Archer, Jeffrey
Stellungnahme. Wer möchte die Diskussion eröffnen?«
Florentyna hob die Hand.
»Abgeordnete Kane.«
»Ich habe, wenn es um eine Entscheidung zwischen Boeing und Grumman geht, keine Empfehlung zu machen, aber unter keinen Umständen kann ich das Offert von Aerospace Plan unterstützen.«
Don Short wurde kreidebleich.
»Können Sie dem Ausschuß erklären, warum Sie gegen Aerospace so eingenommen sind, Mrs. Kane?«
»Gerne, Herr Vorsitzender. Meine Gründe sind persönlicher Natur. Vor einigen Wochen wurde ich von einem Angestellten dieser Firma in meinem Büro aufgesucht, um mit mir zu besprechen, warum die Firma den Auftrag bekommen sollte. Später versuchte er, mich mit einem Scheck über vierundzwanzigtausenddreihundert Dollar zu bestechen und meine Stimme zu kaufen. Dieser Mann befindet sich heute hier im Saal und wird sich ohne Zweifel vor Gericht verantworten müssen.«
Als der Vorsitzende die Versammlung endlich wieder beruhigt hatte, erzählte Florentyna von dem Dinner zu ihren Ehren und nannte Don Short namentlich – als den Mann, der ihr das Geld übergeben hatte. Sie drehte sich nach ihm um, Don Short aber war verschwunden.
Florentyna fuhr in ihrem Bericht fort, vermied es jedoch, Bill Pearson zu erwähnen. Sie hielt das Ganze immer noch für eine Angelegenheit der Partei, doch als sie geendet hatte, entging es ihr nicht, daß andere Ausschußmitglieder ebenso aschfahl waren, wie es Don Short gewesen war.
»Angesichts der ernsten Anschuldigungen, die von meiner Kollegin vorgebracht wurden, möchte ich eine Entscheidung aufschieben, bis eine genaue Untersuchung stattgefunden hat«, verkündete Vorsitzender Lee.
Florentyna dankte ihm und eilte sofort in ihr Büro zurück. Reporter verfolgten sie durch den Korridor, sie antwortete jedoch nicht auf die beharrlichen Fragen.
Abends telefonierte sie mit Richard, der sie warnte, daß die nächsten Tage kein Honiglecken sein würden.
»Warum, Richard? Ich habe nur die Wahrheit gesagt.«
»Ich weiß. Aber ein paar Ausschußmitglieder kämpfen um ihr Leben und sehen in dir nur ihren Feind.«
Als sie am nächsten Morgen die Zeitungen las, wußte sie, was Richard gemeint hatte.
»Abgeordnete Kane beschuldigt Aerospace Plan der Bestechung« war eine Schlagzeile, eine andere lautete:
»Angestellter der Gesellschaft behauptet, Kongreßabgeordnete habe Geld für Wahlspende angenommen.«
Sobald Florentyna festgestellt hatte, daß die meisten Zeitungen mehr oder minder das gleiche schrieben, sprang sie aus dem Bett, zog sich rasch an und fuhr, ohne gefrühstückt zu haben, direkt zum Capitol. In ihrem Büro las sie nochmals sorgfältig alle Berichte; ohne Ausnahme wollten alle wissen, wo die vierundzwanzigtausenddreihundert Dollar hinverschwunden waren. »Das möchte ich auch wissen«, sagte Florentyna vor sich hin. Die Überschrift in der Chicago Sun-Times
war am
unangenehmsten: »Abgeordnete Kane beschuldigt Firma der Bestechung, nachdem Scheck eingelöst wurde.«
Richtig, aber irreführend.
Richard teilte ihr telefonisch mit, daß Edward schon aus New York abgeflogen sei und bat sie, der Presse keine Auskunft zu geben, bevor sie mit ihm gesprochen habe.
Dazu hatte sie gar keine Gelegenheit, denn bereits um zehn Uhr morgens schickte der FBI zwei Beamte.
In Gegenwart von Edward und Mark Chadwick gab Florentyna ein ausführliches Statement ab.
Die FBI-Beamten baten sie, die Presse bis zum Abschluß ihrer Untersuchungen nicht von Bill Pearsons Rolle zu informieren. Ungern willigte sie ein.
Im Lauf des Tages kamen einige Abgeordnete, um ihr zu gratulieren, während sie von anderen deutlich gemieden wurde.
Die Chicago Tribune wollte in ihrem Leitartikel wissen, wohin die vierundzwanzigtausenddreihundert Dollar verschwunden seien. Sie hielt es für ihre unangenehme Pflicht, die Öffentlichkeit daran zu erinnern, daß der Vater der Abgeordneten 1962 wegen Beamtenbestechung angeklagt und verurteilt worden war. Florentyna hörte förmlich, wie Staatsanwalt Ralph Brooks der Presse genüßlich alle Details mitteilte.
Edward half Florentyna, Ruhe zu bewahren, und Richard kam jeden Abend aus New York, um ihr beizustehen. Drei Tage und drei Nächte vergingen; die Zeitungen ließen die Geschichte nicht ruhen, und Ralph Brooks gab eine Erklärung ab: »Obwohl ich Mrs. Kane bewundere und an ihre Unschuld glaube, halte ich es unter den gegebenen Umständen für angebracht, wenn sie dem Kongreß fernbliebe, bis die Untersuchungen des FBI abgeschlossen
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