Archer Jeffrey
einen Halbkreis um ihn.
Nach der Beschreibung, die er telefonisch bekommen hatte, erkannte Romanow sofort den hochgewachsenen Amerikaner, der mitten im Foyer stand und den Eindruck machte, als würde er auf jemanden warten.
»Mr. Jackson?« vergewisserte er sich mit gutturalem Akzent. »Ja«, antwortete Jackson. Er hätte Romanow die Hand gegeben, hätte der sich nicht einfach umgedreht und wäre direkt zum Eingang zurückgegangen.
Die Motoren der drei BMWs liefen und die Türen standen noch offen, als Jackson auf die Straße trat. Sofort wurde er zum Fond des mittleren Autos geführt. Kurz darauf saß er zwischen dem jungen Burschen, der ihm die Hand nicht hatte geben wollen, und einem anderen, gleichermaßen schweigenden, aber stämmigeren Mann.
Die drei Wagen fuhren auf die mittlere Spur. Wie durch Zauberei machten ihnen alle anderen Fahrzeuge Platz. Nur die Verkehrsampeln schienen nicht zu wissen, wer die Männer in den BMWs waren.
Als die kleine Autokolonne durch die Stadt brauste, verfluchte Jackson aufs neue sein Pech. Nichts von all dem wäre nötig gewesen, wäre er vor vierundzwanzig Stunden zu Lloyd durchgekommen.
»Du müssen mit Nikolaj Romanow reden«, hatte Sergej gesagt. Er hatte die Nummer seiner Mutter gewählt, und als endlich jemand den Hörer abnahm, hatte er sich auf eine Weise verhalten, die Jackson noch nicht an ihm kannte. Sergej war respektvoll, hörte aufmerksam zu und unterbrach die Sprecherin am anderen Ende der Leitung kein einziges Mal. Zwanzig Minuten später legte er den Hörer wieder auf.
»Ich glauben, sie machen Anruf«, sagte er. »Problem sein, erst mit vierzehn man kann Mitglied von ›rechtmäßige Diebe‹ werden
– oder Mafya, wie du sie nennen. Ausnahme nicht einmal für Alexij, einzig Sohn von Zar.«
Sergej erklärte, er habe gebeten, daß der Zar, der Boß der »rechtmäßigen Diebe«, sich mit Jackson treffen würde. Die Organisation war bereits gegründet worden, als noch ein echter Zar über Rußland herrschte. Sie hatte überlebt und war zur gefürchtetsten und am meisten respektierten kriminellen Vereinigung der Welt geworden.
»Mein Mutter eine von wenig Frauen, mit der Zar reden. Sie ihn bitten, dir Audienz gewähren«, erklärte Sergej. Das Telefon läutete. Sergej griff sofort nach dem Hörer. Während er aufmerksam zuhörte, was seine Mutter sagte, wurde er weiß wie die Wand und fing zu zittern an. Er zögerte eine Zeitlang, erklärte sich aber schließlich einverstanden mit dem, was sie vorschlug. Seine Hand zitterte noch, als er den Hörer wieder auf die Gabel legte.
»Ist er einverstanden, sich mit mir zu treffen?« fragte Jackson.
»Ja«, antwortete Sergej verstört. »Zwei Männer kommen, holen dich morgen früh: Alexij Romanow, Sohn von Zar und Nachfolger von ihm, wenn er sterben, und Stefan Iwanitskij, Vetter von Alexij und dritter Mann in Rangfolge.«
»Wo liegt dann das Problem?«
»Sie dich nicht kennen, so sie stellen Bedingung.«
»Was für eine Bedingung?«
»Wenn Zar denken, du stehlen sein Zeit, kommen die zwei Männer zurück und brechen mir Bein, damit ich nicht vergessen, sie nie wieder belästigen.«
»Dann solltest du dafür sorgen, daß du nicht mehr da bist, wenn ich zurückkomme.«
»Wenn ich nicht hier, sie gehen zu mein Mutter und brechen ihr Bein. Und wenn sie mich fangen, sie brechen mir beide Bein. Das sein ungeschrieben Gesetz von Mafya. «
Jackson fragte sich, ob er das Treffen absagen sollte. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, wenn Sergej sich auf Krücken dahinschleppen mußte. Aber der Junge sagte ihm, daß es dafür nun zu spät sei. Er hatte sich bereits mit den Bedingungen einverstanden erklärt.
Ein Blick auf Stefan Iwanitskij, den Neffen des Zaren, der rechts von ihm saß, überzeugte Jackson, daß dieser Mann jemandem binnen einer Sekunde das Bein brechen und sich dann wieder fröhlich seinen Geschäften widmen konnte.
Sobald die BMWs die Stadtgrenze hinter sich hatten, beschleunigten sie auf hundert Stundenkilometer. Auf den kurvenreichen, bergauf führenden Straßen begegneten sie nur wenigen anderen Fahrzeugen. Sie brausten an Leuten vom Land vorbei – Menschen mit gesenkten Köpfen und einem Ausdruck von Resignation in den Gesichtern. Jackson verstand allmählich, wieso Zerimskijs Worte möglicherweise einen Funken Hoffnung in ihnen zu wecken vermochten.
Plötzlich bog der vorderste Wagen nach links ein und hielt vor einem schweren schmiedeeisernen Tor mit einem gewaltigen Wappen, das einen Falken mit
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