Archer Jeffrey
Mann zu bringen und Clarence ins richtige Regiment.«
»Wahrscheinlich tut sie es nicht unter einem Herzog für die eine und einem Offizierspatent in den Scots Guards für den anderen, habe ich recht?«
»In etwa«, bestätigte seine Mutter. »Sie erwartet außerdem, daß Clarissa dann rasch ein Töchterchen zur Welt bringt, damit sie es mit dem zukünftigen Prince of Wales verheiraten kann.«
»Aber Prinzessin Elizabeth hat sich doch erst verlobt!«
»Natürlich, aber wir wissen schließlich alle, wie gern Daphne vorausplant.«
Daniel richtete sich nach der Bitte seiner Mutter und erwähnte die Wohnungen nicht, als er sich beim Dinner mit seinen Eltern über die Gründung der neuen Gesellschaft unterhielt. Er bemerkte auch, daß ein Bild mit dem Titel Apfel und Birnen von einem Künstler namens Courbet den Van Gogh in der Diele ersetzt hatte. Auch darauf ging er mit keinem Wort ein.
Am nächsten Tag begab Daniel sich ins Planungsamt der Baubehörde des London City Council. Er konnte zwar Einblick in die gewünschten Unterlagen nehmen, aber sie durften zu seiner Enttäuschung nicht aus dem Haus gegeben werden.
Folgedessen saß er fast den ganzen Tag über den Dokumenten, machte sich genaue Notizen über alles, was er wissen wollte, und prägte es sich dann ein, damit er nichts Schriftliches mit sich herumtragen mußte; denn das Letzte, was er wollte, wäre gewesen, daß seine Eltern durch Zufall über seine Notizen stolperten. Als das Amt um siebzehn Uhr hinter ihm geschlossen wurde, war Daniel überzeugt, daß er sich an jede nötige Einzelheit erinnern würde.
Am Fluß setzte er sich auf eine niedrige Brüstung und wiederholte alle wichtigen Einzelheiten, um sich zu vergewissern.
Trumper hatte um die Genehmigung eingereicht, ein Großkaufhaus zu bauen, das den ganzen, als Chelsea Terrace bekannten Block umfassen sollte. Und zwar waren zwei Hochhäuser mit je zwölf Stockwerken geplant, jedes von vierundsiebzigtausend Quadratmeter Stellfläche, und dazwischen ein fünfstöckiger Verbindungstrakt, der die obersten Geschosse der beiden Häuser mit Einkaufspassagen verband, in dem jedoch ansonsten hauptsächlich Büros untergebracht waren. Der Plan war bereits genehmigt worden, doch hatte ein Mr. Martin Crowe von der Gesellschaft zur Rettung des Einzelhandel Einspruch gegen den Bau des fünfstöckigen Traktes erhoben, der die beiden Hochhäuser über den jetzt freien Bauplatz in der Mitte der Terrace hinweg verbinden würde. Es gehörte keine besondere Phantasie dazu, sich zu denken, woher Mr. Crowe die nötige finanzielle Unterstützung bekam.
Gleichzeitig war Mrs. Trentham der Plan für ein Mietshaus mit billigen Wohnungen genehmigt worden. In Gedanken ging er noch einmal ihren Antrag durch, nach dem das Haus aus Beton und mit einem Minimum an Ausstattung und Aufwand erbaut werden sollte. Also eine billige Mietskaserne, dachte Daniel. Mrs. Trentham hatte vor, das häßlichste und billigste Gebäude hinzustellen, das möglich war, und zwar mitten in Charlies vorgesehenem Einkaufspalast.
Daniel warf noch einmal einen Blick auf seine Notizen. Er hatte sich tatsächlich alles gemerkt, also zerriß er sie in kleine Fetzen, die er in den Abfallkorb an der Ecke der Westminster Brücke warf, ehe er nach Hause in die Little Boltons zurückkehrte.
Als nächsten Schritt telefonierte er mit David Oldcrest, dem Juraprofessor am Trinity College, der auf Städteplanung spezialisiert war. Oldcrest erklärte ihm über eine Stunde lang, daß durch Klagen und Gegenklagen der Fall bis zum Oberhaus gelangen könnte, wodurch sich die Genehmigung für die Trumper-Hochhäuser mehrere Jahre verzögern mochte. Und bis die Entscheidung fiel, würden nur die Anwälte profitieren, versicherte ihm Dr. Oldcrest.
Daniel dankte seinem Freund, und nachdem er sich das Problem im Licht der neuen Fakten noch einmal durch den Kopf hatte gehen lassen, kam er zu dem Schluß, daß der Erfolg oder Mißerfolg von Charlies Ambitionen einzig und allein in Mrs. Trenthams Hand ruhte. Es sei denn …
In den beiden folgenden Wochen verbrachte er viel Zeit in einer Telefonzelle an der Ecke Chester Square, ohne auch nur einen einzigen Anruf zu tätigen. Den Rest des jeweiligen Tages folgte er einer Dame von untadeliger Aufmachung, absoluter Selbstsicherheit und eigenwilliger Persönlichkeit durch die Stadt. Er bemühte sich, von ihr nicht gesehen zu werden, während er sich ein genaueres Bild von ihr und ihrer Welt zu machen versuchte.
Er erkannte bald, daß dieser
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