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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Kongreß mit wesentlich mehr Selbstvertrauen. Natürlich war die Atmosphäre in der Politik um einiges rauher als im Aufsichtsrat der Baron-Gruppe, und dort hatte sie überdies Richard zur Seite gehabt. Edward meinte jedoch, der Umstand, daß sie jetzt härter kämpfen müsse als alle Männer, sei vielleicht eine gute Vorbereitung für den Tag, an dem sie neuen Rivalen gegenüberstehen werde. Als Richard sie fragte, wie viele ihrer Kollegen nach ihrer Meinung für einen Platz im Aufsichtsrat der Baron-Gruppe in Frage kämen, mußte sie zugeben, daß ihr nur wenige Namen einfielen.
    Das zweite Jahr war für Florentyna wesentlich erfreulicher als das erste, und sie erlebte einige Höhepunkte; im Februar brachte sie einen Zusatz zu einer Gesetzesvorlage durch, die bestimmte, daß wissenschaftliche Publikationen mit einer geringeren Auflage als zehntausend Stück von jeder Steuer befreit wurden. Im April kämpfte sie gegen verschiedene Punkte in Reagans Budgetentwurf; im Mai wurden sie und Richard zu einem Empfang zu Ehren von Elisabeth II. ins Weiße Haus eingeladen. Das Erfreulichste an diesem Jahr aber war das Gefühl, daß sie zum erstenmal auf Probleme Einfluß hatte, die das Leben ihrer Wähler betrafen.
    Die Einladung, die ihr die größte Freude machte, kam von Verkehrsminister William Coleman – nämlich die Aufforderung, im Hafen von New York der Feier zum zweihundertsten Geburtstag der USA beizuwohnen und das Einlaufen der großen Schiffe mitanzusehen. Es erinnerte sie daran, daß auch Amerika eine Geschichte hatte, auf die man stolz sein konnte.
    Alles in allem war es für Florentyna ein denkwürdiges Jahr, und das einzig traurige Ereignis war der Tod ihrer Mutter, die seit vielen Monaten an einer Erkrankung der Atemwege gelitten hatte. Eben, als sie die Gesellschafts-spalten beherrschte, hatte Zaphia sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Schon 1968, als Florentyna eine revolutionäre Modeschau von St. Laurent nach Chicago brachte, hatte sie ihrer Tochter gesagt: »Diese neue Mode ist nichts für eine Frau meines Alters.«
    Danach zeigte sie sich kaum mehr bei Wohltätigkeits-veranstaltungen, und bald verschwand ihr Name von den auf Büttenpapier gedruckten Einladungen. Am liebsten hörte sie lange Geschichten über ihre Enkel und gab dann und wann mütterliche Ratschläge, die ihre Tochter zu schätzengelernt hatte.
    Florentyna hatte ein stilles Begräbnis gewünscht. Als sie, flankiert von ihren Kindern, am Grab stand und den Worten Pater O’Reillys lauschte, wurde ihr klar, daß sie nicht einmal angesichts des Todes auf eine Privatatmo-sphäre hoffen konnte. In dem Augenblick, in dem der Sarg in das Grab hinabgelassen wurde, flammten die Blitzlichter auf, und die Fotografen hörten erst auf, als die Erde den Holzsarg zur Gänze bedeckte.

    Die letzten Wochen vor der Präsidentenwahl verbrachte Florentyna fast zur Gänze in Chicago und überließ Janet die Leitung des Büros in Washington. Als Abgeordneter Waye Hayes zugab, einer seiner Mitarbeiterinnen vierzehntausend Dollar Gehalt im Jahr zu zahlen, obwohl sie weder maschineschreiben noch das Telefon bedienen konnte, baten Janet und Louise um Gehaltserhöhung.
    »Aber Miss Ray erweist Mr. Hayes gewisse Dienste, auf die ich in meinem Büro keinen Wert lege«, sagte Florentyna.
    »Das Problem in unserem Büro ist umgekehrt«, erklärte Louise.
    »Was meinst du damit?«
    »Wir bekommen fortwährend Anträge von Mitgliedern, die glauben, wir müßten Ihnen zur Verfügung stehen.«
    »Wie viele Anträge hast du bekommen, Louise?« fragte Florentyna lachend.
    »Ein paar Dutzend.«
    »Und wie viele hast du angenommen?«
    »Drei.«
    Louise grinste.
    »Wie viele hast du erhalten?«
    Florentyna wandte sich an Janet.
    »Drei«, sagte Janet.
    »Wie viele hast du erhört?«

    »Drei«, sagte Janet.
    Als sie aufhörten zu lachen, meinte Florentyna:
    »Vielleicht hatte Mondale recht. Was die Demokraten mit ihren Sekretärinnen machen, machen die Republikaner mit dem Land. Ihr bekommt beide eine Gehaltserhöhung.«

    Wieder einmal behielt Edward recht; niemand machte ihr die demokratische Kandidatur streitig, und die Vorwahl für den Ninth District war praktisch nur eine Formsache.
    Stewart Lyle, der wieder für die Republikaner kandidierte, sagte ihr unter vier Augen, daß er sich nicht die geringsten Hoffnungen mache. »Wählt-wieder-Kane«-Plakate und -
    Aufkleber schienen allgegenwärtig.
    Florentyna freute sich auf eine neue Kongreßperiode mit einem

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