Archer, Jeffrey
versuchte seine Rivalin immer öfter als Befürworter eines starken Amerika zu übertreffen, aber sein Einsatz für eine sogenannte »Fort Gringo Line« entlang der mexikanischamerikanischen Grenze schadete ihm im Südwesten, wo er sich für unschlagbar gehalten hatte.
Edward und sein Team arbeiteten jetzt für verschiedene Vorwahlen gleichzeitig und fuhren kreuz und quer durchs Land. Der Lear-Jet landete auf einem Flugplatz nach dem anderen, und Florentyna dankte dem Himmel für ihren gut dotierten Wahlfonds. Sie war immer noch energiegeladen, während der Vizepräsident allmählich erschöpft schien.
Beide Kandidaten mußten nach San Juan fliegen, und als Mitte März die Vorwahlen in Puerto Rico stattfanden, waren fünfundzwanzig der einundvierzig Delegierten für Florentyna. Zwei Tage später kam sie in ihren Heimatstaat zu Vorwahlen. Parkin führte mit einhundertvierundneun-zig Delegiertenstimmen, Florentyna hatte einhundertvierundsechzig.
Als die Windy City ihre liebste Tochter willkommen hieß, stand die ganze Stadt Kopf. Florentyna erhielt jede der einhundertneunundsiebzig Delegiertenstimmen und lag jetzt mit dreihundertvierundvierzig Stimmen in Führung. In New York, Connecticut, Wisconsin und Pennsylvania erzielte Parkin jedoch gute Resultate, und als er in Texas ankam, lag er mit fünfhunderteinundneunzig nur noch knapp hinter Florentyna mit sechshundertfünfundfünfzig Delegiertenstimmen.
Daß Pete Parkin in seinem Heimatstaat alle Delegierten für sich gewann, wunderte niemanden; seit Lyndon B.
Johnson hatte Texas keinen Präsidenten mehr gestellt, und die Männer von Texas fanden, daß J.R. Ewing zwar seine Fehler haben mochte, mit der Feststellung, daß eine Frau hinter den Herd gehöre, aber bestimmt recht gehabt hätte.
Der Vizepräsident verließ seine Ranch bei Houston mit siebenhundertdreiundvierzig Delegiertenstimmen.
Florentyna hatte sechshundertfünfundfünfzig.
Die beiden Kandidaten, die täglich unter einem so enormen Druck standen, merkten, daß jede impulsive Bemerkung oder unvorsichtige Äußerung am nächsten Tag Schlagzeilen machen konnte. Pete Parkin gab sich als erster eine Blöße, als er Peru mit Paraguay verwechselte, und die Photographen waren nicht zu halten, als er in einem Mercedes mit Chauffeur durch den kleinen Ort Flint fuhr. Auch Florentyna war nicht unfehlbar. Als man sie in Alabama fragte, ob sie einen Schwarzen als Vizepräsidenten in Erwägung ziehe, erwiderte sie: »Ich habe die Idee erwogen.«
Es bedurfte wiederholter Erklärungen, um die Presse zu überzeugen, daß sie noch keinen der schwarzen Führer dazu aufgefordert hatte.
Der größte Fehler aber unterlief ihr in Virginia. In der Law School der Universität of Virginia sprach sie über bedingte Haftentlassung und die Veränderungen, die sie als Präsidentin vornehmen würde. Die Rede hatte ein Mitarbeiter in Washington für sie aufgesetzt und überprüft, der seit ihrer Zeit im Repräsentantenhaus zu ihrem Team gehörte. Am Vorabend las sie den Text sorgfältig durch, änderte kaum etwas und bewunderte den guten Aufbau des Referates. Es wurde am nächsten Tag von den Jurastudenten begeistert aufgenommen. Als sie am Abend ein Treffen der Rotarier in Charlottesville besuchte, um über die Probleme der Viehzüchter zu sprechen, hatte sie die Rede schon vergessen – bis sie am folgenden Tag die lokale Zeitung las.
Die Story des Richmond News-Leader wurde sofort von allen großen Zeitungen aufgegriffen. Ein lokaler Reporter hatte herausgefunden, daß Florentynas Rede so ausgezeichnet gewesen war, weil sie von einem ihrer engen Vertrauten recherchiert worden war. Dieser Mann, Allen Clarence, sei selbst zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt gewesen, bevor er für Florentyna arbeitete.
Kaum eine Zeitung wies darauf hin, daß er wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt und nach drei Monaten wegen guter Führung freigelassen worden war. Als man sie fragte, was sie bezüglich Mr. Clarence zu tun beabsichtige, sagte sie: »Nichts.«
Edward riet ihr, ihn unverzüglich zu feuern, auch wenn das noch so ungerecht schien, weil es für den Teil der Presse, der ihr nicht wohlwollte – von Pete Parkin gar nicht zu reden -, ein gefundenes Fressen sei, daß einer ihrer engsten Vertrauten ein ehemaliger Gefängnisinsasse war. »Können Sie sich vorstellen, wer unsere Gefängnisse leitet, wenn diese Frau gewählt wird?« wurde zu einer der beliebtesten Bemerkungen des Vizepräsidenten.
Schließlich zog sich Allen Clarence
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