pro Führung nahm.
    Sie vereinbarten, sich am kommenden Vormittag gegen elf Uhr zu treffen.
Connor traf eine Minute vorher ein und wurde bereits von Pug erwartet, der ihn ins Stadion führte, als wäre er der Eigentümer. Die nächsten drei Stunden beehrte er seinen Gast mit der vollständigen Geschichte der Redskins und beantwortete jede Frage Connors – angefangen damit, weshalb das Stadion nicht rechtzeitig zur Eröffnungsfeier fertiggestellt gewesen war, bis hin zur Frage nach der Einstellung von Hilfskräften an Spieltagen. Connor erfuhr, daß die Sony JumboTrons hinter den Endzonen das größte Videoschirmsystem der Welt waren und daß die Sitze der vordersten Zuschauerreihe drei Meter über das Spielfeld ragten, damit die Fans über die Fernsehkameras und die breitschultrigen Spieler hinwegschauen konnten, die vor ihnen auf den Seitenauslinien ruhelos hin und her streiften.
Connor war seit fast dreißig Jahren Redskins-Fan. Deshalb wußte er, daß seit 1966 alle Saisonkarten ausverkauft waren und die Warteliste inzwischen auf fünfzigtausend angestiegen war. Er wußte es, weil er zu den Wartenden gehörte. Er wußte auch, daß die Washington Post bei jedem Sieg der Redskins ihre Auflage um fünfundzwanzigtausend erhöhte. Was er jedoch nicht wußte: Unter dem Spielfeld gab es eine siebenunddreißig Kilometer lange, mit Dampf beheizte Rohrleitung; außerdem würde morgen vor Spielbeginn eine hiesige Band die Nationalhymnen von Rußland und den Vereinigten Staaten spielen. Das meiste, was ihm Pug erzählte, würde Connor nicht von praktischem Nutzen sein; trotzdem kam alle paar Minuten etwas Brauchbares zutage.
Während sie durchs Stadion schlenderten, entgingen Connor die verschärften Sicherheitsmaßnahmen nicht, die das Weiße Haus für das morgige Spiel vornehmen

Weitere Kostenlose Bücher