Archer Jeffrey
erwartete wie durch das Seil des Henkers. Er hatte ihn auch unmißverständlich darauf aufmerksam gemacht, daß für alle Verträge mit der russischen Mafya, die nicht eingehalten wurden, automatisch die nächsten Verwandten des Vertragsbrüchigen zur Verantwortung gezogen wurden.
Connor sah noch deutlich den zynischen Gesichtsausdruck des Polizeichefs vor sich, wahrend er die Fotos aus seiner Brusttasche zog und sie ihm zeigte. »Zwei schöne Frauen«, hatte Boltschenkow gesagt. »Sie müssen sehr stolz auf sie sein. Es wäre eine Tr agödie, diese beiden für etwas büßen zu lassen, woran sie völlig unschuldig sind.«
Fünfzehn Minuten später schwang die Zellentür wieder auf, und Boltschenkow kehrte zurück. Eine noch unangezündete Zigarette hing aus seinem Mundwinkel. Diesmal setzte er sich nicht. Connor starrte weiter an die Decke, als wäre sein Besucher gar nicht da.
»Ich sehe schon, unser Vorschlag stellt immer noch ein Dilemma für Sie dar.« Der Polizeichef zündete sich die Zigarette an. »Auch wenn unsere Bekanntschaft nur kurz war, überrascht mich das nicht. Aber vielleicht werden Sie Ihre Meinung ändern, wenn ich Ihnen das Neueste erzählt habe.«
Connor starrte weiterhin an die Decke.
»Ihre ehemalige Sekretärin, Joan Bennett, hatte einen bedauerlichen Unfall, als sie von Langley unterwegs war, um Ihre Frau zu besuchen.«
Connor schwang die Beine von der Pritsche, setzte sich auf und blickte Boltschenkow durchdringend an.
»Wenn Joan tot ist, wie können Sie dann wissen, daß sie auf dem Weg zu meiner Frau war?«
»Die Leute von der CIA sind nicht die einzigen, die das Telefon Ihrer Frau angezapft haben«, entgegnete der Polizeichef. Er nahm einen letzten, langen Zug von seiner Zigarette, ließ den Stummel auf den Boden fallen und trat ihn aus.
»Wir vermuten, daß Ihre Sekretärin irgendwie dahintergekommen ist, wer auf dem Platz der Freiheit verhaftet wurde. Und wenn Ihre Frau so stolz und eigensinnig ist, wie ihr Profil schließen läßt, wird es nicht lange dauern, bis sie zu der gleichen Schlußfolgerung gelangt. Nur wird sie dann auch das gleiche Geschick erleiden wie Ihre Sekretärin.«
»Wenn ich mich mit Romanows Bedingungen einverstanden erklären soll, möchte ich eine Klausel in den Vertrag einfügen«, sagte Connor.
Boltschenkow hörte ihm interessiert zu.
»Mr. Gutenburg?« »Am Apparat.« »Hier Maggie Fitzgerald. Ich bin Connor Fitzgeralds Frau. Mein Mann ist, wie ich vermute, in Ihrem Auftrag unterwegs.«
»Fitzgerald? Der Name sagt mir nichts«, behauptete Gutenburg.
»Sie haben erst vor zwei Wochen an der Abschiedsfeier für meinen Mann in unserem Haus in Georgetown teilgenommen.«
»Ich fürchte, Sie verwechseln mich mit jemand anderes«, entgegnete Gutenburg mit ruhiger Stimme.
»Nein, keineswegs, Mr. Gutenburg. Ich weiß sogar genau, daß Sie am zweiten November um zwanzig Uhr siebenundzwanzig von unserem Telefon Ihr Büro angerufen haben.«
»Das habe ich ganz gewiß nicht, Mrs. Fitzgerald. Und ich versichere Ihnen, daß Ihr Mann nie für mich gearbeitet hat.«
»Dann verraten Sie mir doch, Mr. Gutenburg, ob Joan Bennett je für die Agency gearbeitet hat. Oder haben Sie auch Joan zweckdienlich aus Ihrem Gedächtnis gelöscht?«
»Was wollen Sie damit andeuten, Mrs. Fitzgerald?«
»Ah, habe ich endlich Ihre Aufmerksamkeit? Gestatten Sie mir, Ihren zeitweiligen Gedächtnisverlust zu beheben. Joan Bennett war fast zwanzig Jahre lang die Sekretärin meines Mannes. Und ich habe das Gefühl, daß Sie schwerlich ableugnen können, daß Joan auf dem Weg von Langley zu mir war, als dieser… Unfall passierte.«
»Als ich von Miss Bennetts tragischem Unfall las, habe ich ihren Tod aufrichtig bedauert. Aber ich weiß wirklich nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Die Presse steht offenbar vor einem Rätsel, was sich gestern früh tatsächlich auf dem George Washington Parkway zugetragen hat. Aber die Medien kämen der Lösung vielleicht einen Schritt näher, würde man sie darauf aufmerksam machen, daß Joan Bennett für einen Mann gearbeitet hat, der plötzlich wie vom Erdboden verschwand, während er in einer geheimen Mission für Sie unterwegs war. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Journalisten sich sehr für Stories über Helden mit Tapferkeitsorden interessieren.«
»Mrs. Fitzgerald, man kann von mir nicht erwarten, daß ich jeden der siebzehntausend Mitarbeiter der CIA persönlich kenne. Und ich kann mich wirklich nicht erinnern, Miss Bennett oder Ihren Mann je
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