Archer, Jeffrey
Rede für den Parteikonvent zu arbeiten, erwiderte sie: »An meinem elften Geburtstag.«
Auf dem Flug hatte sie die Rede nochmals durchgelesen
– falls sie schon im ersten Wahlgang gewählt werden sollte. Edward hatte gemeint, daß der Sieg nicht so rasch kommen würde, aber sie wollte auf alle Eventualitäten gefaßt sein.
Ihre Berater hielten es für wahrscheinlicher, daß das Resultat erst nach dem zweiten oder dritten Wahlgang feststehen würde, wenn Senator Bradley seine hundertneunundachtzig Delegierten freigegeben hatte.
In der vergangenen Woche hatte sie eine kurze Liste von vier Personen zusammengestellt, die sie als Vizepräsidenten in Erwägung zog. Bill Bradley war immer noch ihre erste Wahl, und Florentyna hielt ihn für den besten eventuellen Nachfolger im Weißen Haus, aber sie zog auch Sam Nunn, Gary Hart und David Pryor in Betracht.
Florentynas Überlegungen wurden unterbrochen, als das Flugzeug landete und sie die riesige, aufgeregte Menschenmenge sah, die sie erwartete. Wie viele von ihnen würden wohl auch morgen kommen, um Pete Parkin zu begrüßen? Sie warf einen kurzen Blick in den Spiegel der Puderdose; ein paar weiße Strähnen durchzogen das dunkle Haar, und sie machte keinen Versuch, sie zu verbergen. Daß Pete Parkins Haar dreißig Jahre lang die gleiche unnatürliche Farbe behielt, fand sie lächerlich.
Florentyna trug ein einfaches Leinenkostüm und als einzigen Schmuck einen kleinen, mit Diamanten besetzten Esel.
Sie öffnete den Sitzgurt und trat in den Mittelgang; alle Insassen des Flugzeuges begannen zu applaudieren. Falls sie nicht nominiert wurde, war dies das letzte Mal, daß sie beisammen waren. Sie gab allen Presseleuten die Hand; manche von ihnen hatten sie fünf Monate lang auf allen ihren Reisen begleitet. Die Tür wurde geöffnet, Florentyna trat auf die Treppe, in den hellen Sonnenschein hinaus.
»Da ist sie!« rief die Menge, und Florentyna ging direkt auf die fähnchenschwingenden Menschen zu, weil der direkte Kontakt mit den Wählern für sie immer ein Erlebnis war. Wieder wurde sie von den Secret-Service-Leuten umringt, die vor unkontrollierten Menschenmassen berechtigte Angst hatten. Wenn Florentyna allein war, kam ihr hin und wieder der Gedanke, jemand könne ein Attentat auf sie verüben, nie aber, wenn sie sich einer Menge gegenüber sah. Sie schüttelte so viele ausgestreckte Hände wie möglich, bevor Edward sie zu den wartenden Autos führte.
Die zehn neuen kleinen Fords erinnerten sie daran, daß Detroit endlich mit der Energiekrise zurechtgekommen war. Sollte Pete Parkin den Fehler begehen, durch diese Stadt mit einem Mercedes zu fahren, hätte sie gewonnen, bevor Alabama auch nur die erste Stimme abgegeben hatte. In den ersten zwei Autos saßen die Agenten vom Secret Service, im dritten Edward neben dem Fahrer und Florentyna im Fond. Ihr Arzt fuhr im vierten Wagen, die übrigen sechs »mächtigen Zwerge«, wie der neue kleine Ford genannt wurde, okkupierte ihr Stab. Dahinter folgte ein Bus mit den Presseleuten, motorisierte Polizisten flankierten die Kolonne.
Der erste Wagen fuhr im Schrittempo, so daß Florentyna den Leuten zuwinken konnte, doch sobald sie die Schnellstraße nach Detroit erreichten, fuhren sie im Siebzig-Kilometer-Tempo in die Stadt.
Zwanzig Minuten lang konnte sich Florentyna entspan-nen, bis sie ins Zentrum kamen, wo sich die Menschen drängten, um einen Blick auf die Senatorin zu werfen.
Florentynas Organisationskomitee hatte hunderttausend Karten verteilt, auf denen die genaue Route der Autoko-lonne eingezeichnet war, und ihre Anhänger säumten alle Straßen und jubelten ihr zu, bis sie endlich das Baron-Hotel am Detroit River erreichte. Die Secret-Service-Beamten hatten sie zwar gebeten, die Route zu ändern, aber davon wollte sie nichts hören.
Dutzende Fotografen und Fernsehteams erwarteten Florentyna; der Hoteleingang wurde von Blitzlichtern und Scheinwerfern hell erleuchtet. Ihre Beschützer folgten ihr in den 24. Stock, der ihr persönlich zur Verfügung stand.
Rasch ging sie in die George-Novak-Suite, um zu kontrollieren, ob alles, was sie brauchte, vorhanden war; vier Tage lang würden diese Räume ihr Gefängnis sein.
Wenn sie die Zimmer verließ, dann nur, um die Nominierung als demokratische Kandidatin anzunehmen oder ihre Unterstützung für Pete Parkin bekanntzugeben.
Man hatte eine Batterie von Telefonen installiert, so daß sie mit den vierhundertzwölf noch unentschiedenen Delegierten in Kontakt bleiben
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