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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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ich zu ihm, ob wir Becky und Guy
nicht ein bißchen sich selbst überlassen sollten. Daraufhin lud
Charlie mich ein, seinen Laden zu besichtigen, und als er mich
herumführte, hörte er gar nicht auf, mir zu erklären, was er seit
der Übernahme alles geändert hatte. Sein Enthusiasmus hätte
bestimmt selbst den zynischsten Anleger überzeugt; was mich
jedoch am meisten beeindruckte, war seine Beschlagenheit in
einem Geschäft, dem ich bisher nicht einen Gedanken
gewidmet hatte. In diesem Augenblick beschloß ich, Charlie in
den beiden Angelegenheiten, die ihm so am Herzen lagen, zu
helfen.
Es wunderte mich nicht im geringsten, als ich entdeckte,
was er für Becky empfand; sie dagegen war so in Guy
verknallt, daß sie sich Charlies Existenz offenbar nicht einmal
bewußt war. Während eines seiner endlosen Monologe über die
guten Eigenschaften des Mädchens regte sich ein Plan in mir
für Charlies Zukunft. Er mußte sich eine Art Bildung erwerben,
nicht auf dieselbe Weise wie Becky, gewiß, aber nicht minder
bedeutend für die Zukunft, die er anstrebte.
Ich versicherte Charlie, daß Guy von Becky bald genug
haben würde, denn so war es bisher bei allen Mädchen
gewesen, die seinen Weg gekreuzt hatten. Ich sagte Charlie, er
müsse Geduld haben, dann würde ihm der Apfel schließlich in den Schoß fallen. Dabei erklärte ich ihm auch, wer Isaac
Newton war.
Ich vermutete, daß jene Tränen, von denen meine
Kinderfrau so oft gesprochen hatte, bald nach Beckys
Wochenendeinladung bei Guys Eltern in Ashurst fließen
würden. Ich sorgte dafür, daß ich von den Trenthams zum Tee
am Sonntag gebeten wurde, um Becky die möglicherweise
benötigte moralische Unterstützung zu geben.
Ich kam kurz nach halb vier an, denn ich hielt diese Zeit
schon immer für die passende Teestunde, fand jedoch nur Mrs.
Trentham, umgeben von Silber und Porzellan, ganz allein vor. »Wo ist das erdentrückte Liebespaar?« fragte ich, als ich
den Salon betrat.
»Wenn du auf deine drastische Weise damit meinen Sohn
und Miss Salmon meinst, Daphne – sie sind bereits nach
London zurückgekehrt.«
»Miteinander, nehme ich an?«
»Ja, obwohl ich wahrhaftig nicht verstehen kann, was der
liebe Junge in ihr sieht.« Mrs. Trentham goß mir eine Tasse
Tee ein. » Ich fand sie jedenfalls ausgesprochen gewöhnlich.« »Vielleicht liegt es an ihrem Verstand und ihrem
Aussehen«, meinte ich, gerade als der Major eintrat. Ich
lächelte dem Mann zu, den ich seit meiner frühesten Kindheit
als Onkel sah und gut kannte. Nur eines war mir an ihm
rätselhaft: Was konnte ihn bloß bewogen haben, Ethel
Hardcastle zu heiraten?
»Guy ist auch weg?« fragte er.
»Ja, er ist mit Miss Salmon nach London zurück«, sagte
Mrs. Trentham zum zweitenmal.
»Oh. Wirklich schade. Sie war so ein tolles Mädchen.« »Auf eine ordinäre Weise«, sagte Mrs. Trentham, »könnte
man sie vielleicht so bezeichnen.«
»Ich habe den Eindruck, daß Guy ziemlich verliebt in sie
ist«, sagte ich und hoffte auf eine Reaktion.
»Gott bewahre!«
»Ich bezweifle, daß Gott sich da einmischt.« Jetzt machte
mir die Herausforderung richtig Spaß.
»Dann werde ich es!« erklärte Mrs. Trentham. »Ich lasse
nicht zu, daß mein Sohn die Tochter eines Straßenhändlers aus
dem East End heiratet!«
»Warum nicht?« warf der Major ein. »Das war dein
Großvater doch auch.«
»Gerald, also wirklich! Mein Großvater gründete und baute
ein außerordentlich erfolgreiches Geschäft in Yorkshire auf,
nicht im East End.«
»Dann betrifft dies wohl nur die Lage«, meinte der Major.
»Ich erinnere mich gut, wir mir dein Vater erzählt hat – voll
Stolz, wie ich betonen möchte –, daß sein Alter Herr die Firma
Hardcastle von einem Schuppen in der Nähe von Huddersfield
aus angefangen hat.«
»Gerald – er hat ganz gewiß übertrieben!«
»Ich hatte nie das Gefühl, daß er zum Übertreiben neigte«,
entgegnete der Major. »Ganz im Gegenteil, er war von
schonungsloser Offenheit, und schlau, fand ich.«
»Dann muß das eine sehr lange Zeit her sein«, murmelte
Mrs. Trentham.
»Außerdem vermute ich stark, daß es die Kinder einer
Rebecca Salmon einmal verdammt viel besser machen werden
als unsereins«, fügte der Major hinzu.
»Gerald, ich wünschte wirklich, du würdest nicht so oft
›verdammt‹ sagen. Offenbar werden alle von diesem
sozialistischen Stückeschreiber Shaw und seinem gräßlichen
Pygmalion beeinflußt, das mir nicht viel mehr zu sein scheint,
als ein Stück über Miss Salmon.«
»Wohl kaum«,

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