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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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als er, sah sie bereits wie Mitte Dreißig aus. Unter dem weiten Pullover war nichts mehr von der Figur zu erkennen, die einst die Blicke jedes Mannes im East End auf sich gezogen hatte, und ohne Make-up sah man, daß ihr Gesicht fleckig war und sich Falten einzuschleichen begannen.
    »Das letzte Mal war es auch nur ein Pfund«, erinnerte
    Charlie sie. »Und das ist noch gar nicht so lange her.« »Aber seither hat mich mein Freund verlassen, Charlie. Ich
steh’ wieder allein da, hab’ nicht einmal ein Dach über dem
Kopf. Tu mir den Gefallen.«
Er starrte sie immer noch an und war froh, daß Becky noch
nicht von den Vorlesungen zurück war, obwohl er vermutete,
daß Kitty ohnehin nur kam, wenn sie sicher sein konnte, daß
die Kasse voll und Becky nicht in der Nähe war.
»Ich bin gleich zurück«, sagte er nach längerem Schweigen.
Er stand auf und ging hinunter in den Laden. Sobald die
Verkäuferinnen nicht hersahen, nahm er zwei Pfund und zehn
Shilling aus der Kasse. Resigniert stieg er damit wieder hinauf
zur Wohnung.
Kitty wartete bereits an der Tür, und Charlie händigte ihr die
vier Scheine aus. Sie entriß sie ihm fast, steckte sie in ihren
Handschuh und ging ohne ein weiteres Wort.
Charlie folgte ihr die Treppe hinunter und sah, wie sie sich
einen Pfirsich von der Spitze einer ordentlich aufgebauten
Pyramide in der Ecke des Ladens nahm, bevor sie auf den
Bürgersteig trat und die Straße hinuntereilte.
Charlie mußte am Abend die Kasse selbst machen, damit
niemand dahinterkam, wieviel er seiner Schwester gegeben
hatte.
    »Du wirst diese Parkbank noch kaufen müssen, Charlie Trumper«, scherzte Becky, während sie sich neben ihn setzte.
    »Nicht ehe mir nicht jeder Laden im Block gehört, meine Hübsche«, entgegnete er und drehte sich zu ihr um. »Und wie sieht’s mir dir aus? Wann soll das Baby kommen?«
    »Der Doktor meint, in fünf Wochen.«
    »Du hast die Wohnung schon dafür hergerichtet, nicht wahr?«
»Ja. Gott sei Dank läßt mich Daphne weiter dort wohnen bleiben.«
»Ich vermisse sie«, sagte Charlie.
»Ich auch, obwohl ich sie noch nie so glücklich gesehen habe wie seit Percys Entlassung aus der Armee.«
»Ich wette, es wird nicht lange dauern, dann sind sie verlobt.«
»Hoffen wir es.« Becky blickte über die Straße.
Drei Trumper-Schilder, alle Gold auf Blau, blitzten ihr entgegen. Das Obst- und Gemüsegeschäft machte weiterhin gute Einnahmen, und Bob Makins schien gewachsen zu sein, seit er vom Militärdienst zurück war. Die Metzgerei hatte ein wenig Kundschaft verloren, nachdem Mr. Kendrick in den Ruhestand gegangen war, doch neue war dazugekommen, seit Mike Parker, als Charlies Geschäftsführer, Kendricks Nachfolge angetreten hatte. Mike Parker war der Sergeant von Camberwell, der Becky beim Regimentsball ständig auf die Zehen getreten war.
»Hoffen wir, daß er ein besserer Metzger als Tänzer ist«, hatte Becky gesagt, als Charlie ihr erzählt hatte, daß er ihn einstellen würde. Was den Lebensmittelladen betraf, der florierte vom ersten Tag an. Er war Charlies letzte Errungenschaft und sein ganzer Stolz, wenngleich er seine anderen Läden darum keineswegs vernachlässigte, ja, bei seinen Angestellten sogar im Ruf stand, in allen dreien gleichzeitig anwesend zu sein.
»Ein genialer Einfall«, sagte Charlie, »aus dem alten Antiquitätengeschäft einen Lebensmittelladen zu machen.«
»Du siehst dich also jetzt auch als Lebensmittelhändler, nicht wahr?«
»Ganz sicher nicht, ich bin nach wie vor ein Obst- und Gemüsehändler.«
»Ich frage mich, ob du das auch zu den Angestellten sagen wirst, wenn dir der ganze Block gehört.«
»Das dürfte noch eine Zeitlang dauern. Wie sieht die Bilanz für die neuen Läden aus?«
»Nun, während des ersten Jahres weisen sie beide Verluste auf.«
Charlies Stimme hob sich protestierend. »Aber sie könnten beide Gewinn machen! Und der Lebensmittelladen ist …«
»Nicht so laut. Ich möchte, daß Mr. Hadlow und seine Kollegen in der Bank feststellen, daß wir uns viel besser machen, als wir ursprünglich vorhersagten.«
»Du bist eine schlimme Frau, Rebecca Salmon, das steht fest!«
»Das solltest du nicht sagen, wenn ich dir auch den nächsten Kredit erbetteln soll.«
»Wenn du so geschickt bist, dann erklär mir, warum ich an die Buchhandlung nicht rankomme.« Charlie deutete über die Straße auf Nummer 141, wo ein einsames Licht brannte, der einzige Beweis, daß das Haus überhaupt bewohnt war. »Soviel ich sehen konnte, hat seit Wochen kein

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