Archer Jeffrey
wieder an seinem Kragen zog, der aussah, als wäre er einen Zentimeter oder mehr zu eng, um bequem zu sein. Doch nachdem sie in Begleitung von Daphne in der vergangenen Woche fast einen ganzen Vormittag in der Saville Row damit zugebracht hatten, daß Charlie von Kopf bis Fuß Maß für einen neuen Anzug genommen wurde, hatte er sich geweigert, selbst nur einen Augenblick länger zu bleiben, um sich auch noch ein Hemd anmessen zu lassen. Daphne war deshalb nichts anderes übriggeblieben, als seine Kragenweite zu schätzen.
»Darf ich Ihnen Kaffee bringen lassen?« erbot sich der
Bankier, als sie alle in seinem Büro saßen.
»Nein, danke«, sagte der Colonel. Becky hätte gern Kaffee
gehabt, aber ihr war klar, daß der Bankier annahm, Sir Danvers
hätte für sie alle drei gesprochen. Sie biß sich auf die Lippe. »Nun, wie kann ich Ihnen von Diensten sein, Sir Danvers?«
Der Bankier rückte nervös am Knoten seiner Krawatte herum. »Meine Geschäftspartner und ich sind die Eigentümer eines
Geschäfts in der Chelsea Terrace Nummer 147. Es ist zwar zur Zeit noch ein kleines, aber gut florierendes Unternehmen.« Am zuvorkommenden Lächeln des Bankiers änderte sich nichts. »Wir kauften das Haus vor achtzehn Monaten für einhundert Pfund, und diese Investition hat in diesem Jahr einen Gewinn
von über dreiundvierzig Pfund eingebracht.«
»Sehr zufriedenstellend«, sagte der Bankier. »Natürlich
habe ich Ihren Brief gelesen und die Bilanz, die Sie mir
freundlicherweise per Boten zuschickten.«
Charlie hatte gute Lust, ihm zu sagen, wer der Bote gewesen
war.
»Wir finden nun, daß eine Expansion angebracht wäre«,
fuhr der Colonel fort. »Dazu brauchen wir eine Bank mit ein
bißchen mehr Initiative als unsere bisherige, und unsere neue
Bank soll auch zukunftsorientiert sein, denn ich habe
manchmal das Gefühl, daß unsere gegenwärtige sich noch im
neunzehnten Jahrhundert zu befinden glaubt. Um ehrlich zu
sein, sie ist nicht viel mehr als ein Gelddepot. Wir sind jedoch
auf der Suche nach einer Bank, die uns mit Rat und Tat zur
Seite steht.«
»Ich verstehe.«
»Ich überlege schon die ganze Zeit …«, murmelte der
Colonel und klemmte das Monokel ins linke Auge.
»Was überlegen Sie?« Mr. Hadlow blickte ihn besorgt an. »Ihre Krawatte.«
»Meine Krawatte?« Wieder betastete der Bankier nervös
den Knoten seines Binders.
»Ja, Ihre Krawatte. Sagen Sie nichts – die Buffs?« »Stimmt, Sir Danvers, das East Kent Regiment.«
»Waren Sie im Einsatz, Hadlow?«
»Nun, nicht direkt, Sir Danvers. Meine Augen, wissen Sie.«
Mr. Hadlow fummelte an seiner Brille.
»Tut mir leid, alter Junge.« Des Colonels Monokel rutschte
nach unten. »Nun, zurück zum Thema. Wie gesagt, meine
Kollegen und ich wollen expandieren, aber ich halte es für fair, Ihnen nicht zu verschweigen, daß wir am kommenden Donnerstag auch einen Termin mit einem anderen Bankhaus
haben.«
»Kommenden Donnerstag«, echote der Bankier, nachdem er
seinen Federhalter wieder im Tintenfaß auf dem Schreibtisch
eingetaucht hatte, und Fügte diese Information seinen Notizen
hinzu.
»Ich erwähne das nur, um Sie darauf aufmerksam zu
machen, daß wir es vorgezogen haben, zuerst zu Ihnen zu
kommen.«
»Ich fühle mich geschmeichelt«, versicherte ihm Hadlow.
»Und welche Konditionen, hoffen Sie, könnte unsere Bank
Ihnen im Gegensatz zu Ihrer bisherigen bieten?«
Der Colonel hielt einen Moment inne, und Becky blickte ihn
bestürzt an, denn sie konnte sich nicht erinnern, ob sie
Konditionen überhaupt mit ihm durchgegangen war. Sie hatten
beide nicht damit gerechnet, daß sie bereits bei diesem ersten
Bankbesuch soweit kommen würden.
Der Oberst räusperte sich. »Wenn wir eine
Geschäftsverbindung mit Ihnen eingehen, erwarten wir
natürlich aufgrund der langfristigen Auswirkungen flexible
Bedingungen, wie sie im freien Wettbewerb üblich sind.« Diese Antwort schien Hadlow zu beeindrucken. Er blickte
auf die Zahlen in seinen Unterlagen und sagte: »Ich sehe, daß
Sie an ein Darlehen von zweihundertundfünfzig Pfund für den
Kauf der Objekte Chelsea Terrace 131 und 135 denken, was
bei dem gegenwärtigen Stand Ihres Kontos eines
Kreditrahmens« – er hielt inne und rechnete es offenbar aus –
»von wenigstens einhundertundsiebzig Pfund bedürfte.« »Richtig, Hadlow. Ich sehe, daß Sie die Dinge richtig
einschätzen.«
Der Bankier lächelte. »Unter den gegebenen Umständen, Sir
Danvers, glaube ich, daß wir Ihnen und Ihren Partnern ein
solches Darlehen gewähren
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