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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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darauf anzunehmen, wie viele Tage Dexter im Amt überleben würde. Die Tage verwandelten sich in Wochen, die Wochen in Monate. Inzwischen nahm man Wetten darauf an, ob Dexter als Chefin der CIA sogar die Amtszeit von J. Edgar Hoover beim FBI übertreffen würde.
    Schon in den ersten Tagen nach Tom Lawrence’ Umzug ins Weiße Haus war ihm klargeworden, wie weit Dexter zu gehen bereit war, falls er es wagte, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Wenn er bei ihr um Berichte über heikle Themen ersuchte, dauerte es häufig Wochen, ehe sie auf seinem Schreibtisch landeten, und dann erwiesen sie sich regelmäßig als umständlich, weitschweifig, langweilig und überholt. Rief er die Direktorin ins Oval Office, um noch offene Fragen zu erörtern, brachte sie es durchaus fertig, daß ein Taubstummer im Vergleich zu ihr wie eine Quasselstrippe wirkte. Wenn er sie zu sehr drängte, versuchte sie Zeit zu schinden, weil sie offenbar überzeugt davon war, daß sie ihren Posten noch lange innehaben würde, wenn die Wähler Lawrence längst aus seinem Amt katapultiert hatten.
    Von welch tödlicher Wirksamkeit Helen Dexter sein konnte, wurde dem Präsidenten jedoch erst deutlich, als er eine freigewordene Stelle am Obersten Bundesgericht besetzen wollte. Binnen kürzester Zeit hatte Dexter vertrauliche Akten auf seinem Schreibtisch aufgetürmt, in denen ausführlich dargelegt wurde, weshalb der Mann, der zur Ernennung vorgeschlagen worden war, nicht für das Amt in Frage kam.
    Lawrence hatte trotzdem nicht aufgegeben, seinen Kandidaten – einen seiner ältesten Freunde – zu protegieren, doch einen Tag bevor der Mann sein Amt antreten sollte, fand man ihn erhängt in seiner Garage. Lawrence kam später dahinter, daß eine Kopie der vertraulichen Akte an jedes Mitglied des Senatskomitees gesandt worden war, das die Entscheidung über den zukünftigen Amtsinhaber fällte. Doch Lawrence konnte nie beweisen, wer dafür verantwortlich gewesen war.
    Falls er je versuchen sollte, Dexter ihres Amtes zu entheben, hatte Andy Lloyd den Präsidenten schon mehrmals gewarnt, müsse er für Beweise sorgen, welche die Öffentlichkeit gleichermaßen schockierten wie überzeugten. Es sei allerdings einfacher, hatte Lloyd hinzugefügt, den Nachweis zu erbringen, daß Mutter Teresa ein Nummernkonto bei einer Schweizer Bank eröffnet hätte und regelmäßig vom organisierten Verbrechen geschmiert würde.
    Lawrence war so klug gewesen, den Rat seines Stabschefs ernst zu nehmen. Doch jetzt hatte er das Gefühl, Dexter binnen weniger Tage aus dem Amt entfernen zu können, falls er den Beweis zu erbringen vermochte, daß die CIA an der Ermordung Ricardo Guzmans beteiligt gewesen war, ohne ihn, den Präsidenten, davon zu unterrichten.
    Er kehrte zu seinem Sessel zurück und drückte unbemerkt auf den Knopf unter dem Schreibtischrand. Das würde es Andy ermöglichen, das Gespräch zu belauschen oder sich die mitgeschnittene Kassette später anzuhören. Lawrence bezweifelte jedoch nicht, daß Dexter wußte, was er vorhatte. Deshalb vermutete er, daß die legendäre Handtasche, die Dexter stets bei sich trug, nicht das enthielt, was man bei einer Frau für gewöhnlich erwartete – Lippenstift, Parfüm und Make-up-Dose –, sondern einen Mikrorekorder, der bereits jede Silbe ihres Gesprächs aufgenommen hatte. Trotzdem benötigte auch Lawrence für seine Unterlagen eine Aufzeichnung des Gesprächs und vor allem seiner Version der Ereignisse.
    »Da Sie so gut unterrichtet zu sein scheinen«, der Präsident setzte sich, »könnten Sie mich vielleicht genauer darüber informieren, was in Bogota tatsächlich geschehen ist.«
    Helen Dexter ignorierte seinen sarkastischen Tonfall und griff nach einer Akte auf ihrem Schoß. Auf dem weißen Ordner mit dem CIA-Emblem stand in Großbuchstaben: VERTRAULICH – NUR FÜR DEN PRÄSIDENTEN. Lawrence fragte sich, wie viele Akten mit der Aufschrift VERTRAULICH – NUR FÜR DIE DIREKTORIN sie in ihrem Geheimarchiv in Langley aufbewahrte, am anderen Ufer des Flusses.
    Sie schlug den Ordner auf. »Von verschiedenen Quellen wurde bestätigt, daß ein einzelner Schütze das Attentat verübte«, las sie.
»Nennen Sie mir eine dieser Quellen«, befahl der Präsident.
»Unser Kulturattache in Bogota«, antwortete die Direktorin.
Lawrence zog eine Braue hoch. Die Hälfte der Kulturattaches an den US-Botschaften rund um die Welt war nicht vom Präsidenten, sondern von der CIA entsandt worden, um Helen Dexter ohne den Umweg über

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