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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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konnte. Abends vor dem Dinner rief sie achtunddreißig von ihnen an, dann blieb sie bis zwei Uhr nachts auf, um Namen und Milieu jener zu studieren, die laut Aussage ihrer Referenten nach wie vor unentschlossen waren.
    Die Morgenausgabe der Free Press brachte zahlreiche Bilder von ihrer Ankunft in der Stadt, doch sie wußte, daß ihr Rivale morgen ebenso enthusiastisch gefeiert werden würde. Wenigstens hatte der Präsident beschlossen, sich im Hintergrund zu halten, und die Presse hatte das als einen moralischen Sieg für Florentyna gewertet.

    Sie legte die Zeitung weg und verfolgte auf dem Bildschirm, was sich am ersten Vormittag in der Konventhalle abspielte. Selbst während des Mittagessens ließ sie alle drei Programme laufen, für den Fall, daß eine der Fernsehstationen eine exklusive Neuigkeit brachte, auf die die Presse natürlich sofort ihre Reaktion zu hören wünschen würde.
    Im Lauf des Tages wurden einunddreißig der unentschiedenen Delegierten in den 24. Stock gebeten, um sich mit Florentyna zu unterhalten; je nach der Tageszeit wurden Kaffee, eisgekühlter Tee, heißer Tee oder Cocktails serviert. Florentyna trank nur Tee, sonst wäre sie um elf Uhr abends vermutlich betrunken gewesen.
    Schweigend sah sie Pete Parkins Ankunft mit an. Einer ihrer Helfer behauptete, die Menge auf dem Flughafen sei kleiner als jene, die sie empfangen hatte, ein anderer, sie sei größer. Den Namen des Mannes, der die Menge für größer hielt, prägte sie sich ein, und sie beschloß, seine Meinung künftig genauer zu beachten.
    Pete Parkin hielt von einem eigens aufgestellten Podium aus eine kurze Ansprache, und das Siegel des Vizepräsidenten leuchtete in der Sonne. Er gab seiner Freude Ausdruck, in der Stadt zu sein, die sich mit Recht Autohauptstadt der Welt nannte. »Ich kann das beurteilen«, fügte er hinzu, »da ich Zeit meines Lebens einen Ford gefahren bin.«
    Florentyna lächelte.
    Nach zwei Tagen »Hausarrest« beklagte sie sich so bitter, den ganzen Tag eingeschlossen zu sein, daß das Secret Service sie am Dienstagmorgen in einem Lastenaufzug hinunterbegleitete, damit sie frische Luft schnappen und am Fluß Spazierengehen konnte. Kaum hatte sie ein paar Schritte gemacht, als sie von begeisterten Anhängern umringt war, die ihr die Hand schütteln wollten.
    Bei ihrer Rückkehr erwartete sie Edward mit einer guten Nachricht: fünf unentschiedene Delegierte wollten beim ersten Durchgang für sie stimmen. Nach seiner Schätzung brauchte sie nur noch dreiundsiebzig, um die magische Hürde von tausendsechshundertsechsundsechzig zu nehmen. Auf dem Monitor verfolgte sie das Programm im Saal der Konventhalle. Eine Schulinspektorin, eine Schwarze aus Delaware, erging sich in einer Lobeshymne auf Florentyna, und blaue Spruchbänder mit der Aufschrift
    »Kane for President« füllten den Saal. Während der darauffolgenden Rede sah man ebenso viele rote Spruchbänder mit der Schrift »Parkin for President«.
    Florentyna wanderte bis halb zwei Uhr früh in ihrer Suite auf und ab, empfing weitere dreiundvierzig Delegierte und telefonierte mit achtundfünfzig.
    Der zweite Tag war den großen Reden über Politik, Staatsfinanzen und Wohlfahrtswesen gewidmet; die wichtigste Rede hielt Senator Pryor. Wieder und wieder betonten die Redner, daß man, für welchen der beiden Kandidaten man sich auch entschied, auf jeden Fall die Republikaner schlagen werde. Die meisten Delegierten aber unterhielten sich im Flüsterton und achteten kaum auf die Männer und Frauen auf dem Podium, die vielleicht bald ein demokratisches Kabinett bilden würden.
    Während einer Debatte über Sozialleistungen nahm Florentyna mit zwei noch unentschiedenen Delegierten aus Nevada einen Drink. Vermutlich gingen sie gleich darauf zu Parkin, der ihnen ebenfalls eine neue Autobahn, ein Krankenhaus oder eine Universität versprechen würde.
    Morgen abend aber würden sie sich endgültig entscheiden müssen. Florentyna sagte zu Edward, daß sie in der Mitte des Zimmers einen Zaun errichten wollte.

    »Warum?«
    »Damit die schwankenden Delegierten sich draufsetzen können, wenn sie mich besuchen.«
    Pete Parkin hatte sein Hauptquartier im Westin-Hotel aufgeschlagen. Da weder er noch Florentyna in die Konventhalle gehen durften, war ihre tägliche Routine ziemlich die gleiche: Empfang von Delegierten, Anrufe, Presseerklärungen, Zusammenkünfte mit Parteireferenten und schließlich eine Nachtruhe mit wenig Schlaf.
    Am Mittwoch war Florentyna bereits um sechs

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