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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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diesem großen Land zu dienen, und mich daher als Kandidatin für den amerikanischen Senat aufstellen lassen werde.«
    Die wenigsten Leute im Saal hörten das Wort »Senat«, weil wilder Jubel ausbrach. Jeder, der aufstehen konnte, stand auf, und die anderen klopften auf die Tische.
    Florentyna schloß ihre Rede mit den Worten: »Ich trete für ein Amerika ein, das keinen Angriff fürchtet. Gleichzeitig bete ich, ihr mögt die letzte Gruppe von Veteranen sein, die dieses Land je braucht.«
    Als sie sich setzte, wurde so lang applaudiert, bis Senator Tower aufstand und Florentynas Rede als eine der besten bezeichnete, die er je gehört habe.

    Edward kam aus New York, um Florentynas Wahlkampf-kampagne zu leiten, während Janet sich täglich aus Washington meldete. Von allen Seiten strömte Geld herbei; jetzt trug die Arbeit, die Florentyna in ihrem Wahlkreis geleistet hatte, Früchte. Zwölf Wochen vor den Vorwahlen zeigten die Umfragen einen Vorsprung von 58: 42 für die Kandidatin Kane.
    Florentynas Wahlhelfer arbeiteten bis spät in die Nacht, aber auch sie konnten keine Wunder vollbringen und Florentyna an zwei Orten gleichzeitig auftreten lassen.
    Ralph Brooks kritisierte ihre Beteiligung an den Abstimmungen im Repräsentantenhaus und behauptete, sie habe dort wenig Konkretes erreicht. Einige seiner Angriffe machten Eindruck, und seine Energie entsprach der eines Zehnjährigen. Dessenungeachtet blieben die Meinungsumfragen bei etwa 55:45 für Florentyna. Man erzählte sich, daß Brooks Wahlhelfer niedergeschlagen seien und die Wahlspenden allmählich versickerten.
    Richard flog jedes Wochenende nach Chicago; er und Florentyna lebten aus dem Koffer und übernachteten oft in den Wohnungen der Wahlhelfer. Einer der jungen freiwilligen Helfer fuhr Florentyna unermüdlich in seinem blauen Auto durchs Land; vor dem Frühstück schüttelte sie Arbeiterhände vor dem Fabriktor, vor dem Lunch besuchte sie Versammlungen in kleinen Dörfern und fand noch irgendwie Zeit, ab und zu mit Bankern oder Presseleuten in Chicago zu sprechen, bevor abends die unvermeidliche Wahlversammlung und ein Empfang im Baron stattfanden. Trotzdem fehlte sie nie bei den monatlichen Besprechungen der Remagen-Stiftung.
    Wenn sie etwas aß, so waren es immer nur Fertigmahl-zeiten, die sich rasch zubereiten ließen. Abends, bevor sie ins Bett fiel, notierte sie in ein schwarzes Buch mit Eselsohren alle Zahlen und Fakten, die sie während des Tages erfahren hatte. Sie schlief ein, während sie sich Namen einprägte, unzählige Namen von Menschen, die zutiefst beleidigt gewesen wären, hätte Florentyna ihre Beteiligung an der Wahlkampagne vergessen. Richard kehrte, ebenso erschöpft wie Florentyna, Sonntag abends nach New York zurück. Er beklagte sich nie und hielt alle Probleme der Baron-Gruppe von Florentyna fern.
    Als sie sich wieder einmal am Flugplatz Lebewohl sagten – es war ein kalter Tag im Februar – lächelte sie ihn an und stellte fest, daß er blaue Lederhandschuhe trug, die er vor zwanzig Jahren für seinen Vater bei Bloomingdale gekauft hatte.
    »Ich hab immer noch ein Paar in Reserve, dann kann ich mich nach einer anderen Frau umsehen, Jessie«, sagte er, und Florentyna lachte.

    Florentyna begann jeden Tag mit ungebrochener Energie und vollem Einsatz; nur der Gedanke, daß sie William und Annabel so selten sah, schmerzte sie. William, der jetzt einen Fidel-Castro-Bart trug, war offenbar auf dem besten Weg, seine Studien summa cum laude abzuschließen, während Annabel in den Ferien jedesmal einen anderen jungen Mann mitbrachte.
    Florentyna wußte aus Erfahrung, daß bei jeder Wahlkampagne irgendeinmal ein Donnerschlag kam, aber sie hatte nicht erwartet, daß ein Meteorit daran beteiligt sein würde. Chicago hatte eine Reihe brutaler Morde erlebt, von einem Mann begangen, den die Presse als den
    »Würger von Chicago« bezeichnete; nachdem er den Hals seiner Opfer durchschnitten hatte, ritzte er ein Herz in ihre Stirnen, um die Polizei nicht im Zweifel über seine Identität zu lassen. Florentyna und Ralph Brooks mußten feststellen, daß sie immer öfter mit der Frage von Recht und Ordnung konfrontiert wurden. In der Nacht waren die Straßen von Chicago praktisch menschenleer, weil es der Polizei nicht gelang, den Killer festzunehmen. Zu Florentynas Erleichterung wurde er eines Nachts in der Nähe der Northwestern University aufgegriffen, als er eben eine Studentin attackierte.
    Am nächsten Morgen gab Florentyna eine Erklärung

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