Archer, Jeffrey
Repräsentantenhaus fand eine Debatte über das Verteidigungsbudget statt, und Florentyna hörte zu, wie die Mitglieder beiläufig die Bereitstellung von Milliarden Dollar für die Verteidigung diskutierten. Zwar gehörte sie nicht zum Unterausschuß für Verteidigungsfragen, wie der Republikaner Robert C.L. Buchanan, aber seine Meinung interessierte sie. Buchanan erinnerte das Haus an die Feststellung des Verteidigungsministers Brown, daß die Russen heute die Möglichkeit hätten, sämtliche amerikanische Satelliten im Weltraum zu zerstören.
Buchanan legte der Regierung nahe, mehr für die Verteidigung und weniger für andere Zwecke auszugeben.
Florentyna hielt Buchanan immer noch für einen konservativen Narren und stand ärgerlich auf, um ihm zu widersprechen. Jeder im Saal erinnerte sich an ihre letzte Konfrontation und wußte, daß Buchanan ihre Ansicht anhören mußte.
»Ist der Abgeordnete bereit, eine Frage anzuhören?«
»Ich überlasse der Dame aus Illinois das Wort.«
»Ich danke dem Abgeordneten Buchanan und möchte fragen, woher das Geld für diese grandiosen militärischen Projekte kommen soll?«
Buchanan stand langsam auf. Er trug einen dreiteiligen Tweedanzug, der Scheitel in seinem silbergrauem Haar war schnurgerade. Er trat von einem Fuß auf den anderen wie ein Kavallerieoffizier auf einem kalten Paradeplatz.
»Diese ›grandiosen Projekte‹ sind nur das, was der Ausschuß, dem ich angehöre, verlangt, und wenn ich mich recht erinnere, gehört die Mehrheit in diesem Ausschuß der Partei an, die von der Abgeordneten aus Illinois vertreten wird.«
Lautes Gelächter quittierte seine Bemerkung. Florentyna stand ein zweitesmal auf; Buchanan schwieg sofort.
»Ich möchte immer noch wissen, woher der Abgeordnete aus Tennessee das Geld dafür zu nehmen gedenkt. Vom Erziehungswesen, von den Krankenhäusern oder von den Sozialleistungen?«
Im Saal herrschte Schweigen.
»Ich würde es niemandem wegnehmen, Ma’am, aber ich möchte die ehrenwerte Abgeordnete aus Illinois warnen, daß wir, wenn es nicht genug Geld für die Verteidigung gibt, vielleicht kein Geld für Erziehung, Krankenhäuser oder Sozialleistungen brauchen werden.«
Buchanan nahm ein Dokument von seinem Pult und gab dem Haus die genauen Ziffern bekannt, die im vergangenen Jahr in den von Florentynas erwähnten Ressorts ausgegeben wurden. Es zeigte sich, daß die Ausgaben für Verteidigung im Vergleich zu den übrigen Ausgaben zurückgegangen waren. »Abgeordnete wie die Dame aus Illinois, die die Fakten zwar nicht kennen, jedoch finden, die Verteidigungsausgaben seien zu hoch, sind für die Männer im Kreml ein Anlaß zum Jubel, während das Ansehen des Repräsentantenhauses darunter leidet. Diese Einstellung, die auf falschen Informationen beruht, hat schon Roosevelt handlungsunfähig gemacht und uns nur wenig Zeit gelassen, auf Hitlers Bedrohung zu antworten.«
Mitglieder beider Parteien applaudierten, und Florentyna wünschte, sie wäre an diesem Nachmittag nicht anwesend gewesen. Sobald Buchanan geendet hatte, verließ sie den Saal und ging in ihr Büro.
»Janet, ich brauche sämtliche Berichte des Unterausschusses für Verteidigung der letzten zehn Jahre. Und bitte unsere rechtskundigen Mitarbeiter, sofort zu mir zu kommen«, sagte Florentyna, noch bevor sie sich an den Schreibtisch setzte.
»Ja, Ma’am.«
Janet war überrascht, da Florentyna in den drei Jahren ihrer gemeinsamen Arbeit Verteidigungsfragen nie erwähnt hatte. Die Mitarbeiter traten ein und ließen sich auf Florentynas altes Sofa fallen.
»In den nächsten Monaten beabsichtige ich, mich auf Fragen der Verteidigung zu konzentrieren. Ich möchte Sie bitten, die Berichte des Unterausschusses der letzten zehn Jahre sorgfältig zu studieren und alle wichtigen Bemerkungen anzuzeichnen. Ich möchte mir ein realistisches Bild von der militärischen Stärke unseres Landes machen, falls wir uns gegen einen Angriff der Sowjets verteidigen müssen.«
Die vier Mitarbeiter machten sich eifrig Notizen. »Ich möchte alle wesentlichen Veröffentlichungen über dieses Thema, einschließlich der Bewertungen der CIA-Teams A und B, und ich wünsche, daß man mich informiert, wenn in Washington Seminare oder Vorträge über unsere Landesverteidigung und damit verbundene Probleme stattfinden. Überdies brauche ich alle Kommentare der Washington Post, der New York Times, von Newsweek und Time; sie sollen jeden Freitagabend auf meinem Schreibtisch liegen. Niemand darf etwas
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