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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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nicht existiert. Noch 1950 hatte die Sowjetunion ebenso viele Kampfflugzeuge wie die Vereinigten Staaten, und viermal soviel Bodentruppen; auf dreißig gepanzerte Divisionen der Sowjets kam eine amerikanische. Niemals wieder dürfen wir so im Nachteil sein. Ich bete, daß unser Land nie mehr eine Niederlage erlebt wie in Vietnam, und daß zu unseren Lebzeiten kein Amerikaner mehr im Kampf fallen muß. Unsere Feinde aber müssen wissen, daß wir jeder Aggression entgegentreten werden, immer bereit, unsere Freunde zu verteidigen und unsere Bürger zu schützen.«
    Einige Abgeordnete klatschten Beifall.
    »Jeden Amerikaner, der unsere Verteidigungsausgaben für zu hoch hält, fordere ich auf, hinter den Eisernen Vorhang zu schauen. Dann wird er verstehen, daß kein Preis zu hoch ist für die Erhaltung jener demokratischen Freiheiten, die wir als selbstverständlich hinnehmen.
    Hinter dem Eisernen Vorhang liegen Ostdeutschland, die Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und Polen; Afghanistan und Jugoslawien kann täglich ein ähnliches Schicksal ereilen, und selbst der Nahe Osten ist bedroht. Wenn es so weit kommt, wird der Eiserne Vorhang eines Tages die ganze Welt umspannen.«
    Im Saal war es still, und Florentyna senkte die Stimme, bevor sie fortfuhr: »Im Laufe der Geschichte haben viele Nationen die Verteidigung der freien Welt übernommen; heute fällt diese Rolle den Vereinigten Staaten zu. Nie sollen unsere Enkelkinder behaupten, wir hätten uns dieser Verantwortung um billiger Popularitätshascherei willen entzogen. Wir wollen heute bereit sein, Opfer zu bringen, um Amerikas künftige Freiheit zu garantieren. Wir wollen uns das Recht verdienen, jedem Amerikaner zu sagen, daß wir angesichts der Gefahr nicht vor unserer Pflicht zurückschreckten. Wir wollen in diesem Hohen Haus keinen Nero, keinen Fiedler, kein Feuer und keinen Sieg unserer Feinde.«
    Die Abgeordneten klatschten Beifall, während Florentyna stehen blieb. Der Speaker rief zur Ordnung. Als der letzte Beifall verklungen war, sagte Florentyna ganz leise:
    »Nie mehr soll das Leben junger Amerikaner geopfert werden, nie mehr wollen wir uns der gefährlichen Illusion hingeben, den Frieden erhalten zu können, ohne uns gegen Aggressionen zu wappnen. Ein starkes Amerika kann seinen Einfluß unbesorgt geltend machen, kann regieren, ohne Gewalt anzuwenden, und eine Bastion der freien Welt bleiben. Mr. Speaker, ich spreche mich gegen das Simon Amendment aus, weil es nicht nur sinnlos, sondern auch verantwortungslos ist.«
    Florentyna ging wieder zu ihrem Platz und wurde sofort von Kollegen beider Parteien umringt, die ihren Standpunkt lobten. Ihre Rede wurde auch von der Presse gefeiert, und alle Nachrichtenagenturenzitierten Auszüge.
    Florentyna war schockiert, daß man sie nun überall als Expertin für Verteidigungsfragen bezeichnete. Zwei Zeitungen bezeichneten sie sogar als künftige Vizepräsidentin.
    Wieder schwoll Florentynas Post auf tausend Briefe pro Woche an; drei Schreiben aber machten einen besonderen Eindruck auf sie. Das eine war eine Einladung des kranken Hubert Humphrey. Florentyna nahm die Einladung zum Dinner an, ging aber, wie die anderen Gäste, nicht hin. Der zweite Brief kam von Robert Buchanan und war mit der Hand geschrieben: »Madam, ich ziehe den Hut vor Ihnen.«
    Der dritte war ein anonymes Gekritzel aus Ohio:
    »Sie sind eine Kommunistin, die Amerika mit unmöglichen Verteidigungsausgaben zerstören will. Für Leute wie Sie sind selbst die Gaskammern zu gut. Sie sollten mit dem Zuhälter Carter und der Marionette Ford gehängt werden. Warum gehen Sie nicht in die Küche zurück, wo Sie hingehören?«
    »Was antwortet man auf so etwas?« fragte Janet fassungslos.
    »Am besten gar nichts, Janet. Nicht einmal du bist imstande, auf ein so geistloses Vorurteil etwas zu erwidern. Wir müssen dankbar sein, daß neunundneunzig Prozent der Briefe von Leuten kommen, die ihre ehrliche Ansicht zum Ausdruck bringen.«
    Nach einer hektischen Woche, die nur aus Telefonaten zu bestehen schien, verbrachte Florentyna ein ruhiges Wochenende mit ihrem Mann. William kam von Harvard nach Hause und zeigte seiner Mutter eine Karikatur im Boston Globe – Florentyna mit einem Adlerkopf, einem Bären mit dem Schnabel auf die Schnauze hackend.
    Annabel telefonierte aus dem Internat, daß sie zum Wochenende nicht nach Hause kommen würde.
    Samstag spielte Florentyna mit William Tennis, und schon nach wenigen Minuten merkte sie, wie schlecht ihre

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