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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Uhr morgens angekleidet und wurde in das Konventgebäude gefahren. In der Joe-Louis-Arena zeigte man ihr, wo sie stehen würde, um ihre Nominierung anzunehmen. Sie betrat das Podium und starrte auf einundzwanzigtausend leere Sitze. Auf schmalen hohen Plakatwänden prangten die Namen aller Staaten von Alabama bis Wyoming.
    Florentyna prägte sich ein, wo die Delegierten aus Illinois sitzen und ihr zuwinken würden, wenn sie in den Saal einzog.
    Ein unternehmungslustiger Fotograf, der unter einem Sitz übernachtet hatte, machte ein paar Aufnahmen von ihr, bevor er von den Secret-Service-Beamten aus dem Saal gewiesen wurde. Florentyna sah zu den zweihunderttausend roten, weißen und blauen Luftballons auf, die auf den Sieger herabschweben würden.
    »Fertig für die Sprechprobe, Senatorin Kane?« fragte eine Stimme aus dem Nichts.
    »Amerikaner und Amerikanerinnen, das ist der stolzeste Augenblick in meinem Leben…«
    »Geht in Ordnung, Senatorin. Laut und klar«, sagte der Elektriker und marschierte durch die leeren Sitzreihen.
    Um sieben Uhr würde man mit Pete Parkin den gleichen Test machen.

    Florentyna frühstückte mit ihren engsten Mitarbeitern; alle waren nervös, alle lachten über jeden schwachen Witz, alle schwiegen, wenn Florentyna etwas sagte. Sie sahen Pete Parkin zu, der seinen morgendlichen Lauf für die Fernsehteams absolvierte. Alle lachten laut, als ein Reporter in einer Windjacke mit einer Minikamera dreimal an dem atemlosen Vizepräsidenten vorbeistürmte, um noch ein besseres Foto zu schießen.
    Um neun Uhr abends sollte die Namensverlesung beginnen. Edward hatte fünfzig direkte Telefonverbindun-gen mit dem Vorsitzenden jedes Staates im Saal eingerichtet, um sofort informiert zu sein, falls etwas Unvorhergesehenes geschah. Florentyna saß vor einem Schreibtisch mit nur zwei Telefonen, konnte aber auf Knopfdruck mit jeder der fünfzig Leitungen verbunden werden. Während sich der Saal füllte, wurde jede Verbindung getestet, und Edward erklärte, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Jetzt galt es, noch jede Minute nutzen, um weitere Delegierte zu kontaktieren. Bis um halb sechs Uhr abends hatte Florentyna mit insgesamt dreihundert-zweiundneunzig von ihnen gesprochen.
    Um sieben Uhr war die Joe-Louis-Arena voll, obwohl bis zum Namensaufruf noch eine Stunde Zeit war.
    Niemand, der nach Detroit gekommen war, wollte sich auch nur eine Minute des bevorstehenden Spektakels entgehen lassen.
    Um halb acht nahm der Parteivorstand auf dem Podium Platz, und Florentyna erinnerte sich, wie sie beim Parteikonvent in Chicago mitgeholfen und zum erstenmal John Kennedy gesehen hatte. Sie wußte, daß die verschiedenen Teilnehmer zu bestimmten Zeiten zu kommen hatten; je später sie kamen, desto höher war ihr Rang. In vierzig Jahren würde sie vielleicht als letzte die Halle betreten dürfen.

    Den größten Applaus des Abends erhielt Senator Bill Bradley, der bereits versprochen hatte, eine Rede zu halten, sollte der erste Wahlgang keine Entscheidung bringen. Um Viertel vor acht versuchte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Marty Lynch, die Versammlung zur Ordnung zu rufen, aber in all dem Gehupe, Pfeifen, Trommeln und den »Kane«- und »Parkin«-Rufen konnte er sich kaum Gehör verschaffen. Florentyna beobachtete die Szene, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen. Als endlich so etwas wie Ruhe eintrat, stellte der Vorsitzende Mrs.
    Bess Gardner vor, die die Stimmen registrieren sollte, obwohl jeder im Saal wußte, daß die Resultate auf dem riesigen Bildschirm über ihrem Kopf aufleuchten würden, bevor sie auch nur die Chance hatte, diese zu bestätigen.
    Um acht Uhr klopfte der Vorsitzende mit dem Hammer; man sah, wie der kleine Holzhammer sich bewegte; hören konnte man nichts. Es vergingen weitere zwanzig Minuten, bis der Vorsitzende sich durchsetzen konnte. Um acht Uhr dreiundzwanzig hörte man endlich Marty Lynch, der den Bürgermeister von Chicago, Rick Daley, aufforderte, Senatorin Kane zu nominieren; es vergingen weitere zehn Minuten, bevor der Bürgermeister seine Rede halten konnte. Florentyna und ihr Team hörten schweigend zu, wie er Florentynas Verdienste in den glühendsten Farben schilderte. Sie hörte auch aufmerksam zu, als Senator Ralph Brooks Pete Parkin nominierte. Beide Vorschläge wurden von den Delegierten mit einem Stimmenaufwand aufgenommen, der das Konzert eines Symphonieorchesters auf ein schwaches Summen reduziert hätte. Darauf folgten die Nominierungen von Bill Bradley

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