Archer, Jeffrey
freiwillig zurück, aber das Unglück war schon geschehen. Als sie nach Kalifornien kamen, hatte sich Parkins Vorsprung noch vergrößert. Es stand neunhunderteinundneunzig zu achthundertdreiundachtzig.
In San Francisco wurde Florentyna von Bella am Flughafen abgeholt. Bella war zwar dreißig Jahre älter, aber keineswegs schlanker geworden; neben ihr standen Claude, ein gewaltiger Sohn und eine zaundürre Tochter.
Bella stürzte auf Florentyna zu, wurde jedoch von kräftigen Männern des Secret Service abgeblockt und nur durch eine Umarmung der Kandidatin gerettet. »So eine Person hab ich noch nie gesehen«, murmelte einer der Beamten, »mit einem Tritt könnte sie einen Jumbo starten.«
Hunderte Menschen standen am Ende der Rollbahn und riefen: »Präsidentin Kane«. Von Bella begleitet, ging Florentyna geradewegs auf sie zu. Zahllose Hände streckten sich Florentyna entgegen, eine Reaktion, über die sie immer glücklich war. Die Spruchbänder forderten
»Kalifornien für Kane«, und zum erstenmal sah sie hauptsächlich Männer in der Menge. Als sie zum Flughafengebäude ging, sah sie auf einer Wand in riesigen roten Lettern: »Wollen wir eine Polackin als Präsidentin?«
und darunter stand: »Ja.«
Bella, jetzt Direktorin einer der größten Schulen von Kalifornien, war auch Vorsitzende des demokratischen Vorstandes der Stadt.
»Ich wußte immer schon, daß du Präsidentin werden willst, also wollte ich wenigstens San Francisco für dich gewinnen.«
Bella gewann mit ihren tausend sogenannten Freiwilligen, die an jede Tür hämmerten, tatsächlich die Stadt.
Kaliforniens gespaltener Charakter – konservativ im Süden, liberal im Norden – machte es einem Kandidaten der Mitte wie Florentyna nicht leicht. Aber ihre Tüchtigkeit, ihr Einsatz und ihre Intelligenz bekehrten selbst ein paar der radikalsten Linken und der eingefleischtesten Konservativen. Die Wahlbeteiligung in San Francisco kam fast an jene in Chicago heran. Florentyna wollte, sie hätte einundfünfzig Bellas zur Verfügung, denn die Wahl in San Francisco genügte, um ihr neunundsechzig Prozent des Staates zu sichern. Es war Bella zu danken, daß Florentyna mit hundertachtundzwanzig mehr Delegierten zum Parteikonvent nach Detroit kam als Parkin.
Bei einem Dinner zur Feier dieses Sieges erklärte Bella ihrer Freundin, das größte Problem der Wahlen sei nicht
»Ich werde nie eine Frau wählen«, sondern »Sie hat zuviel Geld«.
»Nicht wieder dieser alte Kohl. Dazu kann ich nichts mehr tun«, erwiderte Florentyna. »Ich habe schon alle meine Anteile an der Baron-Gruppe der Stiftung überschrieben.«
»Das ist es ja eben, niemand weiß, was diese Stiftung eigentlich macht. Ich weiß, sie hilft Kindern. Aber wie vielen und in welchem Ausmaß?«
»Die Stiftung hat im letzten Jahr mehr als drei Millionen Dollar für dreitausendeinhundertzwölf ungeschulte Einwanderer aufgewendet. Überdies gewannen vierhun-dertzwei begabte Jugendliche Remagen-Stipendien für amerikanische Universitäten, einer von ihnen ging sogar nach Oxford.«
»Das wußte ich alles nicht«, sagte Bella, »aber ich höre fortwährend, daß Parkin eine winzige Bibliothek für die Universität von Texas in Austin gestiftet hat. Dank seiner Bemühungen ist sie fast ebenso bekannt wie die berühmte Bibliothek von Harvard.«
»Was soll Florentyna deiner Meinung nach tun?« fragte Edward.
»Warum hält Professor Ferpozzi nicht eine Pressekonferenz ab? Ihn nimmt die Öffentlichkeit zur Kenntnis, und dann wird man wissen, daß Florentyna Kane sich um andere Menschen kümmert und ihr eigenes Geld für sie ausgibt.«
Am nächsten Tag placierte Edward in ausgewählten Zeitschriften entsprechende Artikel und organisierte eine Pressekonferenz. Die meisten Zeitungen veröffentlichten eine kurze Notiz, die Zeitschrift People aber brachte ein Bild von Florentyna mit Albert Schmidt, dem Remagen-Stipendiat in Oxford, auf der Titelseite. Als bekannt wurde, daß Schmidt aus Deutschland stammte und seine Großeltern aus einem Kriegsgefangenenlager nach Amerika geflüchtet waren, wurde der junge Mann in der beliebten Sendung Good Morning, America interviewt.
Danach schien er fast ebenso bekannt zu sein wie Florentyna.
Als sie an diesem Wochenende nach Washington zu-rückflog, hörte sie, daß der Gouverneur von Colorado –
weder war er ein besonderer Freund noch ein politischer Verbündeter – sie bei einem Symposium über Sonnen-energie öffentlich unterstützt habe. Ihre Einstellung
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