Archer Jeffrey
aussagen.«
Kate runzelte die Stirn. »Tja, dann sehe ich wahrhaftig keinen Sinn, daß ich jetzt nach London zurückfliege. Ich schätze, das war erst der Auftakt Ihrer Schlacht gegen Mr. Richard Armstrong. Wir können genauso gut in Bombay übernachten. Ich war noch nie in Indien«, fügte sie hinzu.
Townsend blickte sie an, schwieg jedoch, bis er einen Flugkapitän der TWA in ihre Richtung kommen sah.
»Was ist das beste Hotel in Bombay?« fragte er ihn.
Der Kapitän blieb stehen. »Nach allem, was ich gehört habe, ist das Grand Palace eine Klasse für sich. Aber ich selbst bin noch nie dort abgestiegen«, erwiderte er.
Townsend bedankte sich und schob ihr Gepäck zum Ausgang. In dem Moment, als sie die Ankunftshalle verließen, fing es zu regnen an.
Townsend lud ihre Sachen in ein wartendes, altersschwaches Taxi, das in jedem anderen Land längst aus dem Verkehr gezogen worden wäre. Dann ließ er sich neben Kate auf den Rücksitz fallen, und die lange Fahrt nach Bombay begann. Zwar funktionierten einige Straßenlaternen, nicht aber die Scheinwerfer des Taxis, ebensowenig wie die Scheibenwischer, und der Taxifahrer hatte offenbar keine Ahnung, wie er die Gänge einlegen mußte. Dafür bestätigte er seinen Fahrgästen alle paar Minuten, daß das Grand Palace Spitzenklasse sei.
Als sie schließlich in die Einfahrt des Hotels einbogen, zuckte ein Blitz auf, dem fast unmittelbar ein heftiger Donnerschlag folgte. Keith mußte zugeben, daß zumindest das mit Ornamenten reich verzierte weiße Gebäude groß und palastähnlich war, wenngleich ein Reisender mit mehr Erfahrung vermutlich das Adjektiv »leicht verfallen« hinzugefügt hätte.
»Willkommen«, wurden sie im marmorgefliesten Foyer von einem Herrn in modischem dunklem Anzug begrüßt. »Mein Name ist Baht. Ich bin der Hoteldirektor.« Er verbeugte sich tief. »Darf ich fragen, auf welche Namen Sie gebucht haben?«
»Wir haben keine Reservierung, aber wir brauchen zwei Zimmer«, erklärte ihm Keith.
»Das ist höchst bedauerlich« entgegnete Mr. Baht, »soviel ich weiß, sind wir für diese Nacht ausgebucht. Doch lassen Sie mich nachsehen.« Er bedeutete Keith und Kate, ihm zur Anmeldung zu folgen, und sprach dort kurz mit dem Angestellten, der immer wieder den Kopf schüttelte. Schließlich griff Mr. Baht selbst nach dem Reservierungsbuch und studierte es eingehend, ehe er sich wieder den potentiellen Gästen zuwandte.
»Es tut mir wirklich sehr leid, aber es ist nur noch ein einziges Schlafzimmer frei.« Er drückte die Handflächen zusammen, so, als hoffte er, ein Gebet könnte dieses eine Zimmer wie durch ein Wunder in zwei verwandeln. »Und ich fürchte…«
»Sie fürchten was?« wollte Keith wissen.
»Es ist die Fürstensuite, Sahib.«
»Wie passend«, sagte Kate, an Keith gewandt, »wenn man Ihre Ansichten über die Monarchie kennt.« Mit Mühe unterdrückte sie ein Lachen. »Gibt es dort einen Diwan oder eine Couch?«
»Selbstverständlich mehrere«, antwortete der Hoteldirektor erstaunt, dem man diese Frage noch nie zuvor gestellt hatte.
»Dann nehmen wir die Suite«, sagte Kate.
Nachdem sie sich eingetragen hatten, klatschte Mr. Baht in die Hände, und ein Träger mit einem roten Turban und in langer roter Tunika über einer roten Pluderhose eilte dienstbeflissen herbei.
»Sehr vornehm Suite«, versicherte der Mann, als er das Gepäck die Treppe hinauftrug. »Haben schon Lord Mountbatten da geschlafen«, fügte er mit offensichtlichem Stolz hinzu, »und viele Maharadschas. Sehr vornehm Suite.« Er stellte das Gepäck vor dem Eingang zur Fürstensuite ab, steckte einen großen Schlüssel ins Schloß, schob die Flügeltür auf und knipste das Licht an. Dann trat er zur Seite, um die beiden Gäste einzulassen.
Sie kamen in ein riesiges Zimmer. An der hinteren Wand stand ein riesiges, prunkvolles Bett, in dem mühelos ein halbes Dutzend Maharadschas nebeneinander hätten schlafen können. Und zu Keith’ Enttäuschung gab es tatsächlich mehrere große Diwane.
»Sehr fein Bett«, sagte der Träger und stellte ihr Gepäck in der Mitte des Zimmers ab. Keith gab ihm eine Pfundnote. Der Mann verbeugte sich tief, drehte sich um und verließ den Raum im selben Moment, als wieder ein Blitz vom Himmel fuhr. Schlagartig erlosch das Licht.
»Wie haben Sie das denn gemacht?« fragte Kate.
»Wenn Sie aus dem Fenster schauen, werden Sie feststellen, daß da jemand die Hand im Spiel hatte, der sehr viel bedeutender ist als ich.« Kate drehte sich zum Fenster um und
Weitere Kostenlose Bücher