Archer Jeffrey
du Dexter ihre Version der Geschehnisse in Bogota abkaufen, und mußt darauf hoffen, daß du das nächste Mal die Oberhand behältst.«
»Es könnte eine dritte Möglichkeit geben«, sagte der Präsident nachdenklich.
Lloyd hörte aufmerksam zu, ohne seinen Chef zu unterbrechen. Es wurde rasch deutlich, daß der Präsident eingehend darüber nachgedacht hatte, wie er es bewerkstelligen konnte, Helen Dexter ihres Postens als Direktorin der CIA zu entheben.
Connor verscheuchte seine Müdigkeit, während er auf das Laufband blickte, auf dem nun das Gepäck der Maschine aus Kapstadt heranrollte. Einige Passagiere traten bereits näher, um nach den ersten Koffern und Taschen zu greifen.
Er bedauerte es jetzt noch, daß er bei der Geburt seiner Tochter nicht hatte dabeisein können. Er bezweifelte zwar, daß die Vietnampolitik der Vereinigten Staaten sonderlich klug gewesen war, teilte jedoch den Patriotismus seiner Familie und hatte sich freiwillig zum Militärdienst gemeldet. Während Maggie für ihren Studienabschluß büffelte, absolvierte Connor die Offiziersanwärterschule. So kam es, daß sie gerade Zeit genug für die Hochzeit und viertägige Flitterwochen hatten, bevor Second Lieutenant Fitzgerald im Juli 1972 an die Front geschickt wurde.
Diese zwei Jahre in Vietnam waren für Connor nur noch eine verschwommene Erinnerung. Beförderung zum First Lieutenant, Gefangennahme durch den Vietkong, Flucht, bei der er das Leben eines Kameraden rettete – das alles erschien ihm so unendlich fern in der Vergangenheit zu liegen, daß es ihm nicht schwerfiel, sich einzureden, es wäre gar nicht geschehen. Fünf Monate nach seiner Heimkehr in die USA wurde Connor durch den Präsidenten die höchste militärische Auszeichnung verliehen, die Ehrenmedaille, doch nach achtzehn Monaten als Kriegsgefangener in Vietnam war er vor allem glücklich darüber, daß er noch lebte und bei seiner Frau sein konnte, die er liebte. Und in dem Moment, als er Tara zum erstenmal sah, verliebte er sich ein zweites Mal.
Innerhalb einer Woche nach seiner Rückkehr suchte Connor nach einer Anstellung. Er hatte bereits ein Einstellungsgespräch bei der CIA geführt, um in deren Chicagoer Außenstelle einzutreten, als Captain Jackson, der Hauptmann seines Zuges in Vietnam, ihn unangemeldet besuchte und ihm vorschlug, sich einer Spezialabteilung anzuschließen, die in Washington zusammengestellt wurde. Er machte Connor jedoch von vornherein darauf aufmerksam, daß er über bestimmte Bereiche dieses Jobs mit niemandem reden dürfe, nicht einmal mit seiner Frau. Als Connor erfuhr, was man von ihm erwartete, erbat er sich Bedenkzeit. Er besprach das Problem mit Father Graham, dem Priester der Familie, der ihm riet: »Tu nie etwas, das du für unehrenhaft hältst, selbst wenn es im Auftrag der Regierung deines Landes ist.«
Als Maggie eine Stelle in der Verwaltung der Georgetown University angeboten wurde, erkannte Connor, wie entschlossen Jackson war, ihn zu rekrutieren. Am nächsten Tag schrieb er seinem alten Zugführer, er würde sich freuen, in die »Versicherungsgesellschaft« Maryland Insurance zur Ausbildung für die gehobene Laufbahn einzutreten.
Und damit hatte die Zeit der Täuschung und Verstellung angefangen.
Wenige Wochen später zogen Connor, Maggie und Tara nach Georgetown. Sie kauften ein kleines Haus am Avon Place. Maggie beglich die Anzahlung vom gesparten Sold ihres Mannes, den sie jeden Monat auf sein Konto hatte überweisen lassen; daß Connor in Vietnam ums Leben gekommen sei, hatte Maggie einfach nicht glauben wollen.
Während der ersten Jahre in Washington waren die zwei Fehlgeburten Maggies die einzigen Wermutstropfen im Glück der Familie. Außerdem sagte der Gynäkologe zu Maggie, sie könne keine weiteren Kinder bekommen. Maggie glaubte ihm aber erst nach einer dritten Fehlgeburt.
Und obwohl sie nunmehr dreißig Jahre verheiratet waren, gelang es Maggie immer noch, Connors Lust zu entfachen. Es genügte schon, wenn sie lächelte und ihm mit der Hand über den Rücken strich. Connor wußte, wenn er jetzt aus der Zollabfertigung kam und Maggie in der Ankunftshalle auf ihn warten sah, würde es genauso sein wie beim ersten Mal. Er lächelte bei dem Gedanken, daß sie bestimmt mindestens eine Stunde vor seiner planmäßigen Ankunft am Flughafen erschienen war.
Sein Koffer kam. Connor nahm ihn vom Förderband und ging damit zum Zoll. Er machte sich keine Sorgen. Selbst wenn sein Gepäck durchsucht wurde, würden die
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