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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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hat sich mir gegenüber noch niemand benommen, Sir!« entrüstete sich Mr. Fothergill. Er sprang verärgert auf, drehte sich um und marschierte hinaus, so daß ich allein in meinem Lagerraum sitzen blieb.
»Ich habe mich auch nie für einen Gentleman gehalten«, erklärte ich der umgedrehten Apfelsinenkiste.
Nachdem ich Daniel vor dem Schlafengehen ein weiteres Kapitel von Alice im Wunderland vorgelesen hatte, ging ich hinunter zum Abendessen. Über einem Teller Suppe erzählte ich Becky von dem Gespräch mit Fothergill.
»Schade«, bedauerte sie. »Ich wünschte, er wäre an mich herangetreten. Jetzt bekommen wir Nummer 1 wahrscheinlich nie.« Sie wiederholte ihre Worte noch einmal, ehe wir zu Bett gingen. Ich drehte die Gaslampe neben mir kleiner und dachte, daß Becky vielleicht recht hatte. Ich wurde gerade schläfrig, als ich die Haustürklingel hörte.
»Es ist schon nach halb zwölf«, murmelte Becky. »Wer kann das noch sein?«
»Jemand, der was von Fristen versteht?« meinte ich, während ich das Gaslicht wieder höher drehte. Ich stand auf, schlüpfte in meinen Morgenrock und ging hinunter, um zu öffnen.
»Bitte kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer, Peregrine«, forderte ich Fothergill auf, nachdem ich ihn begrüßt hatte.
»Danke, Charles.«
Es glückte mir, nicht herauszulachen, als ich Mathematik, Teil 2 vom Schreibtisch nahm, um an die Schublade mit den Firmenschecks heranzukommen.
»Fünftausendfünfhundert, wenn ich mich nicht irre.« Als ich meinen Füllhalter aufschraubte, blickte ich auf die Uhr am Kaminsims. Um dreiundzwanzig Uhr siebenunddreißig händigte ich Mr. Fothergill den vollen Kaufpreis für Chelsea Terrace Nummer 1 aus und er mir den Vertrag.
Wir schüttelten uns die Hand, dann brachte ich den ehemaligen Auktionator zur Tür. Ich stieg die Treppe wieder hinauf und stellte erstaunt fest, daß Becky an ihrem Sekretär saß.
»Was machst du?« fragte ich.
»Ich schreibe meine Kündigung für Sotheby’s.«
    Tom Arnold nahm sich Nummer 1 gründlich vor, um alles für Becky bereit zu haben, die in einem Monat als Hauptgeschäftsführerin die Leitung von Trumpers Kunstgalerie und Auktionshaus übernehmen würde. Ihm war klar, daß ich unsere Neuerwerbung zum Flaggschiff des gesamten Trumperschen Imperiums machen wollte – selbst wenn die Kosten, zu Hadlows Entsetzen, denen eines Schlachtschiffs bereits nahekamen.
    Beckys letzter Tag bei Sotheby’s war Freitag der 16. Juli 1926. Am folgenden Morgen um sieben Uhr betrat sie Trumpers – ehemals Fothergills – Kunstgalerie, um sie zu einer neuen Größe zu führen – und um Tom die Arbeit abzunehmen, damit er zu seinen normalen Pflichten zurückkehren konnte. Sie machte sich sofort daran, das Kellergeschoß von Nummer 1 in das Lager zu verwandeln, die Galerie blieb im Parterre, und den Auktionssaal verlegte sie in den ersten Stock.
    Becky und ihr Spezialistenteam bekamen ihre Räumlichkeiten im zweiten und dritten Stock, und das Obergeschoß, in dem Mr. Fothergill gewohnt hatte, wurde in Büros aufgeteilt; und der eine Raum, der übrig blieb, war ideal als Sitzungszimmer für zukünftige Vorstandssitzungen.
    Die erste Sitzung des vollständigen Vorstands in der Chelsea Terrace 1 fand am 17. Oktober 1926 statt.
Innerhalb von drei Monaten, nachdem Becky von Sotheby’s weggegangen war, hatte sie sieben von Sotheby’s elf Angestellten abgeworben und sich noch vier von Bonham und Phillips geholt. Bei ihrer ersten Sitzung warnte sie uns, daß es bis zu drei Jahre dauern könnte, bis der Kredit für den Kauf, die Renovierung und die Neuanschaffungen für Nummer 1 zurückgezahlt sein würde, und vielleicht sogar noch weitere drei Jahre, ehe sie einen ernsthaften Beitrag zum Gesellschaftsgewinn leisten könne.
»So gar nicht wie mein erster Laden«, erklärte ich dem Vorstand. »Hat innerhalb von drei Wochen Profit gemacht.«
»Hör auf, so selbstzufrieden dreinzuschauen, Charlie Trumper, und versuch daran zu denken, daß ich nicht Kartoffeln verkaufe!« mahnte meine Frau.
»Oh, ich weiß nicht«, antwortete ich. Und am 21. Oktober 1926, zur Feier unseres sechsten Hochzeitstags, schenkte ich meiner Frau ein Ölgemälde von Van Gogh mit dem Titel Die Kartoffelesser.
    Mr. Reed von der Lefevre-Galerie, der ein persönlicher Freund des Künstlers gewesen war, meinte, es sei fast so gut wie die Fassung im Rijksmuseum. Dem mußte ich beipflichten, wenn ich auch den Ausgangspreis etwas übertrieben fand; aber nach ein wenig Handeln einigten wir uns auf

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