Archer Jeffrey
und Luftblasen auf dem Wasser waren noch zu sehen. Der Laster kehrte auf die mittlere Spur zurück und setzte seine Fahrt Richtung Washington fort. Einen Augenblick später überholte der Mercedes den Laster und jagte davon. Zwei Pkws, die unterwegs zum Dulles-Flughafen waren, hielten auf dem Mittelstreifen. Einer der Fahrer sprang aus seinem Wagen und rutschte das Ufer hinunter, um festzustellen, ob er helfen konnte, doch als er das Ufer des Flusses erreichte, waren nicht einmal mehr die Luftblasen zu sehen. Der Fahrer des anderen Wagens notierte sich die Zulassungsnummer des Streuwagens; er gab sie an den ersten Polizisten weiter, der am Unfallort eintraf. Der Polizist wiederum tippte die Nummer in seinen Computer am Armaturenbrett ein. Nach ein paar Sekunden runzelte der Mann die Stirn. »Sind Sie sicher, daß Sie sich die Nummer richtig notiert haben, Sir?« erkundigte er sich. »Beim Highway Department in Washington gibt es kein Fahrzeug mit dieser Zulassungsnummer.«
Als Connor auf den Rücksitz des Wagens geschoben wurde, wartete der Polizeichef dort auf ihn. Während der Fahrt zurück zum Kruzifixgefängnis konnte er nicht widerstehen, Boltschenkow zu fragen:
»Haben Sie eine Ahnung, weshalb man bis Freitag warten will,
ehe man mich hängt?«
»Ein glücklicher Zufall«, antwortete der Polizeichef. »Unser ge
liebter Präsident besteht darauf, an Ihrer Hinrichtung teilzunehmen.« Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Und vor
Freitag morgen hat er keine freien fünfzehn Minuten in seinem
Terminkalender.«
Connor lächelte schief.
»Ich bin froh, daß Sie endlich Ihre Zunge wiedergefunden haben, Mr. Fitzgerald«, fuhr Boltschenkow fort. »Denn ich glaube,
jetzt ist die richtige Zeit, Sie darüber zu informieren, daß es eine
Alternative gibt.«
21
Mark Twain sagte von einem Freund: »Wenn er einmal nicht pünktlich kommt, weiß ich, daß er tot ist.«
Ab vier Uhr blickte Maggie alle paar Minuten auf die Uhr. Ab vier Uhr dreißig fragte sie sich, ob sie so verschlafen gewesen war, daß sie Joan mißverstanden hatte, als sie dort anrief.
Um fünf Uhr beschloß Maggie, Joan zu Hause anzurufen. Niemand nahm den Hörer ab; nur das Freizeichen ertonte. Als nächstes versuchte Maggie es übers Autotelefon, und diesmal erhielt sie die Mitteilung: »Dieser Anschluß ist vorübergehend gestört. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.«
Nervös umrundete Maggie immer wieder den Tisch. Sie war sicher, daß Joan irgend etwas über Connor erfahren hatte. Und es mußte wichtig sein, sonst hätte sie nicht um zwei Uhr angerufen und Maggie aus dem Schlaf gerissen. Hatte Connor sich mit ihr in Verbindung gesetzt? Wußte Joan, wo er war? Würde sie ihr sagen können, wann Connor nach Hause kam?
Um sechs Uhr gelangte Maggie zu der Überzeugung, daß ein Notfall eingetreten sein mußte. Sie schaltete den Fernseher ein, um die genaue Zeit zu erfahren. Charlie Gibsons Gesicht erschien auf dem Schirm. »In der nächsten Stunde unterhalten wir uns über Weihnachtsdekorationen, bei denen auch die Kinder mithelfen können. Doch zuerst schalten wir zu den Frühnachrichten zu Kevin Newman.«
Maggie ging jetzt in der Küche auf und ab, wahrend ein Berichterstatter orakelte, daß die vom Präsidenten initiierte Gesetzesvorlage zur Beschränkung nuklearer, chemischer und konventioneller Waffen nun, da Zerimskij zum russischen Präsidenten gewählt worden war, im Senat durchfallen würde.
Maggie fragte sich, ob sie eine lebenslange Regel brechen und versuchen sollte, Joan in Langley anzurufen, als unter Kevin Newmans Bild eine Vorschau über den Schirm wanderte: Schwerer Unfall auf dem GW Parkway. Streufahrzeug drängte Volkswagen von der Straße. Fahrer des Pkw vermutlich im Potomac ertrunken. Einzelheiten beim Augenzeugenbericht um sechs Uhr dreißig.
Während die Kurznachrichten weiterliefen, versuchte Maggie einen Teller Cornflakes zu essen. Andy Lloyd erschien auf dem Bildschirm und verkündete, daß Präsident Zerimskij kurz vor Weihnachten zu einem Staatsbesuch nach Washington kommen wurde. »Der Präsident begrüßt diese Ankündigung«, fuhr nun ein Berichterstatter fort, »und hofft, daß diese Zusammenkunft die führenden Mitglieder im Senat davon überzeugt, daß der neue russische Präsident die guten Beziehungen zu den USA fortführen mochte. Doch der Sprecher der Republikaner, die im Senat die Mehrheit besitzen, hat angekündigt, daß er wartet, bis Zerimskij seine Ansprache…«
Plötzlich hörte
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