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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Reagan, ein paar Wochen später kamen die Demokraten nach New York, und die Partei bestätigte Jimmy Carter mit noch weniger Begeisterung als seinerzeit Adlai Stevenson.

    Florentyna versuchte weiterzuarbeiten, obwohl der Kongreß nicht wußte, welche Partei in ein paar Monaten die Mehrheit haben würde. Sie peitschte Zusatzanträge zum Gesetz über Verteidigungsausgaben durch und einen Antrag zur Milderung der Bürokratie. Als die Wahlen näher rückten und die Republikaner Stewart Lyle durch einen jungen energischen Mann namens Ted Simmons ersetzten, begann sie, um ihren Sitz im Kongreß zu bangen.
    Von Janet mit eiserner Faust dazu angehalten, beteiligte sie sich wieder an achtzig Prozent der Abstimmungen, aber sie nahm sechs Monate vor den Wahlen nur noch Einladungen in Washington oder Illinois an.
    Carter und Reagan schienen in Chicago zu wohnen; wie zwei Kuckucke in einer Uhr flogen sie aus und ein in Illinois. Meinungsumfragen prophezeiten ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber nachdem Florentyna die beiden Kandidaten in Cleveland vor einem Fernsehpublikum von ungefähr hundert Millionen Menschen debattieren gesehen hatte, war sie nicht so sicher. Am nächsten Tag sagte ihr Bob Buchanan, daß Reagan die Debatte vielleicht nicht gewonnen, aber ganz bestimmt nicht verloren habe, und für jemanden, der den amtierenden Präsidenten schlagen wolle, sei das das Wichtigste.
    Als der Tag der Wahl näher kam, wurde die Frage der Geiseln in Teheran in allen Überlegungen der Amerikaner zu einem entscheidenden Moment; man zweifelte an Carters Fähigkeit, das Problem zu lösen. In Chicago wurde Florentyna immer wieder von Anhängern angesprochen, die ihr versicherten, daß sie zwar sie wiederwählen würden, nicht aber Präsident Carter. Richard behauptete, er wisse genau, wie ihnen zumute sei, und prophezeite, daß Reagan spielend gewinnen werde. Florentyna nahm seine Ansicht ernst, und während der letzten Wochen arbeitete sie für ihre Wiederwahl, als sei sie eine unbekannte Kandidatin, die ihre erste Wahlkampagne führte. Daß Chicago bis zum Wahltag fortwährend von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wurde, machte die Sache nicht leichter.
    Als die letzten Stimmen ausgezählt waren, war selbst Florentyna über Reagans Erdrutschsieg erstaunt; er riß den Senat mit, und fast wäre es ihm gelungen, auch das Repräsentantenhaus für die Republikaner zu gewinnen.
    Florentyna zog mit einer verringerten Mehrheit von fünfundzwanzigtausend Stimmen wieder in den Kongreß ein. Ein paar Stunden, bevor die Geiseln heimkehrten, flog sie, geknickt, aber nicht geschlagen, nach Washington.

    Die Antrittsrede des neuen Präsidenten hob die Stimmung des amerikanischen Volkes: Richard hatte einen Cut angezogen, um sich die Rede anzuhören, und bei einer Stelle, die er Florentyna später noch jahrelang zitierte, applaudierte er laut:

    »Wir hören viel von speziellen Interessengruppen, aber unsere größte Sorge soll einer speziellen Interessengruppe gelten, die allzulang vernachlässigt wurde.
    Sie kennt keine geographischen Grenzen, sie geht quer durch ethnische und rassische Gruppen und durch politische Parteien. Sie setzt sich aus Männern und Frauen zusammen, die unsere Nahrungsversorgung sicherstellen, in unseren Straßen patroullieren, in Fabriken und Bergwer-ken arbeiten, unsere Kinder unterrichten, unsere Häuser betreuen und uns pflegen, wenn wir krank sind. Akademi-ker, Industrielle, Geschäftsleute, Beamte, Taxifahrer und Lastwagenfahrer. Sie sind, mit einem Wort, das Volk, wir
    – jene Menschen, die man Amerikaner nennt.«

    Nach dem enthusiastischen Applaus winkte der Präsident noch einmal den Menschenmassen zu und verließ das Podium. Zwei Männer vom Secret Service begleiteten ihn durch ein Spalier der Ehrengarde.
    Nachdem der Präsident und seine Begleitung den letzten Treppenabsatz erreicht hatten, bestieg er mit der First Lady eine große Limousine, offensichtlich nicht gewillt, dem Beispiel Carters zu folgen und zu Fuß durch die Constitution Avenue zu gehen. Als sich der Wagen langsam in Bewegung setzte, schaltete einer der Secret Service-Leute sein Funkgerät ein. »Lederjacke kehrt zur Krone zurück«, meldete er und starrte durch das Fernrohr der Limousine nach, bis sie das Tor zum Weißen Haus erreicht hatte.
    Als Florentyna im Januar 1981 in den Kongreß zurückkehrte, fand sie Washington verändert. Die Republikaner mußten nicht mehr für jede Maßnahme um Unterstützung betteln, denn die gewählten Vertreter

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