Archer Jeffrey
Ladenschluß aufsuchte und in ihr Geheimnis einweihte.
»Im dritten.« Sie vermied es, ihn direkt anzusehen.
»Warum ‘ast du’s mir nicht schon früher gesagt?« Es klang ein bißchen gekränkt.
»Ich hatte gehofft, daß es nicht nötig sein würde«, antwortete Becky, während sie anfing aufzuräumen, damit sie sich ihm nicht zuwenden mußte.
»Du ‘ast es Trentham natürlich geschrieben?«
»Nein. Ich werde es selbstverständlich, aber ich bin einfach noch nicht dazu gekommen.«
»Du hättest es dem Bastard schon vor Wochen schreiben müssen. Er ist der erste, der es wissen sollte. Schließlich ist er verantwortlich dafür, daß du jetzt in der Patsche sitzt!«
»So einfach ist es nicht, Charlie.«
»Und warum nicht, um ‘immels willen?«
»Es würde das Ende seiner Karriere bedeuten, und Guy lebt für das Regiment. Er ist wie dein Colonel. Es wäre unfair, von ihm zu verlangen, daß er mit vierundzwanzig aufhört, Soldat zu sein.«
»Er ist ganz und gar nicht wie mein Colonel«, entgegnete Charlie. »Aber wie auch immer, er ist noch jung genug, seßhaft zu werden und zu arbeiten wie andere auch.«
»Er ist mit der Armee verheiratet, Charlie, nicht mit mir. Warum soll ich uns beiden das Leben ruinieren?«
»Trotzdem muß er erfahren, was los ist, du mußt ihm wenigstens die Möglichkeit geben, sich zu entscheiden.«
»Er würde keine Wahl haben, Charlie, das siehst du doch ein? Er würde das nächste Schiff nach England nehmen und mich heiraten. Er ist ein Ehrenmann.«
»Ein Ehrenmann, tatsächlich?« entgegnete Charlie und trug ein paar Kisten nach hinten. »Also, wenn er so ein Ehrenmann ist, dann kannst du dir auch leisten, mir was zu versprechen.«
»Was?«
»Daß du ihm noch ‘eut’ abend schreibst und ihm die Wahr’eit sagst!«
Becky zögerte ein paar Sekunden. »Na gut.«
»‘eut’ abend?«
»Ja, heute abend.«
»Und du solltest auch seinen Eltern Bescheid geben.«
»Nein, das kannst du von mir nicht verlangen, Charlie.«
»Welchen Grund ‘ast du diesmal? Auch Angst, daß du ihre Karriere ruinieren würdest?«
»Nein, aber wenn ich es täte, würde sein Vater darauf bestehen, daß Guy umgehend heimkommt und mich heiratet.« »Und was ist daran auszusetzen?«
»Daß seine Mutter dann behaupten würde, ich hätte ihren Sohn hereingelegt, oder noch schlimmer …«
»Was?«
»Daß es gar nicht sein Kind ist.«
»Wer würde ihr schon glauben?«
»Jeder, der es will.«
»Aber das ist doch nicht gerecht!« empörte sich Charlie.
»Das ist das Leben auch nicht, um meinen Vater zu zitieren. Ich mußte ja mal erwachsen werden, Charlie. Du hattest dazu die Westfront.«
Charlie schwieg. »Also«, sagte er schließlich, »was werden wir jetzt tun?«
»Wir?«
»Ja, wir. Wir sind nach wie vor Partner, oder ‘ast du das vergessen?«
»Also als erstes werde ich mir eine eigene Wohnung suchen müssen. Es wäre nicht fair gegenüber Daphne …«
»Sie ‘at sich als wahre Freundin erwiesen«, sagte Charlie.
»Für uns beide«, bestätigte Becky. Charlie stand auf, schob die Hände in die Hosentaschen und marschierte hin und her. Das erinnerte Becky an ihre gemeinsame Schulzeit.
»Du könntest dich wohl nicht …«, begann Charlie. Und nun brachte er es nicht fertig, ihr ins Gesicht zu blicken.
»Was? Was könnte ich nicht?«
»Du könntest dich wohl nicht entschließen …«, versuchte er es noch einmal.
»Was denn?«
»Entschließen, mich zu ‘eiraten?«
Becky war so überrascht, daß sie kein Wort herausbrachte. »Aber was ist mit Daphne?« fragte sie dann.
»Daphne? Du ‘ast doch nie wirklich gedacht, daß wir diese Art von Beziehung ‘atten, oder? Es stimmt, daß sie mir Abendunterricht gegeben ‘at, aber nicht von der Art, wie du offensichtlich meinst. Jedenfalls ‘at es in Daphnes Leben immer nur einen Mann gegeben, und der ‘eißt bestimmt nicht Charlie Trumper. Schon aus dem Grund, weil sie schon die ganze Zeit weiß, daß es für mich nur eine Frau gibt.«
»Aber …«
»Und ich liebe dich schon so lange, Becky.«
»O mein Gott!« Becky vergrub das Gesicht in den Händen.
»Tut mir leid«, murmelte Charlie. »Ich ‘ab gedacht, daß du es weißt. Daphne ‘at mir gesagt, daß Frauen so was immer spüren.«
»Ich hatte keine Ahnung, Charlie. Ich war nicht nur dumm, sondern auch blind!«
»Ich ‘ab keine andere Frau mehr angeschaut, seit ich von Edinburgh zurückgekommen bin. Ich glaub’, ich ‘ab eben ge’offt, daß du mich auch wenigstens ein kleines bißchen liebst.«
»Ich werde dich immer
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