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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Day übersiedelte Florentyna in die Residenz des Vizepräsidenten am Observatory Circle. Das riesige viktorianische Haus schien viel zu groß für eine Person, es hatte geradezu groteske Ausmaße. Während der Inauguration saß Florentynas gesamte Familie hinter Parkins Frau und Tochter, Florentyna selbst neben dem Präsidenten und Ralph Brooks unmittelbar hinter diesem.
    Als sie vortrat, um den Amtseid abzulegen, wünschte sie nur, Richard wäre neben ihr. Mit einem Seitenblick auf Pete Parkin nahm sie an, Richard hätte auch diesmal republikanisch gewählt.
    Der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs, William Rehnquist, lächelte ihr herzlich zu, als sie ihm den Eid nachsprach:
    »Ich schwöre feierlich, daß ich die Verfassung der Vereinigten Staaten schützen und verteidigen werde gegen alle äußeren und inneren Feinde…«
    Florentyna sprach die Worte fest und klar, vielleicht, weil sie sie auswendig gelernt hatte. Als sie unter ohrenbetäubendem Jubel zu ihrem Sitz zurückkehrte, zwinkerte ihr Annabel zu.
    Nachdem Rehnquist den Präsidenten vereidigt hatte, hörte Florentyna der Antrittsrede zu, deren Entwurf sie erst gestern abend gesehen hatte. Wieder einmal sprach der Präsident von ihr als der größten kleinen Dame im Land.
    Nach der Zeremonie nahmen Parkin, Brooks und Florentyna mit Senatoren und Abgeordneten den Lunch im Capitol ein. Als sie auf dem Podium Platz nahm, wurde sie von ihren Kollegen im Senat herzlich begrüßt. Nach dem Lunch fuhr man in Limousinen über die Pennsylvania Avenue, das Beginnzeichen für die große Parade. Von der überdachten Tribüne vor dem Weißen Haus aus sah Florentyna dann die Musikkapellen, Plattformwagen und die Gouverneure der fünfzig Staaten vorbeidefilieren. Sie klatschte in die Hände, als die Farmer von Illinois ihr zuwinkten, und dann verbrachte sie nach einem kurzen Besuch der verschiedenen Inaugurationsbälle die erste Nacht in der Residenz des Vizepräsidenten. Je mehr sie sich dem Gipfel näherte, desto einsamer wurde sie.

    Am nächsten Morgen fand die erste Kabinettsitzung statt; diesmal saß Ralph Brooks zur Rechten des Präsidenten.
    Alle waren offensichtlich erschöpft. Florentyna saß am hinteren Ende des großen ovalen Tisches, umgeben von Männern, deren Ansichten sie nur selten teilte. Vier Jahre würde sie diese Männer ertragen müssen, bevor sie ihr eigenes Kabinett bilden konnte. Wie viele von ihnen wohl um ihre Abmachung mit Parkin wußten?

    Sobald Florentyna sich in ihrem Flügel des Weißen Hauses eingerichtet hatte, ernannte sie Janet zur Chefin ihres privaten Büros und besetzte viele der freigewordenen Stellen mit Mitgliedern ihres alten Teams aus den Tagen der Wahlkampagne und des Senats.
    Die wenigen Leute, die sie von Parkin übernahm – ihre Erfahrung hätte Florentyna gut gebrauchen können –
    verschwanden einer nach dem anderen, weil ihnen der Präsident wichtige Verwaltungsposten anbot. Nach drei Monaten hatte er praktisch den ganzen Stab wieder weggelockt und sogar versucht, Florentynas engste Mitarbeiter abzuwerben.
    Florentyna beherrschte nur mühsam ihren Ärger, als Parkin Janet das Amt einer Unterstaatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt anbot.
    Janet zögerte keinen Moment; in einem handgeschriebe-nen Brief an den Präsidenten bedankte sie sich für die Ehre, erklärte jedoch im Detail, warum sie in der Regierung nichts anderes tun wollte, als der Vizepräsidentin zu dienen.
    »Wenn du vier Jahre warten kannst, kann ich es auch«, sagte sie.

    Florentyna hatte oft gelesen, daß das Leben eines Vizepräsidenten »keinen Eimer warme Spucke« wert sei, wie es John Nance Garner ausgedrückt hatte. Doch selbst sie war überrascht, wie wenig es zu tun gab, verglichen mit ihrer Zeit im Kongreß. Als Senatorin hatte sie wesentlich mehr Briefe erhalten. Jeder schien seinem Abgeordneten oder dem Präsidenten zu schreiben; selbst das Volk wußte offenbar, daß der Vizepräsident machtlos war. Florentyna führte gern bei wichtigen Debatten den Vorsitz im Senat, weil sie damit den Kontakt zu ihren Kollegen aufrechterhielt, auf deren Hilfe sie in vier Jahren angewiesen sein würde. So erfuhr sie auch, was man sich in den Wandelgängen der beiden Häuser zuflüsterte. Viele Senatoren versuchten mit ihrer Hilfe an den Präsidenten heranzukommen, aber mit der Zeit stellte sie fest, daß sie selbst kaum Zugang zu ihm hatte; es vergingen Wochen, ohne daß Pete Parkin sie in irgendeiner wichtigeren

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