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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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für zweihundertzwanzig Personen. Es war uns bisher nie gelungen, jeden Platz zu füllen, doch jetzt, da Anträge für Tickets mit jeder Post eintrafen, mußten wir in aller Eile versuchen, die echten Bieter auszusortieren.
    Trotz dieser Auswahl und obwohl wir zu ein paar sehr Hartnäckigen geradezu unfreundlich waren, blieben es schließlich immer noch fast dreihundert Personen, denen wir einen Sitzplatz zugesagt hatten. Darunter waren auch einige Presseleute, aber die freudigste Überraschung war, daß der Kulturredakteur des dritten Programms anrief und fragte, ob er über die Auktion im Radio berichten dürfte.
    Charlie kam zwei Tage vor der Auktion aus Amerika zurück und erzählte mir während der kurzen Augenblicke, die wir beide dafür Zeit fanden, daß sich die Reise als außerordentlich befriedigend erwiesen hatte – was immer das bedeutete. Er sagte, daß Daphne ihn zur Auktion begleiten würde: »… muß doch unsere Stammkunden bei Laune halten.« Ich gestand ihm nicht, daß ich völlig vergessen hatte, einen Platz für ihn zu reservieren, aber Simon Matthews, den ich vor kurzem zu meinem Stellvertreter ernannt hatte, zwängte zwei zusätzliche Stühle ans Ende der achten Reihe hinein und hoffte, daß niemand von der Brandschutzbehörde unter den Bietern sein würde.
    Wir beschlossen, die Auktion um fünfzehn Uhr an einem Dienstag abzuhalten, nachdem Tim Newman uns erklärt hatte, daß die richtige Zeit außerordentlich wichtig war, wenn wir sicher sein wollten, daß wir am nächsten Tag die fetteste Presse bekamen.
    Simon und ich waren die ganze Nacht vor der Auktion mit den Verkäufern auf, um alles herzurichten. Wir nahmen die Bilder von den Wänden und ordneten sie in der Reihenfolge für die Auktion. Als nächstes vergewisserten wir uns, daß die Beleuchtung für die Staffelei richtig war, auf die jedes Gemälde für seine Versteigerung kommen würde. Schließlich schoben wir die Stühle im Auktionssaal so nahe aneinander, wie es sich nur machen ließ. Indem wir den Stand, von dem aus Simon die Auktion vornehmen würde, etwa einen Meter weiter versetzten, konnten wir sogar noch eine Stuhlreihe einfügen. Dadurch würden zwar die »Spotter« – die immer seitlich vom Auktionator standen, um die Bieter zu finden –, weniger Platz haben, dafür löste es uns vierzehn andere Probleme.
    Am Morgen des Auktionstages nahmen wir eine Generalprobe vor. Simon rief die Nummern auf, und die Gehilfen stellten das jeweilige Bild auf die Staffelei und entfernten es nach dem Hammerschlag und dem Ruf nach der nächsten Nummer. Als der Canaletto auf die Staffelei gehoben wurde, zeigte das Gemälde die elegante Technik und Detailgenauigkeit, die den Meister auszeichnete. Ich mußte lächeln, als das Meisterwerk einen Augenblick später von Charlies kleinem Madonnenbild abgelöst wurde. Trotz intensiver Nachforschung hatte Cathy Ross nichts über seinen Ursprung herausfinden können, also hatten wir das Gemälde lediglich neu gerahmt und im Katalog als Werk der Schule des sechzehnten Jahrhunderts angeführt. Ich hatte zweihundert Guineen als Schätzwert in meinem Buch eingetragen, aber mir war natürlich klar, daß Charlie vorhatte, das kleine Bild zu jedem Preis zurückzukaufen. Ich machte mir immer noch Gedanken darüber, wie Kitty zu dem Gemälde gekommen war, aber Charlie mahnte mich, mir darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Er hatte größere Probleme, als sich zu fragen, wie Tommys Geschenk in Kittys Hände gelangt war.
    Am Nachmittag der Auktion saßen die ersten Interessenten bereits um Viertel nach zwei auf ihren Plätzen. Später entdeckte ich manchen Sammler und Galeriebesitzer, der nicht mit einem vollen Saal bei Trumper gerechnet hatte und deshalb ganz hinten oder an der Seitenwand stehen mußte.
    Um Viertel vor drei waren nur noch wenige Plätze frei. Die noch später kamen, standen dicht gedrängt an den Seiten. Ein paar hockten sogar auf den Fersen im Mittelgang. Um fünf vor drei hatte Daphne ihren Auftritt. Sie trug ein elegant geschneidertes, mitternachtblaues Kaschmirkostüm, das ich im vergangenen Monat im Vogue gesehen hatte. Charlie, der, wie ich fand, etwas müde aussah, folgte ihr dichtauf. Sie setzten sich auf ihre Plätze am Ende der achten Reihe. Daphne wirkte sehr zufrieden mit sich, Charlie dagegen ungeduldig.
    Punkt drei Uhr nahm ich meinen Platz neben dem Auktionatorstand ein, und Simon stieg die Stufen hinauf. Er ließ den Blick über die Menge schweifen, um festzustellen, wo die

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