Archer, Jeffrey
wußten, daß das Land eine Veränderung brauchte. Florentyna studierte mit Vergnügen das neue Programm, das Reagan dem Kongreß vorlegte, und unterstützte es in großen Teilen.
So beschäftigt war sie mit Zusatzanträgen zu Reagans Budget und zum Verteidigungsprogramm, daß Janet sie auf eine Meldung in der Chicago Tribune aufmerksam machen mußte, die ihr gefährlich werden konnte:
»Senator Nichols von Illinois gab heute morgen bekannt, daß er 1982 nicht mehr als Senator kandidieren wird.«
Florentyna saß an ihrem Schreibtisch und überlegte die Folgen dieser Mitteilung, als der Herausgeber der Sun-Times anrief und sie fragte, ob sie 1982 für den Senat kandidieren werde.
Florentyna wußte, daß Spekulationen der Presse über eine Kandidatur nach dreieinhalb Jahren als Abgeordnete nur zu verständlich waren.
»Es scheint noch nicht lange her zu sein«, erwiderte sie spöttisch, »daß Ihr ehrenwertes Blatt meinen Rücktritt vorschlug.«
»Ein englischer Premierminister sagte einmal, in der Politik sei eine Woche eine lange Zeit. Wie steht es also, Florentyna?«
»Bis jetzt ist mir der Gedanke noch nicht gekommen«, erwiderte sie lachend.
»Das ist eine Behauptung, die niemand glaubt und die wir bestimmt nicht bringen werden. Sagen Sie noch etwas.«
»Warum drängen Sie so, wenn ich noch länger als ein Jahr Zeit habe, um mich zu entscheiden?«
»Haben Sie denn noch nicht gehört?«
»Was gehört?«
»Bei einer Pressekonferenz im Rathaus gab der Staatsanwalt heute morgen seine Kandidatur bekannt.«
»Ralph Brooks kandidiert für den Senat«, war die Schlagzeile der Nachmittagsausgaben in Chicago. Viele Reporter erwähnten, Florentyna habe sich noch nicht entschieden, ob sie den Staatsanwalt herausfordern werde.
Wieder starrten Florentyna Bilder von Mr. und Mrs.
Brooks entgegen. Dieser verdammte Kerl sieht immer besser aus, murmelte sie verärgert. Edward rief aus New York an und sagte, sie solle kandidieren, aber erst, wenn Brooks der Dampf ausgegangen sei. »Vielleicht gelingt es dir sogar, deine Entscheidung, zu kandidieren, so darzustellen, als gäbest du dem Druck der Öffentlichkeit nach.«
»Wen wird die Partei unterstützen?«
»Ich schätze, sechzig Prozent werden für dich sein, aber da ich nicht mehr im Parteiausschuß bin, weiß ich nichts Genaueres. Vergiß nicht, bis zu den Vorwahlen ist noch ein Jahr Zeit, also hast du keine Eile, besonders jetzt nicht, da Brooks sich bereits festgelegt hat. Du mußt abwarten, bis dir der Zeitpunkt am günstigsten erscheint.«
»Warum, glaubst du, hat er seine Kandidatur schon jetzt bekanntgegeben?«
»Vermutlich, um dich abzuschrecken. Vielleicht hofft er, daß du bis 1984 warten wirst.«
»Vielleicht wäre das keine schlechte Idee.«
»Nein, da bin ich anderer Meinung. Vergiß nicht, was mit John Culver in Iowa geschah. Er wartete in der Annahme, daß er es mit einer schwächeren Opposition leichter haben würde; an seiner Stelle kandidierte dann sein Privatsekretär und gewann den Sitz.«
»Ich werde mir das alles überlegen und dich benachrich-tigen.«
In Wahrheit dachte Florentyna in den nächsten Wochen kaum an etwas anderes, weil sie wußte, daß Brooks, wenn sie ihn jetzt schlug, ein für allemal erledigt sein würde. Sie zweifelte nicht daran, daß Ralph Brooks’ Ehrgeiz weit über den Senat hinausging. Auf Janets Rat nahm sie jetzt jede Einladung zu Reden in Illinois an und lehnte fast alle anderen Verpflichtungen außerhalb von Washington ab.
»So wirst du die Möglichkeit haben festzustellen, wie die Stimmung in deinem Wahlkreis ist«, sagte Janet.
»Erlaube mir nicht, etwas abzusagen, Janet.«
»Keine Sorge, ich gebe schon acht. Dafür werde ich ja bezahlt.«
Fast ein halbes Jahr lang flog Florentyna zweimal in der Woche nach Chicago. Ralph Brooks hatte den Vorteil, nicht vier Wochentage in Washington verbringen zu müssen. Dazu kam, daß Bürgermeisterin Jane Byrne kaum die Hälfte der Amtszeit hinter sich hatte, und oft hörte man, daß eine Frau in der Politik von Illinois genug sei.
Dessenungeachtet hoffte Florentyna, nachdem sie den ganzen Bundesstaat bereist hatte, daß sie – und auch Edward war der Meinung – eine Chance von sechzig zu vierzig habe, gegen Brooks zu gewinnen. Eigentlich war sie der Ansicht, daß es schwieriger war, Brooks zu schlagen, als in den Senat gewählt zu werden, denn die Wahlen in der Mitte einer Amtsperiode gingen fast immer zugunsten des amtierenden Präsidenten aus.
Einen Tag in
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