Archer, Jeffrey
ihrem Terminkalender hielt Florentyna für das Treffen der Vietnam-Veteranen frei. Sie hatten Chicago zum Schauplatz der Feier gewählt und Senator John Tower und Florentyna als Hauptredner eingeladen.
Die Presse von Illinois versäumte nicht darauf hinzuweisen, wieviel Hochachtung der beliebtesten Landestochter von Außenstehenden entgegengebracht wurde. Allein die Tatsache, daß die Veteranen sie zusammen mit dem Vorsitzenden des Senatsausschusses für die Streitkräfte einlud, sei bereits eine große Ehre.
Im Repräsentantenhaus war Florentyna nach wie vor aktiv.
Sie setzte sich erfolgreich für das sogenannte Good Samaritan Amendment ein, das jenen Unternehmern Erleichterungen gewährte, die sich bemühten, das Giftmüll-Problem zu lösen. Selbst Bob Buchanan unterstützte ihr Good Samaritan Amendment.
Während sie beide hinten im Saal an der Brüstung lehnten und auf die Abstimmung warteten, gab er der Hoffnung Ausdruck, daß sie für den Senat kandidieren werde.
»Das sagen Sie nur, um mich hier loszuwerden.«
Er schmunzelte. »Ich muß zugeben, es wäre eine Erleichterung. Aber ich glaube wirklich, daß Sie nicht länger hier bleiben sollten, wenn Sie eines Tages ins Weiße Haus einziehen wollen.«
Verblüfft sah ihn Florentyna an. Er würdigte sie keines Blickes, sondern starrte weiter in den vollen Saal.
»Ich zweifle nicht daran, daß es Ihnen gelingen wird.
Und ich danke Gott, daß ich Ihre Antrittsrede nicht mehr erleben werde«, fuhr er fort, bevor er aufstand, um für Florentynas Zusatzantrag zu stimmen.
Wann immer Florentyna nach Chicago fuhr, wich sie der Frage nach ihrer Senatskandidatur aus, obwohl dieses Problem ganz offensichtlich jeden beschäftigte. Edward wies darauf hin, daß sie, falls sie diesmal nicht kandidiere, wahrscheinlich zwanzig Jahre werde warten müssen, da Ralph Brooks erst vierundvierzig Jahre alt war und es praktisch unmöglich sei, ihn zu schlagen, wenn er einmal im Senat sitze.
»Besonders, wenn man sein berühmtes Charisma bedenkt«, spottete Florentyna. »Und wer hat schon Lust, zwanzig Jahre zu warten?«
»Harold Stassen«, erwiderte Edward.
Florentyna lachte. »Und jeder weiß, wie erfolgreich er war. Jedenfalls muß ich einen Entschluß fassen, bevor ich zu den Vietnam-Veteranen spreche.«
Florentyna und Richard verbrachten das Wochenende auf Cape Cod, und am Samstagabend kam Edward zu Besuch.
Die halbe Nacht lang besprachen sie alle Möglichkeiten, die Florentyna hatte, und die Folgen für Edwards Arbeit in der Baron-Gruppe, falls er Florentynas Wahlkampagne leite. Als sie in den frühen Morgenstunden schlafen gingen, hatten sie eine Entscheidung getroffen.
Im überfüllten Internationalen Room des Hilton Hotels saßen zweitausend Männer; die einzigen Frauen weit und breit waren die Kellnerinnen. Richard hatte Florentyna nach Chicago begleitet und saß neben Senator Tower. Als Florentyna aufstand, um zu sprechen, zitterte sie am ganzen Körper. Sie versicherte den Anwesenden, wie sehr ihr ein starkes Amerika am Herzen liege, und erzählte, wie stolz sie auf ihren Vater gewesen sei, als er von Präsident Truman ausgezeichnet wurde. Sie sagte, sie sei noch viel stolzer auf die Vietnam-Veteranen, weil sie Amerikas ersten unpopulären Krieg mitgemacht hatten. Die Veteranen pfiffen begeistert und hämmerten auf die Tische. Florentyna erinnerte die Anwesenden daran, wie sie für das M-X-Raketensystem eingetreten sei und betonte ihre Überzeugung, daß das amerikanische Volk niemanden zu fürchten haben dürfe, besonders nicht die Sowjets.
»Moskau soll wissen«, sagte sie, »daß es vielleicht ein paar Männer im Kongreß gibt, die bereit sind, Amerikas Stellung aufs Spiel zu setzen; die Frau, die vor Ihnen steht, ist aber nicht dazu bereit.«
Wieder applaudierten die Veteranen. »Die isolationistische Politik, die Präsident Reagan zu verfolgen scheint, wird Polen nicht helfen, und ebensowenig einem anderen Land, das die Sowjets vielleicht als nächstes angreifen. Es muß einen Punkt geben, an dem wir nicht mehr nachgeben; wir können nicht warten, bis die Russen an der kanadischen Grenze stehen.«
Selbst Senator Tower klatschte Beifall.
Florentyna wartete, bis es wieder still wurde, bevor sie fortfuhr: »Ich habe den heutigen Abend gewählt – den ich mit Menschen verbringe, die jeder in Amerika bewundert, um zu erklären, daß ich, solange es Männer und Frauen gibt, die bereit sind, ihrem Land zu dienen, wie ihr es getan habt, ebenfalls bereit bin,
Weitere Kostenlose Bücher