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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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lieber ganz einfach nur Charlie Trumper bleiben.«
»Warum?« fragte der Premierminister.
»Es könnte sich vielleicht einmal als nötig erweisen, daß ich etwas grob zu einem General sein muß.«
Der Premierminister nahm die Zigarre aus dem Mund und lachte schallend. Dann begleitete er seinen Gast zur Tür. »Und, Trumper«, sagte er und legte die Hand auf Charlies Schulter, »sollte es nötig sein, dann zögern Sie keinen Augenblick, sich direkt an mich zu wenden. Wenn Sie es für dringend halten, auch zu jeder Nachtstunde. Ich schlafe nicht viel, wissen Sie.«
»Vielen Dank. Sir«, sagte Charlie. Er war bereits auf der Treppe.
»Viel Glück, Trumper, und sehen Sie zu, daß die Leute zu essen kriegen.«
Die Marinehelferin brachte Charlie zum Wagen zurück und salutierte, als er sich vorn zum Fahrer setzte, was Charlie überraschte, denn er trug immer noch die Streifen eines Sergeant.
Er bat den Fahrer, ihn zu Little Boltons über die Chelsea Terrace zu bringen. Es betrübte ihn, während sie langsam durch die Straßen von West End fuhren, zu sehen, welchen Schaden die Luftwaffe angerichtet hatte, obwohl er natürlich gewußt hatte, daß so gut wie niemand in London von den gnadenlosen Bombardierungen der Deutschen ganz verschont geblieben war.
Als er zu Hause ankam, öffnete Becky selbst die Tür. Sie schlang die Arme um ihren Mann. »Was hat Mr. Churchill von dir gewollt?« fragte sie sogleich.
»Woher weißt du, daß ich beim Premierminister war?«
»Nummer 10 hat zuerst hier angerufen und sich erkundigt, wo sie dich finden könnten. Also, was wollte er?«
»Jemanden, der ihm Obst und Gemüse liefern kann, und zwar verläßlich.«
Charlie mochte seinen neuen Chef vom ersten Augenblick an. Obwohl James Woolton mit dem Ruf eines brillanten Geschäftsmanns zum Ernährungsministerium gekommen war, gab er zu, daß er kein Fachmann in Charlies speziellem Ressort war. Aber, sagte er, seine Abteilung sei da, um dafür zu sorgen, daß Charlie jede Hilfe bekam, die er benötigte.
Charlie erhielt ein großes Büro auf demselben Korridor wie dem des Ministers und vierzehn Mitarbeiter, die von Arthur Selwyn, einem jungen Assistenten, geleitet wurden, der erst vor kurzem aus Oxford gekommen war.
Charlie erkannte bald, daß Selwyn über einen messerscharfen Verstand verfügte, und obwohl er keinerlei Erfahrung in Charlies Welt hatte, genügte es, ihm etwas nur ein einziges Mal zu sagen.
Die Marine teilte ihm eine Privatsekretärin zu, Jessica Allen, die bereit war, ebenso viele Stunden wie Charlie zu arbeiten. Charlie fragte sich, weshalb ein so attraktives und intelligentes Mädchen offenbar kein Privatleben hatte, bis er sich ihre Personalakte näher ansah und las, daß ihr Verlobter gefallen war.
Charlie kehrte rasch zu seiner alten Routine zurück, um halb fünf ins Büro zu kommen, noch ehe die Putzfrauen dagewesen waren. Dadurch konnte er seine Zeitungen lesen, ohne befürchten zu müssen, daß er gestört wurde.
Aufgrund der besonderen Art seiner Arbeit und der offensichtlichen Unterstützung durch seinen Minister öffneten sich ihm überall die Türen. Innerhalb eines Monats kamen die meisten seiner Leute bereits ebenfalls um fünf zur Arbeit, allerdings erwies sich Selwyn als einziger mit genügend Durchhaltevermögen, der auch bis spät in die Nacht hinein blieb.
In diesem ersten Monat tat Charlie kaum etwas anderes, als Berichte zu studieren und sich Selwyns detaillierte Einschätzung der Probleme anzuhören, mit denen sie schon fast ein Jahr lang zu kämpfen hatten, und hin und wieder suchte er den Minister auf, um sich über den einen oder anderen Punkt, der ihm noch nicht recht klar war, genauer zu informieren.
Im zweiten Monat machte sich Charlie daran, jeden größeren Hafen der Insel unter die Lupe zu nehmen, um dem Verteilungsproblem bei Lebensmitteln auf den Grund zu kommen, denn die Nahrungsmittellieferungen blieben manchmal tagelang in den Lagerhäusern am Hafen liegen und verrotteten, ehe sie weitergeleitet wurden. Als er Liverpool erreichte, konnte er leicht feststellen, daß Panzer und Truppen, wenn es um die Beförderung ging, Priorität gegenüber Lebensmitteln hatten. Er erklärte, daß das Ernährungsministerium eigene Lastkraftwagen brauchte, die nur zur Verteilung der Lebensmittellieferungen im ganzen Land eingesetzt werden durften.
Irgendwie gelang es Woolton, siebzig Lastwagen zu organisieren, die meisten, wie er gestand, ausgemustert: für den Fronteinsatz untauglich. »Ähnlich wie ich«,

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