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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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Häftling über den Hof und auf einen langen, düsteren Korridor, wo sie ihn zu treten und zu stoßen begannen. Connor wollte protestieren, doch ihr Vokabular schien nur aus Grunzlauten zu bestehen. Am Ende des Korridors öffnete einer der Riesen eine schwere Stahltür; die beiden anderen warfen Connor in die winzige Zelle. Connor versuchte gar nicht erst, sich zu wehren, als sie ihm zuerst die Schuhe von den Füßen rissen und ihm seine Uhr, den Ehering und seine Brieftasche wegnahmen, in der allerdings keine verräterischen Papiere steckten. Zum Schluß schmetterten sie die Zellentür hinter sich zu.
    Connor erhob sich schwerfällig und streckte vorsichtig Arme und Beine aus, um festzustellen, ob irgend etwas gebrochen war, was glücklicherweise nicht der Fall zu sein schien, doch die ersten Blutergüsse und Schwellungen erschienen bereits. Connor schaute sich in der Zelle um, die kaum größer war als das Schlafwagenabteil, in dem er von Moskau aus angereist war. Die grünen Backsteinwände sahen aus, als wären sie seit der Jahrhundertwende nicht mehr gestrichen worden.
    Connor hatte in Vietnam achtzehn Monate in einem noch engeren Verschlag zubringen müssen. Damals waren seine Befehle klar gewesen: bei einem Verhör durch den Feind nur Name, Rang und Dienstnummer nennen. Das aber galt nicht für Agenten, die nach dem elften Gebot lebten.
    Du darfst dich nicht erwischen lassen. Passiert es doch, darfst du auf gar keinen Fall zugeben, daß du etwas mit der CIA zu tun hast. Hab keine Sorge, die Firma wird sich immer deiner annehmen.
    Connor war klar, daß er in seinem Fall nicht auf »die üblichen diplomatischen Verbindungen« zählen konnte, obwohl Gutenburg es ihm versichert hatte. Während er nun auf der Pritsche in der winzigen Zelle lag, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Er hatte weder für das Geld noch für den Wagen unterschreiben müssen. Und nun erinnerte er sich an den Satz, der offenbar tief in seinem Gedächtnis vergraben gewesen war. Er sprach sich die Worte leise und langsam immer wieder vor:
    »Wenn Sie sich Gedanken wegen Ihrer neuen Stelle machen, bin ich gern bereit, mit dem Direktor der Gesellschaft zu reden, bei der Sie in Kürze anfangen werden, und ihm zu erklären, daß es sich nur um einen befristeten Auftrag handelt.«
    Woher hatte Gutenburg gewußt, daß er einer neuen Stelle wegen ein Einstellungsgespräch geführt hatte und unmittelbar mit dem Direktor der Gesellschaft in Verbindung stand? Doch nur, weil Gutenburg bereits mit Ben Thompson gesprochen hatte. Das war der Grund für Thompsons Absage. »Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen…«
    Und was Mitchell betraf, hätte er die engelhafte ChorknabenFassade längst durchschauen müssen. Doch der Anruf des Präsidenten gab ihm noch Rätsel auf. Wieso hatte Lawrence ihn kein einziges Mal mit Namen angeredet? Und waren die Sätze nicht ein bißchen zusammenhanglos gewesen? Hatte das Lachen nicht etwas zu laut und manchmal fehl am Platz geklungen?
    Doch selbst jetzt noch fiel es Connor schwer zu glauben, daß Helen Dexter so weit gehen würde, um ihre Haut zu retten. Er starrte an die Zellendecke. Wenn der Anruf gar nicht vom Präsidenten gekommen war, bestand keine Aussicht, daß er aus diesem Kerker geholt würde. Das wurde Connor plötzlich sonnenklar. Dexter war es gelungen, den einzigen Menschen, der ihr gefährlich werden konnte, erfolgreich aus dem Verkehr zu ziehen – und Lawrence hatte nichts gegen die CIA-Chefin in den Händen.
    Connors bedingungsloses Festhalten am Kodex der CIAAgenten hatte ihn zu einer bloßen Spielfigur in Helen Dexters Überlebensplan gemacht. Der Botschafter würde seinetwegen nicht auf seine Rechte als Diplomat pochen. Es würde keine Essenspakete geben. Genau wie in Vietnam war er ganz auf sich allein gestellt. Und einer der jungen Polizeioffiziere hatte ihn bereits auf ein weiteres Problem aufmerksam gemacht, dem er sich diesmal gegenübersah: Seit achtundvierzig Jahren war keinem Häftling die Flucht aus dem Kruzifixgefängnis gelungen.
    Die Zellentür schwang abrupt auf, und ein Mann in hellblauer Uniform, mit Lametta behangen wie ein Weihnachtsbaum, trat ein. Er zündete sich bedächtig eine Zigarette an – die fünfzehnte an diesem Tag.
    Jackson blieb auf dem Platz, bis der Streifenwagen nicht mehr zu sehen war. Er war wütend auf sich selbst. Schließlich drehte er sich um, ließ die jubelnde Menge hinter sich und marschierte so schnell davon, daß Sergej nur mit Mühe mithalten

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