Archer, Jeffrey
geeint.
Florentyna flog nach Boston und zog sich nach einer ekligen gemeinsamen Pressekonferenz mit dem demokratischen Kandidaten – er nannte sie fortwährend »diese große kleine Dame aus Illinois« nach Cape Cod zurück.
Als die beiden sich vor der Presse verabschiedeten, küßte Parkin sie auf die Wange. Sie fühlte sich wie eine Hure, die Geld angenommen hatte und nun zu spät feststellte, daß sie mit dem Kunden nicht ins Bett gehen wollte.
36
Da die Wahlkampagne erst nach dem Labour Day begann, kehrte Florentyna nach Washington zurück und kümmerte sich um ihre Aufgaben im Senat. Sie fand sogar Zeit, nach Chicago zu fliegen.
Mit Pete Parkin telefonierte sie jeden Tag, und er gab sich freundlich und entgegenkommend. Man kam überein, sich in seinem Büro im Weißen Haus zu treffen, um die Einzelheiten der Wahlschlacht zu besprechen. Florentyna versuchte alle anderen Aufgaben vor dieser Besprechung zu erledigen, um die letzten neun Wochen voll und ganz für die Präsidentschaftswahlkampagne zur Verfügung zu stehen.
Am 2. September wurde Florentyna, begleitet von Edward und Janet, im Westflügel des Weißen Hauses von Ralph Brooks begrüßt; offensichtlich gehörte er zum engsten Kreis des Kandidaten. Florentyna war entschlossen, so knapp vor den Wahlen keine Miß-Stimmung aufkommen zu lassen, insbesondere da Brooks erwartet hatte, selbst Kandidat für die Vizepräsidentschaft zu werden. Brooks führte sie von den Empfangsräumen in Parkins Büro. Zum erstenmal sah Florentyna die Räume, die sie vielleicht in wenigen Wochen selbst bewohnen würde. Die Wärme, die von den gelben Wänden und den Elfenbeinverzierungen ausstrahlte, gefiel ihr. Auf Parkins Schreibtisch standen frische Blumen, und an den Wänden hingen Ölbilder. Durch die Südfenster schien die Herbst-sonne.
Pete Parkin sprang auf und begrüßte sie ein bißchen zu überschwenglich. Dann setzten sich alle an einen Tisch in der Zimmermitte.
»Ich glaube, jeder der Anwesenden kennt Ralph«, sagte Parkin mit einem etwas verlegenen Lächeln. »Er hat unsere Pläne für den Wahlfeldzug ausgearbeitet, und ich glaube, Sie werden beeindruckt sein.«
Ralph Brooks breitete eine große Landkarte der Vereinigten Staaten aus. »Ich glaube, wir müssen fortwährend im Auge behalten, daß wir, um ins Weiße Haus zu kommen, zweihundertsiebzig Wahlmänner-Stimmen brauchen. Natürlich ist es wichtig und befriedigend, die Stimmen des Volkes zu gewinnen, aber wie wir alle wissen, entscheiden die Wahlmänner über den nächsten Präsidenten. Deshalb habe ich die Staaten, in denen ich kaum Chancen für uns sehe, schwarz markiert, und jene, die traditionell demokratisch wählen, weiß. Es bleiben somit die Ungewissen Schlüsselstaaten, die ich rot gekennzeichnet habe; sie sind für einhunderteinundsiebzig Stimmen des Wahlkollegiums verantwortlich.
Ich glaube, Pete und Florentyna sollten jeden dieser Schlüsselstaaten wenigstens einmal besuchen, Pete seine Anstrengungen jedoch mehr auf den Süden konzentrieren, während Florentyna die meiste Zeit im Norden verbringen sollte. Kalifornien mit seinen fünfundvierzig Wahlmännern muß von euch beiden regelmäßig besucht werden. Bis zur Wahl sind es zweiundsechzig Tage; wir müssen jede Minute nutzen, um in jenen Staaten zu arbeiten, in denen wir echte Chancen haben, und jenen Randbereichen, die uns bei dem Erdrutschsieg von 1964
zufielen, nur kurze Höflichkeitsbesuche abstatten. Was die weißen Staaten betrifft, so müssen wir sie natürlich alle einmal besuchen, um uns nicht vorwerfen zu lassen, daß wir ihre Unterstützung als selbstverständlich hinnehmen.
Ohio halte ich für hoffnungslos, weil Russell Warner dort zu Hause ist, andererseits sollen die Republikaner nicht glauben, daß ihnen Florida in den Schoß fällt, weil ihr Kandidat für die Vizepräsidentschaft dort einmal Senator war. Ich habe für euch beide, beginnend mit Montag, Tagespläne ausgearbeitet«, fuhr er fort und übergab Florentyna und Parkin je eine Mappe. »Ich glaube, daß ihr wenigstens zweimal pro Tag miteinander telefonieren solltet – um acht morgens und um elf Uhr abends, immer Central Time.«
Florentyna war von Brooks’ gründlicher Vorbereitung beeindruckt und verstand jetzt, warum Parkin ihn so sehr schätzte. Während der folgenden Stunde beantwortete Brooks alle Fragen, die sich aus seinem Plan ergaben, und man einigte sich auf eine Grundstrategie für den Wahlkampf. Um halb eins begaben sich Florentyna und der
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