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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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lange.
Sergeant Trumper half seinen Jungs den größten Teil der
letzten Woche beim Aufsetzen von Briefen an ihre Familien
und Freundinnen. Er selbst wollte erst im letzten Augenblick
nach Hause schreiben. Stan gestand er in dieser letzten Woche,
daß er noch nicht so weit war, daß er den Deutschen mehr als
ein Wortgefecht liefern könnte.
Er war mit seinem Zug bei der Demonstration einer
Schnellfeuerpistole und erklärte gerade, wie sie nachgeladen
wurde, als ein Leutnant mit rotem Gesicht herbeigelaufen kam. »Trumper.«
»Sir.« Charlie sprang auf und stand stramm.
»Sie möchten sofort zum Kommandeur kommen.« »Jawohl, Sir.« Charlie befahl seinem Corporal, mit der
Anleitung weiterzumachen, und rannte hinter dem Leutnant
her.
»Warum laufen wir eigentlich so?« fragte Charlie. »Weil der Kommandeur rannte, als er mich suchte.« »Dann muß es mindestens um Hochverrat gehen«, meinte
Charlie.
»Weiß der Himmel, was los ist, Sergeant, aber Sie werden
es gleich herausfinden«, sagte der Leutnant, als sie vor der Tür
des Kommandeurs ankamen. Ohne anzuklopfen, betrat er das
Büro des Colonels, dicht gefolgt von Charlie.
»Sergeant Trumper, 7312087 …«
»Schon gut, Trumper«, unterbrach ihn der Colonel, der hin
und her marschierte und dabei mit seinem Stöckchen auf den
Oberschenkel schlug. »Mein Wagen wartet am Tor auf Sie. Sie
sollen sofort nach London fahren.«
»Nach London, Sir?«
»Ja, London, Trumper. Mr. Churchill hat angerufen.
Möchte, daß Sie so schnell wie möglich zu ihm kommen.«
    28
    Der Fahrer des Colonels tat alles, was in seiner Macht stand, um Sergeant Trumper, so rasch er nur konnte, nach London zu bringen. Immer wieder trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch, bis die Tachometernadel über hundertdreißig kletterte. Aber das war schwierig, denn wiederholt hielten Wagenkolonnen mit Truppen und einmal sogar ein Panzerzug sie auf. Als sie endlich Chiswick am Stadtrand von London erreichten, gab es Fliegeralarm, dem ein Luftangriff folgte, dem wiederum die Entwarnung, und danach wurden sie durch zahllose Straßensperren den ganzen Weg zur Downing Street aufgehalten.
    Obwohl er sechs Stunden Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, was Mr. Churchill von ihm wollen könnte, vermochte Charlie es sich, als der Wagen vor Nummer 10 hielt, genausowenig vorzustellen wie bei seiner Abfahrt aus der Kaserne.
    Nachdem er dem Wachtpolizisten an der Tür erklärt hatte, wer er war, sah der Konstabler auf seiner Liste nach; dann griff er nach dem Messingklopfer und pochte laut, ehe er Sergeant Trumper in die Eingangshalle bat.
    Charlies erste Reaktion im Innern war Erstaunen darüber, wie klein das Haus war, verglichen etwa mit dem Daphnes am Eaton Square.
    Eine junge Marinehelferin im Offiziersrang führte ihn in ein Vorzimmer.
»Der amerikanische Botschafter ist gerade beim Premierminister«, erklärte sie. »Aber Mr. Churchill nimmt nicht an, daß die Besprechung mit Mr. Kennedy noch lange dauern wird.«
»Vielen Dank«, sagte Charlie.
»Möchten Sie eine Tasse Tee?«
»Nein, danke.« Charlie war zu nervös, jetzt an Teetrinken zu denken. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er sich eine Nummer von Lilliput von einem Beistelltischchen und blätterte sie durch, ohne daß auch nur ein Wort haften blieb.
Nachdem er das gleiche mit jeder Zeitschrift auf dem Tischchen gemacht hatte – und nicht einmal in Nummer 10 waren es die neuesten –, wandte er sich den Bildern an der Wand zu. Wellington, Palmerson und Disraeli: alles minderwertige Porträts, die Becky in Nummer 1 bestimmt nicht angeboten hätte. Becky! Großer Gott, dachte er, sie weiß nicht einmal, daß ich in London bin. Er starrte auf das Telefon auf dem Sideboard, aber er konnte sie doch von hier aus nicht anrufen! Vor Nervosität begann er auf und ab zu stapfen und kam sich vor wie ein Patient, der auf einen möglicherweise schlimmen Befund wartet. Plötzlich schwang die Tür auf, und die Marinehelferin kam zurück.
»Der Premierminister bittet Sie jetzt zu sich, Mr. Tramper«, sagte sie und ging ihm voraus, eine schmale Treppe hinauf, vorbei an den gerahmten Fotografien früherer Premierminister. Als er bei Chamberlain angelangt war, hatte er auch schon den Fuß der Treppe erreicht und stand einem Mann von etwa einsdreiundsiebzig gegenüber, der ihm mit den Händen an den Hüften und leicht gespreizten Beinen herausfordernd entgegenblickte.
»Trumper«, sagte Churchill und streckte ihm die Hand entgegen. »Schön, daß Sie

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