Archer, Jeffrey
Richard.
William, seit zwei Jahren in Harvard, nickte zustimmend und fragte später seinen Vater, ob dieser sein Taschengeld auf fünfhundert Dollar pro Semester erhöhen könne.
Als ein Zusatzantrag zu der Gesetzesvorlage, die die Abtreibung nach der zehnten Woche untersagte, auf der Tagesordnung stand, ergriff Florentyna zum erstenmal seit dem Aerospace-Skandal das Wort. Als sie aufstand, ertönte von beiden Seiten des Hauses freundlicher Applaus. Florentyna erklärte mit Nachdruck, daß das Leben der Mutter vor dem ungeborenen Leben Vorrang haben müsse, und bemerkte, daß es im Kongreß nur achtzehn Mitglieder gebe, die eine Schwangerschaft überhaupt erleben konnten. Bob Buchanan stand auf und bezeichnete die Dame aus Chicago als unqualifizierbaren Einfaltspinsel; demnächst werde sie behaupten, man könne nur über das Weltraumprogramm diskutieren, wenn man den Mond umkreist habe. Er wies darauf hin, daß nur ein Mitglied des Kongresses dies bisher getan habe.
Binnen weniger Tage schienen Don Short und die vierundzwanzigtausenddreihundert Dollar der Vergangenheit anzugehören, und Florentyna kehrte zu ihrer normalen hektischen Arbeit zurück. Im Ausschuß für Verteidigungsausgaben rückte sie um zwei Plätze vor, und als sie ihre Kollegen ansah, hatte sie das Gefühl, schon zu den
»Alten« zu gehören.
30
Nach Chicago zurückgekehrt, stellte Florentyna fest, daß die Stimmung bei den Demokraten nicht rosig war; Jimmy Carter im Weißen Haus trug nicht dazu bei, ihre Chancen zu erhöhen. Die Zeit, in der der amtierende Präsident fast automatisch wieder ins Oval Office gewählt wurde und damit auch die Sitze seiner Parteifreunde sicherte, waren lang vorbei, und Richard erinnerte Florentyna daran, daß Eisenhower der letzte Präsident gewesen war, der zwei ganze Amtsperioden hindurch an der Macht war.
Die Republikaner begannen sich stark zu machen, und nachdem bekanntgeworden war, daß Gerald Ford sich nicht mehr bewarb, schienen George Bush und Ronald Reagan die aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten.
In den Korridoren des Capitols wurden Stimmen laut, daß Edward Kennedy gegen Carter kandidieren solle.
Florentyna setzte ihre tägliche Arbeit fort und vermied es, sich mit einem der Lager zu identifizieren, obwohl beide Wahlkampfmanager sie dazu aufforderten und die Einladungen ins Weiße Haus noch zahlreicher wurden.
Florentyna aber legte sich nicht fest, denn keiner der beiden Kandidaten schien ihr als Parteiführer für 1980
wünschenswert.
Während ihre Kollegen Wahlwerbung betrieben, versuchte Florentyna, den Präsidenten zu einer härteren Linie gegenüber den Staatsoberhäuptern des Warschauer Paktes zu bewegen und setzte sich für ein größeres Engagement in der NATO ein. Aber es war ihr nicht viel Erfolg beschieden. Als Carter seinen erstaunten Zuhörern mitteilte, wie enttäuscht er sei, daß die Russen nicht Wort gehalten hätten, sagte Florentyna verzweifelt zu Janet, jeder Pole in Chicago hätte ihm das vorhersagen können.
Ihre Enttäuschung über den Präsidenten erreichte jedoch den Höhepunkt, als am 4. November 1979 die amerikanische Botschaft in Teheran besetzt und dreiundfünfzig Amerikaner als Geiseln genommen wurden. Der Präsident unternahm wenig – er hielt fromme Reden und behauptete, er habe gebundene Hände. Florentyna bombardierte das Weiße Haus mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln und verlangte, daß der Präsident sich für Amerika einsetze. Als schließlich eine Rettungsoperation versucht wurde und fehlschlug, büßten die Vereinigten Staaten in den Augen der Welt viel von ihrem Ansehen ein.
In einer Debatte über Verteidigungsfragen kurz nach diesem erniedrigenden Vorfall ließ Florentyna eine Bemerkung fallen, die nicht in ihrer vorbereiteten Rede stand: »Wie kann ein Volk, das genug Energie, Genialität und Einfallsreichtum besitzt, um einen Mann auf den Mond zu schicken, versagen, wenn es darum geht, drei Helikopter in der Wüste abzusetzen?«
Sie hatte vergessen, daß jetzt alle Debatten im Repräsentantenhaus vom Fernsehen übertragen wurden; drei Stationen brachten diesen Teil ihrer Rede in den Abendnachrichten.
Sie mußte Richard nicht an George Novaks Voraussicht erinnern, den Kredit, den die Lesterbank dem Schah gewährt hatte, nicht zu erneuern, und als die Sowjets in Afghanistan einmarschierten, sagte Richard den geplanten Besuch der Olympiade in Moskau ab.
Im Juli versammelten sich die Republikaner in Detroit und wählten Ronald
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