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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Bewohnerin von Chester Square 19 nur dreierlei wichtig zu sein schien: Da waren die Unterredungen mit ihren Anwälten in Lincoln Inn Fields – zu denen es alle zwei oder drei Tage kam, doch nie zu einem regelmäßigen Zeitpunkt. Das zweite waren ihre Bridgepartien, die allerdings immer zur gleichen Zeit, nachmittags um zwei, dreimal die Woche, am Montag im Cadogan Place 9, am Mittwoch in der Sloane Avenue 117 und am Freitag bei ihr zu Hause am Chester Square stattfanden. Es waren offenbar stets dieselben älteren Damen, die in diesen drei Häusern zusammenkamen. Das dritte war der unregelmäßige Besuch eines billigen Hotels in South Kensington, wo sie jeweils in der dunkelsten Ecke des Cafes saß und mit einem Mann sprach, den Daniel für eine außerordentlich unpassende Gesellschaft für Sir Raymond Hardcastles Tochter hielt. Jedenfalls bestand kein Zweifel, daß sie ihn nie als Freund und auch nicht als Geschäftspartner oder ähnliches behandelte, aber er konnte nicht herausfinden, worüber sie sich unterhielten.
Nach einer weiteren Woche beschloß er seinen Plan am letzten Freitag vor seiner Rückkehr nach Cambridge auszuführen. Daraufhin begab er sich an einem Vormittag zu einem Uniformschneider, schrieb sich am Nachmittag die Anweisungen mit Text für seine Rolle auf und paukte sie am Abend. Danach rief er Spink’s an, das Orden- und Medaillengeschäft, wo man ihm versicherte, daß man seinen Auftrag rechtzeitig ausführen würde. An den beiden letzten Vormittagen, doch erst nachdem seine Eltern aus dem Haus waren, machte er in seinem Schlafzimmer eine Generalprobe in voller Ausstaffierung.
Daniel mußte sicher sein können, daß er Mrs. Trentham nicht nur überraschte, sondern sie wenigstens die zwanzig Minuten lang, die er für die Durchführung seines Plans brauchen würde, völlig aus dem Gleichgewicht brachte.
    Am Freitag vergewisserte sich Daniel beim Frühstück, daß seine Eltern nicht vor achtzehn Uhr heimkommen würden, und erklärte sich gern bereit, noch mit ihnen zu Abend zu essen, ehe er nach Cambridge zurückkehrte. Er wartete geduldig, bis sein Vater zur Chelsea Terrace aufbrach, doch dann mußte er sich noch eine weitere halbe Stunde gedulden, weil seine Mutter, gerade als sie gehen wollte, durch einen Anruf aufgehalten wurde.
    Endlich konnte sie das Telefongespräch beenden und ebenfalls zur Arbeit gehen. Zwanzig Minuten später schlenderte Daniel aus dem Haus, mit einem kleinen Koffer unter dem Arm, in den er die am Vortag bei Johns & Pegg abgeholte Uniform gepackt hatte. Vorsichtshalber spazierte er erst drei Blocks in die entgegengesetzte Richtung, ehe er ein Taxi herbeiwinkte.
    Im Royal Fusiliers Museum angekommen, studierte Daniel noch ein paar Minuten das Bild seines Vaters an der Wand. Das Haar war welliger als seines und wirkte auf dem sepiabraunen Foto auch eine Spur heller. Daniel bekam plötzlich Angst, sich später nicht an die genauen Details erinnern zu können. Er wartete, bis der Kurator ihm den Rücken zugewandt hatte, dann nahm er, nicht ohne Schuldbewußtsein, das kleine Bild ab und steckte es in seine Aktenmappe.
    Er nahm wieder ein Taxi, diesmal zu einem Friseur in Kensington, der gern den Wunsch des Gentlemans erfüllte, sein Haar zu bleichen, den Scheitel zu versetzen und Wellen zu legen, damit er fast genauso aussah wie der Herr auf der alten Fotografie, die er ihm vorgelegt hatte. Alle paar Minuten begutachtete Daniel den Veränderungsprozeß im Spiegel, und als er glaubte, daß das höchstmögliche Maß an Ähnlichkeit erreicht war, bezahlte er und ging. Das nächste Taxi nahm er zu Spink’s, dem Medaillenspezialisten in der King Street, St. James. Er bezahlte die telefonisch bestellten Ordensbänder in bar und war erleichtert, daß der Verkäufer sich nicht erkundigte, ob er das Recht habe, sie zu tragen. Ein weiteres Taxi brachte ihn von St. James zum Dorchester Hotel. Er ließ sich ein Einzelzimmer geben und sagte der Dame hinter dem Empfang, daß er es nur bis achtzehn Uhr benötigen würde. Sie gab ihm den Schlüssel für 309. Daniel lehnte höflich das Angebot des Portiers ab, ihm den Koffer hinaufzutragen, und bat ihn lediglich, ihm zu zeigen, wo der Fahrstuhl war.
    Er sperrte sogleich seine Zimmertür von innen zu, öffnete den Koffer und breitete den Inhalt auf dem Bett aus. Die Ordensbänder befestigte er über der linken Tasche der Uniformjacke, genau nach der Fotografie, und begutachtete, nachdem er sich umgezogen hatte, die Wirkung im Spiegel, der

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