Archer Jeffrey
was sich während Ihres Besuchs drüben zugetragen hat.«
»Was ich von mir keineswegs behaupten kann«, warf Cathy verwirrt ein.
»Alles zu seiner Zeit«, vertröstete Charlie sie, »ich erkläre es nachher.« Er wandte sich wieder Baverstock zu. »Also was jetzt?«
»Miss Ross muß hier und hier und hier unterschreiben«, antwortete der Anwalt ohne weitere Erklärung und deutete auf die mit Bleistiftkreuzchen angezeichneten Stellen auf drei ausgefüllten Papieren. »Würden Sie, Sir Charles, da Sie weder mit der Begünstigten verwandt, noch selbst ein Begünstigter sind, als Zeuge für Miss Ross’ Unterschrift unterzeichnen?«
Charlie nickte, setzte das Opernglas ab, das er noch in der Hand gehalten hatte, und holte seinen Füllhalter aus der Brusttasche.
»Charlie, du hast mich immer gemahnt, alles sorgfältig durchzulesen, bevor ich es unterschreibe«, sagte Cathy kopfschüttelnd.
»Vergiß es für den Augenblick, mein Mädel, und unterschreib, wo Mr. Baverstock angekreuzt hat.«
Ohne ein weiteres Wort unterschrieb Cathy alle drei Dokumente.
»Danke, Miss Ross.« Mr. Baverstock blickte beide an. »Wenn Sie mich nun kurz entschuldigen würden, ich muß Mr. Birkenshaw die Neuigkeit mitteilen.«
»Birkenshaw?« fragte Charlie.
»Mr. Trenthams Anwalt. Er muß natürlich sofort informiert werden, daß sein Mandant nicht der einzige ist, der einen Anspruch auf das Hardcastlesche Vermögen erhoben hat.«
Cathy blickte Charlie nun noch verwirrter an.
»Später«, versicherte ihr Charlie. »Ich versprech’ es dir.«
Baverstock wählte die sieben Ziffern einer Chelseaer Nummer.
Niemand sprach, während sie warteten, daß der Hörer abgehoben würde. Schließlich hörte Baverstock eine verschlafene Stimme »Flaxman 7192« murmeln.
»Guten Abend, Birkenshaw, hier ist Baverstock. Tut mir leid, daß ich Sie zu so nächtlicher Stunde noch belästigen muß. Ich täte es auch nicht, wenn die Umstände es nicht erforderten. Aber darf ich Sie zunächst fragen, wie spät Sie es haben?«
»Habe ich recht gehört?« fragte Birkenshaw nun mit etwas wacherer Stimme. »Sie rufen mich mitten in der Nacht an, um mich zu fragen, wie; spät es ist?«
»Stimmt. Wissen Sie, ich muß es bestätigt haben, daß es noch vor Mitternacht ist. Würden Sie also so freundlich sein und auf Ihre Uhr schauen?«
»Ich habe dreiundzwanzig Uhr und siebzehn Minuten, aber ich verstehe trotzdem nicht …«
»Ich habe dreiundzwanzig Uhr sechzehn«, entgegnete Baverstock, »aber was die genaue Zeit betrifft, beuge ich mich gern Ihrem überlegenen Urteil. Der Zweck meines Anrufs ist, Ihnen mitzuteilen, daß noch jemand – offenbar in direkterer Linie mit Sir Raymond verwandt – Anspruch auf das Hardcastlesche Erbe hat eintragen lassen.«
»Wie heißt sie?«
»Ich vermute, das wissen Sie bereits«, sagte der alte Anwalt, ehe er den Hörer auflegte.
47 »Heißt das, daß Guy Trentham mein Vater war?« fragte Cathy. »Aber wie … ?«
Nachdem sie Dr. Atkins geweckt hatten – ein Mann, der offenbar eher daran gewöhnt war, nachts aus dem Bett geklingelt zu werden –, war Charlie endlich soweit, Cathy zu erklären, was er während seines Australienbesuchs herausgefunden hatte und wie alles durch ihr Bewerbungsschreiben, das Becky zu ihrer Personalakte gegeben halte, bestätigt wurde. Baverstock lauschte aufmerksam, nickte hin und wieder und verglich mit den ausführlichen Notizen, die er sich während des langen Gesprächs mit seinem Neuen in Sydney gemacht hatte.
Cathy hörte ebenfalls aufmerksam zu, was Charlie berichtete, und wenngleich sie inzwischen auch verschwommene Erinnerungen an ihr Leben in Australien hatte, konnte sie sich nur sehr vage an ihre Studienzeit an der Universität von Melbourne und so gut wie gar nicht an St. Hilda entsinnen. Auch der Name ›Miss Benson‹ sagte ihr überhaupt nichts.
»Ich versuche wirklich immer wieder, mich zu erinnern, was war, bevor ich in England angekommen bin, aber da ist nichts, obwohl ich mich auf jede Einzelheit besinnen kann, seit ich in Southampton von Bord gegangen bin. Dr. Atkins ist nicht sehr optimistisch, nicht wahr?«
»Er sagt nur immer wieder, daß es bei jedem Fall eben anders ist.«
Charlie stand auf, stapfte im Zimmer hin und her und drehte schließlich mit einer Spur Hoffnung Cathys Aquarell um. Aber sie schüttelte lediglich den Kopf, während sie die Waldlandschaft betrachtete.
»Ich muß dieses Bild wohl irgendwann einmal gemalt haben, aber ich habe keine Ahnung, wo oder wann.«
Gegen vier
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