Archer, Jeffrey
nächsten Tagen gelöst werden wird. Schließlich ist die Anleihe nur eine von vielen, an denen die Lesterbank beteiligt ist.«
»Mr. Jake Thomas teilt ihre Meinung nicht«, sagte der Reporter.
»Sie haben mit ihm gesprochen?«
»Ja, er hat heute morgen das Journal angerufen und sich mit unserem Herausgeber unterhalten. Es würde ihn erstaunen, meinte er, wenn Lester einen solchen Verlust überleben könnte.«
»Kein Kommentar«, erwiderte Richard nochmals.
Auf Richards Bitte berief Florentyna eine Vorstandssitzung der Baron-Gruppe ein, um die finanzielle Deckung sicherzustellen. Zu Richards und Florentynas Überraschung, zeigte sich George nicht gewillt, die Baron-Gruppe in Lesters Probleme zu involvieren. Er meinte, er sei auch nie dafür gewesen, die Baron-Aktien als Sicherheit heranzuziehen.
»Damals habe ich geschwiegen, aber ein zweites Mal schweige ich nicht.«
Er legte die Hände auf den Tisch. »Gutes Geld dem schlechten nachzuwerfen, war nie Abels Politik. Er pflegte zu sagen, jeder könne über künftige Profite reden und noch nicht verdientes Geld ausgeben. Ist euch der Gedanke gekommen, daß wir alle bankrott gehen könnten?«
»Die Summe, um die es geht, ist nicht wirklich groß für die Baron-Gruppe«, sagte Richard.
»Abel hielt jeden Verlust für ein zehnmal größeres Problem als einen Gewinn«, erwiderte George. »Welche Kredite hast du anderen Ländern gegeben, die über Nacht in die Binsen gehen können?«
»Außerhalb der EG nur einen, und zwar zweihundert Millionen an den Schah des Iran. Hier sind wir die führende Bank, mit einer Verpflichtung von dreißig Millionen, aber der Iran zahlt die Zinsen immer pünktlich.«
»Wann ist die letzte Zahlung fällig?« fragte George.
Richard blätterte in einem dicken Ordner und fuhr mit dem Finger eine Zahlenreihe entlang.
Obwohl ihn Georges Einstellung irritierte, war er stolz, auf alle Fragen vorbereitet zu sein.
»Im Juni 1978.«
»Dann möchte ich deine Versicherung, daß die Bank diesen Kredit nicht mehr erneuert«, sagte George bestimmt.
»Was? Der Schah ist so sicher wie die Bank of England -
«
»Auch die ist in letzter Zeit nicht mehr das, was sie war.«
Richard sah verärgert aus und wollte etwas antworten, als Florentyna unterbrach.
»Warte, Richard. Angenommen, Lester willigt ein, den Kredit an den Schah 1978 nicht zu erneuern und keine weiteren Geschäfte mit der Dritten Welt mehr zu tätigen; bist du dann bereit, George, den Verlust von fünfundvierzig Millionen in Afrika durch die Baron-Gruppe zu decken?«
»Nein, da brauche ich weitere Sicherheiten.«
»Zum Beispiel?«
»Richard, du brauchst nicht laut zu werden. Ich bin immer noch Präsident der Baron-Gruppe und habe dreißig Jahre meines Lebens darauf verwendet, die Gruppe zu dem zu machen, was sie heute ist; ich beabsichtige nicht zuzusehen, wie dieser Erfolg in dreißig Minuten zunichte gemacht wird.«
»Entschuldige«, sagte Richard, »ich habe die letzten Tage nicht viel geschlafen. Was möchtest du noch wissen, George?«
»Ist Lester, abgesehen von dem Geschäft mit dem Schah, noch an anderen Krediten über zehn Millionen beteiligt?«
»Nein«, sagte Richard. »Die meisten zwischenstaatli-chen Kredite werden von der Chase oder Chemical Bank gewährt, und wir sind meistens nur mit einem winzigen Prozentsatz beteiligt. Jake Thomas hielt Nambawe mit seinen Kupfer- und Manganminen offenbar für eine sichere Anlage.«
»Leider wissen wir bereits, daß Mr. Thomas Fehler macht«, sagte George, »welche anderen Anleihen über fünf Millionen hat die Bank also ausgegeben?«
»Zwei«, erwiderte Richard. »Eine an General Electricity in Australien über sieben Millionen und eine an ICI in London. Beides sind fünfjährige Anleihen mit fixen Rückzahlungsterminen, die immer eingehalten wurden.«
»Wie lang würde Lester brauchen, den Verlust wieder-gutzumachen, wenn die Baron-Gruppe die fünfundvierzig Millionen übernimmt?«
»Das würde vom Prozentsatz des Kreditgebers abhängen und von der Laufzeit des Kredits.«
»Fünfzehn Prozent für fünf Jahre.«
»Fünfzehn Prozent?« wiederholte Richard ungläubig.
»Die Baron-Gruppe ist keine Wohltätigkeitsinstitution, Richard. Ich sehe es nicht als ihre Aufgabe, kranke Banken zu unterstützen. Wir sind Hoteliers und haben in den letzten dreißig Jahren unser Kapital mit siebzehn Prozent verzinst. Kannst du, wenn wir dir fünfundvierzig Millionen leihen, sie in fünf Jahren mit fünfzehn Prozent
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